In Teil 13 der Beitragsreihe »Masters of Horror« macht uns J. T. (AlexOffice) mit dem US-amerikanischen Regisseur und Filmproduzenten Roger Corman und seinem Werk bekannt, der sich besonders mit seinen Verfilmungen von Geschichten Edgar Allan Poes einen Namen machte. Die Filmemacher-Legende wurde 98 Jahre alt. 


 

»Masters of Horror« – Teil 13 – Roger Corman

 


 

Roger Corman – „The Pope of Pop Cinema“

(5. April 1926 – 9. Mai 2024)

Roger Corman 1978Roger Corman, der „Papst des Pop-Kinos“, verstarb im Mai letzten Jahres und ging, als einer der letzten lebenden Pioniere der Traumfabrik Hollywoods aus dem letzten Jahrhundert, in die Filmgeschichte ein.

Die Legende aus Detroit war sowohl im Western, in Science Fiction, im Krimi, in Komödien und nicht zuletzt im Horror-Film (wobei er den Genre-Mix aus Science Fiction und Horror bevorzugte und das Fundament für spätere Auswüchse des Body-Horrors aus dem Hause Ridley Scotts oder David Cronenbergs setzte) zuhause. Seine Stoffe im Grenzbereich zwischen Sci Fi und Horror, so zum Beispiel „It Conquered The World“ (1956), „The Wasp Woman“ (dt.: „Die Wespenfrau“ | 1959) oder „War Of The Satellites“ (dt.: „Planet der toten Seelen“ | 1957) wurden wahre Straßenfeger. Spätere Stars wie Jack Nicholson, Charles Bronson oder auch Robert Englund machte Corman in seinen Filmen groß.

Der clevere Geschäftsmann Corman machte sich als Low-Budget-Regisseur einen Namen, der oftmals in nur ein-zwei Wochen abdrehte. Sein gutes Händchen im Umgang mit Finanzen gab er in seiner 1998 erschienenen Autobiografie „How I Made A Hundred Movies In Hollywood and Never Lost a Dime“ kund.

So schillernd der Trip durch die Filmgattungen und -landschaften, so auch der Cast. In „The Man With The X-Ray-Eyes“ (dt.: „Der Mann mit den Röntgenaugen“ | 1963) spielte Comedy-Urgestein Don Rickles neben der umwerfenden Doris Van De Vlies. In „The Wild Angels“ spielte 1966 ein gewisser Peter Fonda neben einer gewissen Nancy Sinatra.

Allerdings brach Corman so gut wie nie mit den Konventionen seiner Zeit – die Dialoge blieben innerhalb des Korsetts der zeitgemäßen Gewohnheiten.

Roger Corman 2006Allein im Jahr 1963 drehte Corman drei Filme ab. In der Regel brachten sie es auf eine Laufzeit von bloß siebzig bis neunzig Minuten. Dabei lieferte er handwerklich tadellos, doch blieb künstlerischer Mehrwert, bis auf die Poe-Verfilmungen, leider auf der Strecke. Roger Corman war schnell und effizient.

Seine intensive, langjährige Zusammenarbeit mit Vincent Price, einem von Corman sehr geschätzten Feingeist, erwies sich als äußerst fruchtbar. Die Poe-Ära im Schaffen Cormans währte über sechs Filme. Die Filmhandlung von „Die Verfluchten“ (Orig.: „House Of Usher“ | 1960) weicht deutlich von der literarischen Vorlage Poes ab, doch verzeiht man das bei der großartigen Umsetzung gern. Cormans erste Poe-Inszenierung des Untergangs des „House Of Usher“ war bereits absolute Masterclass! Kaum ein Theater, noch eine Filmproduktion konnte wohl eine gelungenere Umsetzung mit einer nur annähernd brillanten Besetzung vorweisen – beachtlich neben Price auch die früh verstorbene Myrna Fahey als Madeline Usher und der kurz nach Corman im letzten Jahr verblichene Mark Damon als unglückseliger Besucher Philip Wanthrop.

Der in vielen Geschichten Poes zu findende Spannungskontrast zwischen Liebe und Tod schien Corman sehr bewegt zu haben. Diese Genre-Perlen stechen bis heute besonders heraus aus Cormans gewohntem B-Movie-Trash.

Mit „Pendel Des Todes“, „Lebendig Begraben“ und „Der Grauenvolle Mr. X“ folgten weitere Poe-Adaptionen, jede ein Klassiker mit der unverwechselbaren Handschrift Cormans. Corman soll einmal gesagt haben, dass er von Poe Anfang und Schluss nehme und alles dazwischen selber ausfülle.

Neben Poes Werk faszinierte ihn auch jenes von Lovecraft. „Die Folterkammer des Hexenjägers“ (Orig.: „Haunted Palace“) von 1963 wurde gerade wegen Farbdramaturgie und Kameraarbeit, gleich den Poe-Verfilmungen, hochgelobt. Vincent Price spielt in „Die Verfluchten“ bewährt den Gentleman zwischen brillantem Geist und Wahnsinnigem. Neben ihm Barbara Steele (bekannt aus „Die Stunde, wenn Dracula kommt“) und John Kerr (bekannt aus „Die Straßen von San Francisco“). Corman bewies auch hier ein weiteres Mal ein gutes Händchen bei der Besetzung.

YouTube-Screenshot aus: "Die Wespen-Frau (1959) Roger Corman - Horror, Science-Fiction, Kultfilm"Wer den Retro-Charme der Kulissen aus der Ära von Jack Arnold bis Brian De Palma schätzt und mag, wird die Klassiker aus Cormans Schmiede ganz gewiss genießen. Andere sollten jedoch auch einen Blick wagen und werden – vielleicht und nur vielleicht – dem Corman’schen Stil so manches abgewinnen können…;*

Ein Beitrag von J. T. (AlexOffice

Weiterführender Link:
Roger Corman – Wikipedia

Bilder:
• Titelbild (Screenshot): Vincent Price und Basil Rathbone in einer Filmszene von „Der grauenvolle Mister X“ (1962). Quelle: www.imdb.com. © Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. All Rights Reserved.
Portrait von Roger Corman 1978 (Foto von Marianna Diamos, Los Angeles Times, via Wikipedia)
Roger Corman 2006 (Foto von JaSunni via Wikipedia)
• Screenshot aus „Die Wespen-Frau (1959) Roger Corman – Horror, Science-Fiction, Kultfilm“ – YouTube


Auch du kannst deinen Text, deine Erfahrung, dein Gedicht oder auch deinen Podcast bei uns einreichen. Unter Kontakt findest du unsere Ansprechpartner. Schick uns dein Werk und wir veröffentlichen es.