Weihnachten naht und auch im Reich der Zwerge will es gebührend gefeiert werden. Unser Autor nimmt uns mit in deren Reich, doch auch dort gibt es Probleme. Denn Nörgelwichte finden anscheinend alles doof.
Lasst euch verzaubern und genießt die Weihnachtstage.
Für Lilian
In einem weit entfernt liegenden Lande wohnten einst die sieben und siebzig Zwerge, nährten sich wohlig von Bergbau, Schmiedehandwerken wie anderer Kunstfertigkeit und wussten gar nicht recht, wie gut sie es hatten.
Da kam eines schönen Sommertages der erste Nörgelwicht ins Land der Kleinen, und wie sein Name schon bedeuten mag, besah er sich ganz redefroh den heimeligen Ort, das fröhliche Kling-Klang des Schmiedehammers, die munteren Zurufe der Zuckerbäcker im Anbieten von Leckereien, das Weben und Flachsspinnen, Ackern und Säen, kurz alle emsigen Betriebsamkeiten eines wohlanständig-fleißigen Völkleins.
Die freundlichen Gastgeber boten ihm an, mitzuwirken, doch von den harten Landarbeiten bekamen seine Hände Schwielen, die Zuckerbrezel waren ihm zu süß und überdies erscheine ihm, so sagte er, das Volk der Zwerge als rückständig und kaum der Rede wert, als sich zu ärgern. So waren nun einmal die Nörgelwichte.
Als tags darauf ein zweiter ihrer Sorte den ruhig-malerisch geleg‘nen Ort der Zwerge besuchte und eine halbe Woche später drei von ihrer Art plötzlich, wie aus dem Boden ausgewachsen, bei den munter Schaffenden waren und stets etwas zu nörgeln fanden, wurden die Zwerge ein wenig verunsichert.
Gewiss, ihnen behagte das fleißig-süße Leben sehr, von Alters her gewohnt an schöne und nützlich-gute Dinge hatten sie die Frage selten nur gestellt: ob es auch anders gehen könne.
Zuerst mussten die Zuckerbäcker ihre Läden schließen, das sei zu ungesund, und grünes Stangenkraut viel schmackhafter, sagten die Nörgelwichte. Die Arbeit auf dem Feld wäre zu schwer, da müsse man, wer noch vernünftig wäre, doch Cumplixe kriegen, und eine Woche später liefen Zwerge mit Cumplix zum Zwergenarzt, die Tätigkeit auf allen Feldern ruhte und das grüne Stangenkraut vom Land der Nörgelwichte wurde importiert. Das gemeinsame Singen nach gut vollendetem Tagewerk schmerze ihren Ohren, sagten die Nörgelwichte, da müsse man doch Rücksicht nehmen – und der Gesang verstummte.
Ein Weniges darauf waren die Laternen zu unmodern und umweltschädlich, mit ihren ruß’nen Dochten schier ein Verbrechen, sagten die Nörgelwichte, und so wurden nörgelesische Glühwürmchen für teures Zwergengold schon baldigst importiert. Leider waren sie recht unzuverlässig und wer des Abends mit einem Glühwürmchen in der Laterne ausging, konnte sich nach dessen eigenwilligem Verlöschen bös verirren oder im Dunkeln arg die Nase stoßen. Man bliebe besser doch daheim, so hieß es.
Da nahte sich das hohe Weihnachtsfest und mancher Zwerg dachte mit leuchtend-frohen Augen an die Zuckerbäckereien, doch biss dann wieder im je eigenen Gehäuse ins grüne Stangenkraut, sehr nachdenklich ein als gesund Empfohlenes zerkauend.
Doch dann geschah es: als die inzwischen vielgliedrige Menge der Nörgelwichte den großen Weihnachtsbaum, der stets inmitten aller Häuschen aufgerichtet wurde, kritisierten und meinten, dass dies hohe Tannengrün so gänzlich aus der Zeit gefallen und ein importierter, grüner Stangenprengel schöner wäre, erfasste die Zwerge ihre Wut und das erste Mal seit über hundert Jahren gab es wieder einen Zwergenaufstand.
Sie warfen alle Nörgelwichte aus dem Dörflein, buken Weihnachtsgebäcke, kreierten schmackhafte Plum-Puddings, entzündeten wieder die buntgläsernen Laternen und tanzten sangesfroh bis zum nächsten Morgen, befreit, vollkommen glücklich, um den mit Kerzen, silbernen Nüssen und Lebkuchen reich geschmückten Weihnachtsbaum.
Ein Beitrag von L.S.
Bild von KI generiert.
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