Anlässlich des Disability Pride Month Juli hat das Social Media Team des AlexOffice eine Reihe an Beiträgen zu verschiedenen psychischen Erkrankungen zusammengestellt, in denen die Autor*innen ihre Gedanken, Informationen und Erfahrungen zum Ausdruck bringen. Lest hier die Einführung.


 

Disability Pride Month

 


 

Einführung

Ein sozialethischer Essai

Einer wörtlichen Übertragung der Disability Pride ist das Hemmnis miss zu verstehenden Stolzes in Abgrenzung zur aufrechten, selbstbewussten Haltung, einem Ende des Haderns mit sich und heilsamer Selbstakzeptanz eigen. Wagen wir einmal, dem menschlichen Unvermögen, Gebrechen, welches in so individueller Form jede:n betreffen wird, den Terminus des Geschickes an die Seite zu stellen und konstruieren hieraus mit dem Gelingen die Koordinaten unseres Daseins.

Gebrechen, Geschick, Gelingen: wem gegeben ist, die Letztgenannten mit hohem Maß in sich zu einen, wird dem Feld des Lebens wenig(-er) Gebrechen Raum zu geben haben – doch auch fernere Modifikation, weit ausufernde Einschränkung, ist nicht der anderen Axiome entkleidet; heißen wir euch mit dem Dichter: hoffen.

Denn gebrechliches Leben wie üble Geschicke werden nicht ohne Gelingen sein, wenn Schmerz affirmativ, sinnhaft verstanden wird, Auflehnung verebbt und Menschen sich dem Geheimnis eines unfassbar bleibend Größeren annähern; es seien als Beispiele Anna Schäffer von Mindelstetten und Dietrich Bonhoeffer genannt – „hier winden sich Kronen in ewiger Stille / sie sollen mit Fülle die Tätigen lohnen“ (Goethe).

Wäre es an uns, Wesensmitten in freiem Willen als stellend Gestellte zu verorten, zwischen Absurdität und sich in dies hinein-schickendem, individualisiertem Subjektivismus wählend? Ich denke: ja.

Begleiten Sie mich in ein Gedankenexperiment: zwei Personen sind von platonischen Höhlen der Unwissenheit umfangen. Der ersten ist durch Gelingen und Geschick ein weites Feld fruchtbaren Bodens gegeben, dessen Kultivierung sie des notwendenden Blickes zur Höhe, der lichtenden Höhlenöffnung des Geistes, der allen Wachstums Vollendung birgt, enthoben hat. Das körperhafte Wasser ist ihr größter Schatz; diese Person ist materialistisch.

Nicht so die andere, auf kleinem Raum, gleich Brunnenschächten hausend. In Dürftigkeit drängt es sie hin zum Hohen, nicht eingerichtet auf dem flachen Grund, steht ihr Bleiben der Verzweiflung nahe. So nimmt sie wohlbedacht das Wasser für den Aufstieg mit und durch die Enge der gesetzten Grenzen wird im Aufstieg Halt gewährt; mit aufgeschürften Händen kommt sie frei; diese Person ist idealistisch. Welcher gäben Sie den Vorzug? –

Das ist extrem und scheint nicht recht für uns gemacht, bleibt doch die Wahl anheimgestellt, in welcher Höhle ich mich fände. Nur manches Mal ist sie uns aus der Hand genommen. Dann Mut – Disability Pride! „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ (Hölderlin)

Ein Beitrag von L.S. (Text und Titelgrafik)

Weiterführende Links (Vorschläge der Redaktion): 
• Artikel „Disability Pride“ auf Wikipedia
• Artikel »Das sind die Tücken des „Disability Pride Month“« von Raúl Krauthausen (Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit)


Diese Beiträge der Reihe »Disability Pride Month« sind geplant oder bereits veröffentlicht:

Disability Pride Month: Einführung Disability Pride Month | »Einführung«  

Disability Pride Month: Bipolare Störungen Disability Pride Month | »Bipolare Störung«  

Disability Pride Month: Psychose Disability Pride Month | »Psychose«  

Disability Pride Month: Depression Disability Pride Month | »Depression«  

Disability Pride Month: Angststörung Disability Pride Month | »Angststörung«  

Disability Pride Month: Autismus Disability Pride Month | »Autismus«  

Disability Pride Month: Borderline Disability Pride Month | »Borderline«  


Auch du kannst deinen Text, deine Erfahrung, dein Gedicht oder auch deinen Podcast bei uns einreichen. Unter Kontakt findest du unsere Ansprechpartner. Schick uns dein Werk und wir veröffentlichen es.