Seinen Urlaub verbringt Marc Zimmermann (AlexOffice) gern bei seiner Verwandtschaft in Südtirol, das auf Italienisch „Alto Adige“ genannt wird. In seinem Artikel »Endlich Ferien! – Bella Alto Adige« beschreibt er, wie es ihm im letzten Sommer dort ergangen ist und wie gut ihm die Reise getan hat. Am Schluss gibt er uns noch ein paar kleine Tipps. 

Ein Beitrag aus der Reihe »Reisen mit kleinem Budget – praktische Tipps zur Urlaubsgestaltung«


 

Endlich Ferien! – Bella Alto Adige (Südtirol)

Endlich Ferien, aber nur 10 Tage. Die Freude ist begrenzt, als ich losfahre. Ich bin psychisch und physisch desolat, als ich losfahre. Der ICE hat mehr als 20 Minuten Verspätung, als ich in München ankomme, ich habe ca. eine halbe Stunde Aufenthalt, der Anschlusszug nach Bozen fährt mit mehr als 40minütiger Verspätung ab, ich finde mein Abteil nicht, weil der Wagen nicht angeschlagen ist. Der Urlaub geht sich zäh an. Doch in Bozen angekommen, ist die Freude da und mein Onkel und eine Freundin meiner Tante holen mich ab. Wir sitzen im Auto und Silva reicht mir eine Semmel mit „Kaminwurzen“, im Semmelteig sind Walnüsse. Wir halten nochmal an und ich hole mir eine Flasche Bier in einer Bar, probiere mein äußerst bruchstückhaftes Italienisch bei der reizenden Bedienung, ich sitze wieder im Auto: „Erzähl amoal, wie wor die Foart?“

Ich erzähle ein bisschen von meinen Missgeschicken in Köln und vom AlexOffice – wenn das etwas hermacht vor einem Professor und einer Doktorin. Naja, wer in Italien studiert hat, ist ja automatisch mit Dottore anzusprechen. So sind fast alle meine Verwandten in Italien Doktoren oder Professoren. Mein Opa mütterlicherseits hatte sogar zweimal promoviert. Er war Volkswirt und Jurist, damals, das war vor dem zweiten Weltkrieg musste man graduieren, also es war Pflicht, mit einer Doktorarbeit abzuschließen.

Mein Onkel rast nicht, aber er drückt schon drauf, der Turbo des Toyota bäumt sich auf, es ist über eine halbe Stunde fahrt. Wir unterhalten uns und so geht es vorbei an dem Elternhaus meiner Mutter, über die Serpentinenstrecke, über die auch das Giro d’Italia geht (in umgekehrter Richtung) bis nach Trafoi, wo mein Onkel damals einen alten (damit meine ich wirklich alt) historischen Hof gekauft hat. Ich bin da und besetze den Seminarraum im Keller, wo ich meistens wohne, wenn ich dort bin.

Ich habe mich eingerichtet und gehe eine Zigarette rauchen. Es ist Nacht. Der Blick von der Terrasse geht in die Richtung, in der im 19. Jahrhundert das Große Hotel stand, das viele illustre Gäste, Künstler und Geisteswissenschaftler beherbergte, der berühmteste von ihnen war wohl Sigmund Freud. Auch der „Geist“ von Franz Kafka schwebt noch dort über der Geisterspitze, ein mystischer Ort.

Bella Alto Adige (Südtirol)

Im Hellen, nach dem Frühstück, sieht es schon anders aus und der Berg ruft. Wir gehen in Richtung Madatsch/Passo Stelvio, vorbei an der ehemaligen Einsiedelei Tres Fontes, zu den Wasserfällen, die von den umliegenden Gletschern gespeist werden. Unter den Wasserfällen ist die Luft ionisiert, soll sehr heilsam sein, gesund ist es sowieso.

Unter einem der Wasserfälle kann man hindurchgehen, ein etwas feuchtes Vergnügen, aber bei den Temperaturen macht es einen Heidenspaß, und ist eine willkommene Abkühlung. Abends lehrt mich mein Onkel beim Schach das Fürchten.

So gehen die Tage schnell vorbei und am Ende stehe ich wieder mit beiden Beinen auf der Erde. Eine wirklich heilsame Erfahrung: die Gespräche, die Familie, die Berge, die Luft, das sich ständig ändernde Wetter, die Höhenlage, das gute Essen, … eine schier endlose Reihe an wohltuender Erfahrung bringt mich dem Kern meines Selbst näher.

Wieder am Boden, nach ca. 13 Stunden Fahrt, diesmal ohne Verspätung, lande ich in Köln. Südtirol war schön, aber auch steil, ich werde, zumindest für ein Jahr, wieder zum Flachlandtiroler, erinnere mich aber stärker meiner Wurzeln und habe genug Energie, dem Großstadtleben zu trotzen.

Tipps und Hinweise

Für den schmalen Geldbeutel gibt es natürlich Campingplätze, und Fernreisen mit der Bahn bucht man am besten immer so früh wie möglich, da kann man echt noch sparen. Dazu ist allerdings noch zu erwähnen, dass die Bahnstrecke nur bis München barrierefrei ist. Da man seinen Urlaub aber in Südtirol meistens zum Wandern, Klettern, Fahrradfahren und Skilaufen verbringt, erübrigt sich das Thema eigentlich.

Ein Beitrag von Marc Zimmermann (Text und Bilder)

Weiterführender Link: Südtirol auf Wikipedia

Anmerkung der Redaktion: Unter der Xblog-Rubrik „Unternehmungen“ werdet ihr in der Unterkategorie „Reisen mit kleinem Budget“ in Zukunft alle Beiträge finden, die zu diesem Thema veröffentlicht wurden.


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