Wisst ihr, was »Mutismus« ist? Falls nicht, lest diesen Artikel von Nina Mayer (AlexOffice). Sowohl durch ihre eingehenden Recherchen als auch durch eigene Erfahrung weiß sie, wovon sie hier spricht. Sie bringt uns innerhalb des weiten Spektrums an psychischen Besonderheiten die charakteristischen Merkmale von Mutismus ausführlich und anschaulich näher. 


 

Mutismus

Was ist selektiver Mutismus?

Selektiver Mutismus ist ein emotional bedingter Sprechabbruch. Dies kann vor allem die sprachliche Kommunikation stark einschränken. Aber auch Körpersprache und Mimik können davon beeinträchtigt werden.

Selektiv bedeutet auswählend, zielgerichtet, eingeschränkt und mutus bedeutet stumm.
Das bedeutet, in bestimmten Situationen verstummen die betroffenen Personen plötzlich oder schweigen, während sie in anderen Situationen ganz normal kommunizieren.
Das auffälligste Merkmal beim Mutismus ist das Schweigen. Es kann auch vorkommen, dass die Stimme immer leiser und brüchiger wird, Wörter verschluckt werden, die Sprache ins Stottern oder Nuscheln übergeht, die Kommunikation nur noch in Stichworten oder über Mimik abläuft, ein „sachliches“ Umschwenken stattfindet, man Mutisten jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen muss, nur noch auf Ja/Nein-Antworten reagiert wird, Blickkontakt vermieden wird, es zu einem autistischen Verschließen kommt oder Betroffene keine Gefühle oder Emotionen mehr offen zeigen.
Es kommt zu einer sogenannten Freeze-Reaktion, also einem Erstarren.

Die Freeze-Reaktion

Auf Gefahr reagiert der Körper oft mit der Kampf- oder Fluchtreaktion. Wenn diese nicht zum Erfolg führt, kommt es in der Regel zur Freeze-Reaktion.
Dabei erstarrt der Körper und die Muskeln sind angespannt. Es kommt zu einer Unfähigkeit, sich willentlich zu bewegen. Wenn man in diese Reaktion des Körpers rutscht, kann es passieren, dass man „steckenbleibt“, weshalb der Weg raus oft sehr schwierig ist.
Wir merken in der Regel noch, was um uns herum los ist, das Bewusstsein ist nicht ausgeschaltet.
Unser Gehirn bemerkt das Erstarren des Körpers und erkennt dies als Zeichen, dass wir in Gefahr schweben. Deshalb sendet das Gehirn ein Signal an den Körper zurück, dass wir in Gefahr sein müssen. Dies sorgt dafür, dass der Körper seine Stressreaktion noch weiter verstärkt. Dadurch werden noch mehr Signale vom Körper ans Gehirn gesendet, dass die Situation bedrohlich sein muss. Diese Feedbackschleife verstärkt sich also von selbst und kann dazu führen, dass die betroffene Person in einen Shutdown oder eine Dissoziation rutscht. Der Körper fährt immer weiter runter und erstarrt.
In einer Dissoziation sind unsere Wahrnehmung, Denken, Handeln und Fühlen getrennt. Das bedeutet, wir nehmen uns nicht mehr ganzheitlich wahr. Körper, Geist und Seele sind aus der Balance geraten. Dies sorgt für eine Störung in der Selbstwahrnehmung oder der eigenen Identität, da Körper, Geist und Seele einheitlich und nicht getrennt voneinander agieren sollten.
Da wir erstarrt sind, entsteht das Gefühl, dass wir nichts dagegen tun können. Da wir uns in der Erstarrung nicht bewegen können, lässt sich die Feedback-Schleife nicht unterbrechen.
Um die Freeze-Reaktion beenden zu können, muss man sich bewusst machen, dass keine wirkliche Gefahr besteht. Das Bewusstsein funktioniert auch in der Freeze-Reaktion. Es muss aber die Feedbackschleife durchbrechen, indem es feststellt, dass die Situation in der man sich befindet, sicher ist.

