Der 12-teilige Artikel »Mein TRAVEL LIFE KIT« besteht aus einer Sammlung an Erfahrungen, Erkenntnissen und Strategien, Impulsen und Anregungen, die Barbara Minnich aus dem AlexOffice als Reiseausrüstung für ihr Leben in einen symbolischen Koffer gepackt hat. Mit diesem Beitrag lässt sie alle Leser*innen, die auch von depressiven Störungen betroffen sind, eigene Blicke in diesen Koffer werfen – in der Hoffnung, dass er auch für Andere eine Inspiration und Unterstützung sein kann bzw. zumindest einige Gedankenanstöße bietet. – Lest hier Teil 1: „Verbrettert“.
Mein »TRAVEL LIFE KIT« – 1 – Verbrettert
Barbara Minnich | »Verbrettert« | Wasserfarben und Kartonstreifen auf Papier | Anfang Januar 2019
Das allererste „schnelle Bild“, das in meiner ersten Kunsttherapie-Einheit entstand, nannte ich »Verbrettert«. Es war sozusagen eine Bestandsaufnahme und veranschaulichte den Zustand der verzweifelten Situation, wegen der ich mich für eine Therapie in der Tagesklinik Alteburger Straße in Köln entschieden hatte. Eine Situation, in der ich dachte, jetzt geht nichts mehr, jetzt habe ich das Ende der Fahnenstange erreicht. Ein Zustand, in dem ich überzeugt war, vollends gescheitert zu sein, in dem ich nicht mehr weiter wusste, in dem ich mich klein, alt, behindert und unfähig fühlte und eine Riesenangst vor der Zukunft hatte.
Der Grund, weshalb das Bild als Reisegepäckstück in meinen Koffer kam, liegt darin, das es mich daran erinnert, dass ein solcher Zustand nicht in Stein gemeißelt bzw. nicht mit Permanentkleber dauerhaft fixiert sein muss. Im übertragenen Sinne hat mir das Bild diese Botschaft selbst mitgeteilt, denn witzigerweise löste sich ein großer Teil der „Bretter“ im Laufe der Zeit vom darunter bemalten Papier!
Diese Bretter bestehen aus Kartonstreifen, die ich aus einer festen Pappe geschnitten hatte, die wiederum zuvor anderen Patienten als Malunterlage gedient hatte. Voll mit einigen Schichten an Acrylfarbe, haben sie natürlich ein ziemliches Gewicht. Und da ich sie (aus Zeitmangel) nur schnell mit Malerkreppband aufgeklebt hatte, fielen sie später nach und nach ab. Das Bild »Verbrettert«, so wie es auf dem Foto aussieht, gibt es demzufolge in diesem Zustand nicht mehr.
Mittlerweile ist also ein großer Teil des farbenfrohen, lebendigen „Darunter“ wieder zum Vorschein gekommen – an die Oberfläche. Das heißt, einiges in meinem Inneren, was sich durch Depressionen und Ängste ins Verborgene verabschiedet hatte und komplett „verbrettert“ war, kann ich mittlerweile wieder sehen und für möglich halten. Viele meiner Stärken und Ressourcen habe ich im Laufe der Zeit wieder (neu) entdecken können.
Von Zeit zu Zeit, wenn mich meine (leider wiederkehrenden) Depressionen wieder einmal heimsuchen, bin ich nun immerhin in der Lage zu realisieren, dass sich da wohl wieder ein „Brett“ materialisiert hat (oder zwei oder drei). Wenn ich es dann schaffe, mir nochmal den Inhalt meines Reisekoffers anzuschauen bzw. zu Gemüte zu führen … tschacka. Eine Auseinandersetzung damit könnte ja gegebenenfalls helfen.
Übersicht der Gepäckstücke im »TRAVEL LIFE KIT«
Durch Klick auf ein Bild gelangt ihr zum jeweiligen Gepäckstück meines Reisekoffers »TRAVEL LIFE KIT«.
Durch Klick auf den Koffer am Ende der Übersicht gelangt ihr zurück zum Einleitungsartikel.
Ein Beitrag von Barbara Minnich
Auch du kannst deinen Text, deine Erfahrung, dein Gedicht oder auch deinen Podcast bei uns einreichen. Unter Kontakt findest du unsere Ansprechpartner. Schick uns dein Werk und wir veröffentlichen es.
