Florence Nightingale gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege und hat den Weg für die vielen Pflegeberufe maßgeblich beeinflusst. Einen genaueren Blick auf ihr Leben und Wirken wirft für uns Zadora Lee aus dem AlexOffice. Sie lässt uns teilhaben, wie eine Frau aus einer gesellschaftlich hochgestellten Familie dazu kam, für die Armen und Kranken einzustehen. Das Titelbild zum Artikel hat wieder Güneš Ceyran (AlexOffice) gestaltet.
Florence Nightingale
Florence Nightingale kam am 12. Mai 1820 als zweite Tochter des Politikers William Edward Nightingale und Fanny Nightingale, geb. Smith, während eines Italien Urlaubs in Florenz zur Welt. Sie gehörte durch die Stellung ihres Vaters und ihrer Mutter der britischen Oberschicht an und bekam dadurch auch Einblicke in politische Themen, Sorgen und Nöte der Bürger Großbritanniens. Insbesondere die Not der Unterschicht hinterlässt durch die vielen Krankenbesuche in einem Dorf nahe Lea Hurst bei der jungen Florence Eindruck. Der Wunsch den Kranken und Armen als Krankenschwester zu helfen wird ihre Lebensaufgabe. Florence Nightingale avanciert zur Pionierin der modernen Krankenpflege.
Herkunft und frühe Jahre
Fanny Nightingale entstammte einer liberalen Familie. Ihr Vater, Florences Großvater William Shore, war Politiker im Unterhaus. Er setzte sich für die Rechte der unteren Schichten, Religionsfreiheit und die weltweite Ächtung der Sklaverei ein.
William Edward Nigthtingale war, wie seine Frau Fanny, Anhänger des Unitarismus, eine christliche Glaubensrichtung, die unter anderem die Lehre der Dreifaltigkeit ablehnte.
Die Familie glaubte an sozialen Fortschritt und die moralische Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft und stellte den Dienst zum Wohl der Gemeinschaft an vorderste Stelle.
In den 1830er Jahren organisierte und bezahlte die Familie Nightingale die medizinische Versorgung für die Bewohner eines Dorfes in der Nähe von Lea Hurst.
Florence bekam schon als zehnjährige durch gemeinsame Krankenbesuche mit ihrer Mutter und ihrer Gouvernante erste Kontakte mit der schwierigen Situation vieler Menschen der unteren Schicht.
1837-1844: Entscheidung für die Krankenpflege
Anfang 1837 brach in Südengland eine Grippewelle aus. Florence organisierte systematisch Hilfe, von der sie ihrer älteren Schwester Parthenope in einem Brief in Kenntnis setzte. Durch dieses Erlebnis erfährt sie ihre Berufung, die sich ihr in Form als Ruf Gottes zeigt und den sie in ihrem Tagebuch festhält.
1839 erhielt Florence Besuch von einem Cousin, der einige Wochen in Emberly Park, dem Hauptwohnsitz der Familie Nightingale, lebte und in Cambridge Mathematik studierte. Er weckt in ihr ein vermehrtes Interesse, sich ernsthaft mit der Mathematik auseinanderzusetzen.
Nach anfänglicher Skepsis gaben die Eltern durch das Bestehen ihrer Tante Mai Smith nach, und stellten einen Tutor für ihre Studien ein. Ihre Mutter enttäuschte der Umstand, dass sich unter den Besuchern kein Hochadel einfand.
Stattdessen fanden sich darunter vielmehr britische Politiker wie zum Beispiel Charles Shaw-Lefevre, Charles Darwin sowie die Mathematikerin Ada Lovelace, die als erste Erstellerin von
Computerprogrammen galt.
In dieser Zeit machte sie auch Bekanntschaft mit dem preußischen Botschafter Christian von Bunsen, der in London und Rom die Errichtung von Krankenhäusern vorschlug. Durch ihn setzte sie sich mit den Schriften von Arthur Schopenhauer, Friedrich Schleiermacher und darüber mit der Schrift „Das Leben Jesu“ von David Friedrich Strauß kritisch auseinander.
Bunsens Denkansätze prägten ihre später erschienene Schrift „Suggestions for Thought“. 1844 wurde Florence sich sicher, dass sie ihr Leben der Krankenpflege widmen wollte. Für die Entscheidung maßgeblich verantwortlich war der Besuch des Ehepaares Samuel Gridley Howe und seiner Frau Julia. Samuel Gridley Howe, der selbst Arzt war, war es der sie in der Entscheidung, sich in der Krankenpflege ausbilden zu lassen bekräftigte.
1845-1846 Differenz mit den Eltern
1845 unterrichtete Florence erstmals ihre Eltern über ihre Pläne sich in der Krankenpflege ausbilden zu lassen und dies zum Beruf zu machen. Sie stieß auf strikte Ablehnung.