Achtsamkeitstraining kann hierbei auch helfen. Die Aufmerksamkeit muss gezielt auf Informationen gelenkt werden, die unseren Stress reduzieren und Sicherheit vermitteln und darf sich nicht auf Dinge richten, die den Stress oder die Angst fokussieren. Auch Bewegung hilft, da sie dem Gehirn Sicherheit und Selbstwirksamkeit signalisiert, weshalb man die Aufmerksamkeit auch darauf lenken kann, welche Bewegungen alle möglich sind. Aber je stärker die Angst, je stärker die Freeze-Reaktion, desto eingeschränkter sind oft die Bewegungsmöglichkeiten.
Bei einem Freeze kommt es im Gehirn zu einer Zerlegung des Erlebten in Einzelteile, um dadurch eine Verdrängung der extremen Erinnerungen einzuleiten.

In der Tierwelt ist die Freeze-Reaktion unter dem Totstellreflex bekannt. Der Grund für das Erstarren des Körpers ist die Hoffnung, vom Raubtier übersehen zu werden.
Das Tier ist starr vor Angst, wie gelähmt. Der Körper wird heruntergefahren, flache Atmung, keine Bewegungen, kein Aufschreien, nichts. Wodurch es auch so wirkt, als wäre das Tier tot. Da die meisten Raubtiere kein Aas essen, verlieren sie das Interesse an toten Tieren und verschwinden. Ist die Gefahr vorbei, löst sich die Erstarrung.
Normalerweise wird die Freeze-Reaktion nur bei Lebensgefahr ausgelöst. Verantwortlich für das Erstarren ist der Parasympathikus oder auch Ruhenerv. Während der Sympathikus unseren Körper aktiviert und auf besondere Anstrengungen vorbereitet, sorgt der Parasympathikus dafür, dass der Körper heruntergefahren wird.

Der Parasympathikus ist der älteste Schaltkreis in unserem autonomen Nervensystem, er hat sich vor 500 Millionen Jahren entwickelt.
Danach kam der Sympathikus mit seiner Kampf-/Fluchtreaktion vor 400 Millionen Jahren.
Der neuste Schaltkreis ist das „soziale System“, was sich vor 200 Millionen Jahren entwickelt hat. Dessen Strategie ist es, Gefahr durch Kompromisse, Gespräche, in der Gemeinschaft oder durch Anpassung zu regeln.
Kann die Gefahr durch das soziale System nicht beseitigt werden, aktiviert sich der nächsthöhere Schaltkreis, also der Sympathikus, der die Kampf- oder Fluchtreaktion auslöst. Besteht die Gefahr dann immer noch, wird der älteste Schaltkreis aktiviert und reagiert mit der Freeze-Reaktion.
Diese drei Schaltkreise haben sich über mehrere Millionen Jahre entwickelt und haben sich Jahrhunderte lang bewährt.

Das oberste Ziel des autonomen Nervensystems ist es, uns am Leben zu halten. In jeder Sekunde unserer Existenz schätzt unser autonomes Nervensystem deshalb die innere und äußere Umwelt ein und interpretiert sie, ob sie eine Gefahr für uns darstellen könnte.
Je nach Interpretation werden die drei Schaltkreise nacheinander deaktiviert.
Der normale Modus ist das soziale System. Dieses System bleibt solange aktiv, wie unser Nervensystem die innere und äußere Umwelt als „sicher“ interpretiert.
Wird die Situation jedoch als gefährlich interpretiert, wird das soziale System deaktiviert und wir wechseln in den Sympathikus.
Wird die Situation sogar als lebensgefährlich interpretiert, werden das soziale System und der Sympathikus deaktiviert und wir wechseln in den Parasympathikus.
Der Parasympathikus führt bei Stress zu Lähmung und Dissoziation.
Wenn ein Konflikt oder ein Problem auftaucht, versuchen wir zuerst, dies mit einem Gespräch zu lösen (Soziales System).
Klappt das nicht, reagieren wir mit Kampf oder Flucht (Sympathikus).
Funktioniert auch das nicht, wird der Parasympathikus aktiv.
Für gewöhnlich sollte das nur bei Lebensgefahr passieren. Also in ganz seltenen Ausnahmefällen. Dies liegt auch daran, dass das Herunterfahren des Körpers ein gefährlicher Zustand ist. Im ungünstigsten Fall kann das Herz aussetzen.

Eine Stressreaktion wird immer dann ausgelöst, wenn eine Situation oder ein Ereignis als gefährlich, lebensbedrohlich oder aussichtslos interpretiert wird.
Das autonome Nervensystem hat sich ursprünglich entwickelt, um Gefahren in der Außenwelt begegnen zu können.
Bei den meisten Säugetieren ist das heute noch so.
Die Babyantilope entkommt in letzter Sekunde dem Maul des Löwen.
Sie schüttelt sich, geht zur Mutter und vergisst das Ganze.
Sie beginnt sofort wieder zu grasen, als wäre nichts passiert.
Beim Menschen sieht das ganz anders aus.
Ein menschliches Kind kann sich erinnern.
Dies ermöglicht es dem Kind, auf Signale der inneren Umwelt zu reagieren.
Das menschliche Kind kann sich an den Löwen erinnern. Dass es fast vom Löwen gefressen wurde. Wodurch es immer und immer wieder erstarren kann. Das ist die Situation von Traumaopfern. Sie werden die Erinnerung nicht los.
Das bedeutet, der Körper reagiert immer noch so, als wäre der Löwe JETZT gerade über ihnen und würde JETZT gerade zubeißen, obwohl die Situation bereits lange vorbei ist.
Aus diesem Grund kann es passieren, dass der Körper einen Fehlalarm auslöst. Der Körper signalisiert also unserem Gehirn „Gefahr“, obwohl objektiv betrachtet keine Lebensgefahr besteht.

Die moderne Welt hat sich schnell verändert, wodurch diese Schaltkreise heutzutage oft Fehler verursachen können.
In der Steinzeit und auch noch vor 100 Jahren sind Menschen oft früh gestorben. Es gab häufig Situationen, in denen wirklich Lebensgefahr bestand. In der modernen Welt sind wir aber ziemlich sicher, und es gibt kaum Situationen, in denen wirklich Lebensgefahr besteht.
Das bedeutet, die Freeze-Reaktion dürfte eigentlich gar nicht mehr ausgelöst werden.
Trotzdem passiert das aber sehr häufig.
Der Körper kann bei der Note 6 in einer Klassenarbeit, bei Mobbing, wenn man gefeuert wird, bei einer Scheidung oder anderen schlimmen Dingen mit so viel Angst reagieren, als ob Lebensgefahr bestehen würde. Und dann springen die drei Schaltkreise an, obwohl in Wirklichkeit keine Lebensgefahr besteht.
Es macht durchaus Sinn, mit dem Erstarrungsreflex zu reagieren, wenn ein Säbelzahntiger auftaucht und einen fressen möchte. Aber wenn man sitzengeblieben ist, Schulden hat, gemobbt wird oder ähnliches, ist der Erstarrungsreflex des Körpers keine Hilfe, um der „Gefahr“ zu begegnen. Und auch der Flucht- und Kampfreflex ist oft kontraproduktiv.
Deshalb ist es hilfreich, wenn man sich wieder in das soziale System zurückreguliert, indem man seinem Körper signalisiert, dass keine Lebensgefahr besteht und diese Unannehmlichkeiten bewältigt werden können und nicht den Weltuntergang bedeuten.

Was Mutismus nicht ist!

Es gibt viele Kinder, die etwas schüchtern sind und zum Beispiel Angst haben, wenn sie mit Fremden sprechen. Der Unterschied zu Kindern mit selektivem Mutismus ist aber, dass sie sich mit der Zeit daran gewöhnen und nach ein paar Stunden oder ein paar Treffen ist es gar kein Problem mehr, sich mit anderen zu unterhalten. Kinder mit Mutismus können das aber nicht. Mutismus ist also nicht einfach nur schüchtern sein.