Im 19. Jahrhundert wurden Kranke in der Regel zuhause gepflegt, da es Krankenhäuser, so wie man sie heutzutage kennt, nicht gab. Vielmehr übernahmen die Wohlfahrtshäuser kostenlos die Pflege, sofern der Patient ein Empfehlungsschreiben von einem der Unterstützer der Einrichtung vorweisen konnte.
Im Rahmen der Industrialisierung und Verstädterung der Bevölkerung gewannen die Krankenhäuser zunehmend für die Gesundheitsversorgung an Bedeutung.
Christian von Bunsen errichtete 1846 das wahrscheinlich erste Krankenhaus in London, das German Hospital, dass Florence besichtigen konnte.
Gegen den Willen der Eltern lehnte Florence den Antrag des wohlhabenden Schriftstellers und Politikers Richard Monckton Milnes ab, um sich 1851 in Kaiserswerth bei Düsseldorf in Deutschland als Krankenschwester ausbilden zu lassen.
In Großbritannien war eine Ausbildung in der Krankenpflege zu dieser Zeit nicht möglich.
1851 Ausbildung in Kaiserswerth und Paris
Forence wechselte nach Deutschland, um im deutschen Kaiserswerth eine Ausbildung zur Krankenpflegerin zu absolvieren. Im selben Jahr noch ging sie nach Paris, da sie sich die Pflegemethoden der Barmherzigen Schwestern aneignen wollte.
1853 bis 1854 Leiterin eines Pflegeheims
Im Jahr 1853 wurde Florence Nightingale Leiterin eines Sanatoriums für kranke Gouvernanten in London.
Zur selben Zeit brach der Krimkrieg aus. Das Russische Reich als Kriegspartei auf der einen Seite und das Osmanische Reich sowie Frankreich, Großbritannien und ab 1855 auch Sardinien auf der anderen Seite.
Es war der erste moderne Stellungskrieg, der zahlreiche Opfer, nicht zuletzt auch durch Seuchen aufgrund katastrophaler Versorgung forderte. Florence übernahm die Organisation mit 38 Krankenschwestern.
Das Britische Militär erschwerte zusätzlich die optimale Versorgung der Verwundeten. Dazu kam noch aufgrund der mangelnden Hygiene eine Choleraepedemie hinzu.
Die Organisation dieser Abläufe beanspruchte Florence und ihre Schwestern den gesamten Tag, sodass sie erst zum Abend Zeit fanden die Verwundeten zu besuchen um sich ein Bild von der Situation zu verschaffen.
Daher stammt auch ihr Name „Lady with the Lamp“. Florence erkrankte in dieser Zeit am Hämorrhagischen Fieber und war gezwungen 1857 die Krim zu verlassen.
Sie organisierte bis dahin 125 Krankenschwestern.
Dieser organisatorische Erfolg der Schwestern war überwältigend und brachte ihr von Seiten der Presse den Namen „Engel der Barmherzigen“ ein.
Die Schwestern versorgten ihn dieser Zeit 4000 Soldaten zur gleichen Zeit und über eine Zeitspanne von 3 Monaten zusätzlich mit Kleidung und Gebrauchsgütern.
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
Florence Nightingale wurde zu einer der populärsten Personen Englands. 1858 wurde sie als erste Frau in die Royal Statistical Society berufen.
Darauf folgte die Ernennung zum Ehrenmitglied der American Statistical Association aufgrund ihrer Ausarbeitung komplexer Statistiken zu Verwundeten und Heilungszahlen von Soldaten unter Unterschiedlichsten Bedingungen.
Ihre Erlebnisse hielt sie in den Büchern „Notes of Hospital“ fest. Die Pflegerischen Grundsätze veröffentlichte sie 1859 und 1860 zusammen in den Büchern „Notes on Nursing“.
Durch eine Geldsammlung konnte sie 50.000 Pfund generieren und für die Gründung einer „Florence Nightingale Stiftung“ einsetzen, um 1860 die Errichtung der ersten Krankenpflegeschule in London zu erreichen, das im St. Thomas Hospital integriert war.
Diese Schwesternschulen machten international Schule. Florence wirkte auch bei der Etablierung der Gemeindeschwestern mit, die insbesondere bei der häuslichen Krankenpflege der Armen aushalfen. 1861 folgte die Gründung einer Hebammenschule am Kings College London.
Sie verdiente sich als Beraterin des britischen Gesundheitswesens und nahm maßgeblichen Einfluss auf den schweizerischen Philanthropen Henry Dunant (1828-19190), der daraufhin das Rote Kreuz gründete.
1867 wurde ihr Geburtstag erstmals vom Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpflegern als „Internationaler Tag der Krankenpflege“ offiziell ausgerufen.
Tod
Florence Nightingale starb am 13. August 1910 in London.
1975 wurde posthum das Diakonissenkrankenhaus in Kaiserswerth bei Düsseldorf, indem sie einst ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin begann, ihr zu Ehren in Florence Nightingale benannt.
Text: Zadora Lee
Titelbild: Güneš Ceyran
Weiterführende Links:
https://whoswho.de/bio/florence-nightingale.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Florence_Nightingale#Gesundheitliches_und_Lebensart
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