Die Aussprache und das Sprachverständnis sind vom Mutismus nicht betroffen.
Es wird also nicht aus Scham geschwiegen, weil man sich in einer Sprache nicht richtig ausdrücken kann oder einen Sprachfehler (Stottern) verheimlichen möchte. Auch der Sprachschatz ist nicht eingeschränkt, sondern normal entwickelt.
Gesundheitlich liegen keine Probleme vor.

Und es ist auch keine Sprachverweigerung. Der Sprechabbruch oder das Verstummen geschehen keinesfalls freiwillig.
Eine häufige Fehleinschätzung ist es auch, dass Menschen hinter dem Schweigen von Mutisten Machtspiele oder eine Trotzphase vermuten. Die Kinder können ja sprechen, dann nutzen sie das Schweigen vermeintlich für eine emotionale Erpressung aus.
Auch die Begriffe „selektiver Mutismus“ und „elektiver Mutismus“ können oft für Verwirrung sorgen. Selektiv und elektiv bedeuten beide auswählend, punktuell oder wahlweise.
Was zur Schlussfolgerung verleiten kann, dass der Mutist oder die Mutistin das Schweigen bewusst „auswählt“. Also die Situation, in der er/sie spricht und in der er/sie nicht spricht, selber „bewusst“ auswählt.
Was aber nicht der Fall ist.
Es gibt eine kleine Bedeutungsnuance.
Elektiv beschreibt einen gewollten oder bewussten Prozess, während selektiv etwas beschreibt, was nicht gewollt und erst recht nicht bewusst geschieht.
Bei der selektiven Amnesie, also einem Gedächtnisverlust, können die Betroffenen auch nicht „selber“ auswählen, woran sie sich wieder erinnern und woran nicht. Sondern Faktoren, auf die sie keinen Einfluss haben, bestimmen mit der Zeit, woran sie sich wieder erinnern können.
Die Annahme, dass „bewusst geschwiegen“ wird, verleitet zu der Fehlannahme, dass Betroffene aus Trotz schweigen oder um ihren Willen durchzusetzen, was nicht zutreffend ist.
Deshalb wird heutzutage meistens vom selektiven Mutismus gesprochen.
Es gibt auch noch den totalen Mutismus, bei dem überall geschwiegen wird. Totaler Mutismus ist aber sehr selten.

Nicht der/die Betroffene selbst entscheidet darüber, in welchen Situationen und mit welchen Personen er/sie redet bzw. schweigt, sondern das autonome Nervensystem.
Starke Emotionen, unterdrückte Gefühle, Projektionen, Selbstunsicherheiten, ein geringes Selbstwertgefühl oder negative Glaubenssätze können Blockaden im System auslösen, weshalb es zu einem nicht gewollten und erst recht nicht bewussten Entscheidungsprozess kommt.
Bestimmte soziale Situationen, die innere Gefühlswelt, die Stimmung, der Stressfaktor, unbewusst ausgewählte Personen und andere Faktoren, auf die man keinen direkten Einfluss hat, treffen quasi „die Auswahl“.
Die Ursachen für das Schweigen sind emotional bedingt.
Das kann eine eigene Geringschätzung sein, fehlendes Selbstbewusstsein oder ein übertriebenes Nachdenken oder „Zu viel denken“.

Der Unterschied zwischen Autismus und Mutismus

Da Mutismus sehr unbekannt ist, kommt es häufig vor, dass Ärzte eine Autismus-Störung diagnostizieren. Es gibt auch ein paar Parallelen zwischen Mutismus und Autismus.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen den beiden Diagnosen.
Autismus wird als Entwicklungsstörung definiert, die durch Defizite in der sozialen Kommunikation und Interaktion gekennzeichnet ist, die in verschiedenen Kontexten auftritt.
Mutismus wird als eigenständige Angststörung definiert, bei der Betroffene unfähig sind, in bestimmten sozialen Situationen zu sprechen, obwohl sie in anderen Situationen normal sprechen können.
Während Autisten ein konstantes Verhaltensmuster aufweisen, gibt es bei Mutisten einen Wechsel. In manchen Situationen können Mutisten ganz normal sprechen und in bestimmten anderen Situationen verstummen sie. Sprich: Mal tritt der Mutismus auf, dann rückt er wieder in den Hintergrund. Mal sind die eigenen Fähigkeiten eingeschränkt, dann wieder vollumfänglich verfügbar. Das gibt es bei Autismus nicht. Autisten sind nicht in bestimmten Situationen autistisch und in anderen Situationen nicht autistisch.
Es ist sehr schwer, die beiden Diagnosen auseinander zu halten.
Mutisten haben in der Regel keine Schwierigkeiten mit der Sprache, sondern sie können in bestimmten Situationen nicht sprechen. Beim Autismus können hingegen Sprachschwierigkeiten auftreten. Mutisten sind in sozialen Situationen – in denen sie nicht sprechen – dennoch in der Lage, nonverbale oder soziale Kommunikation zu zeigen.
Beim Mutismus tritt als Begleiterscheinung häufig eine Sozialphobie auf, bei Autismus kann es zu repetitiven Verhaltensmustern kommen.
Da es einige Überlappungen zwischen den beiden Diagnosen gibt, braucht es eine umfassende Beurteilung durch Fachleuchte.

Wie sich Mutismus im Alltag zeigt

Mutistische Kinder sprechen also in bestimmten Situationen nicht mehr, obwohl sie sprechen können und dazu in der Lage sind.
Oft wollen sie auch sprechen, können es aber nicht.
Dies passiert vor allem dann, wenn sie eine vertraute Umgebung verlassen.
Also wenn sie in den Kindergarten kommen oder in die Schule gehen.
Dadurch entsteht eine Situation, die für alle schwierig ist. Für Erzieher, Lehrer, Eltern und auch für die mutistische Person selber.

Mia (5) liebt es, zu Hause mit ihrer Schwester zu spielen. Zu Hause hat Mia immer ganz viel zu erzählen, von ihrem Tag, dem Spielen mit ihrer Schwester oder verrückte Geschichten, die sie sich ausdenkt.
Zu Hause ist Mia ganz klar die Chefin, und manchmal kann sie auch richtig wütend werden, wenn ihr etwas nicht passt. Dann wird sie auch richtig laut und streitet sich mit Mama.
Aber „draußen“ ist Mia immer auffällig still. Wenn Mia mit ihrem Papa zum Arzt geht, kann sie oft gar nichts sagen. Auch dann nicht, wenn ihr irgendetwas weh tut oder sie etwas doof findet. Aber Nicken geht, zumindest manchmal.
Allgemein ist es für Mia leichter, mit Personen zu sprechen, die sie richtig lange und gut kennt. Zum Beispiel mit Oma und Opa. Bei neuen und fremden Personen fällt Mia das Sprechen schwer. Das gleiche gilt auch für Orte, zu Hause fällt ihr das Sprechen leichter als im Kindergarten. Und dies gilt auch für Themen, über die gesprochen wird.
Mia fällt es leichter, über Dinge zu sprechen wie zum Beispiel ihr neues Spielzeug. Was ihr hingegen schwer fällt, ist es, über ihre Gefühle und Gedanken zu sprechen.
Eigentlich ist Mia schon immer recht still und sie hat vor vielen Dingen etwas Angst.
Auch später in der Schule treten Schwierigkeiten auf. Mia verfolgt den Unterricht sehr aufmerksam, macht ihre Hausaufgaben und schreibt schriftlich auch sehr gute Noten.
Aber ihr Klassenlehrer ist unzufrieden mit Mia, weil sie sich im Unterricht nie meldet.
Der Klassenlehrer spricht deswegen auch mit Mias Mutter, die das gar nicht verstehen kann. Zu Hause spricht Mia ununterbrochen. Deswegen vereinbart Mias Mutter einen Termin beim Psychologen. Mia hat Angst vor dem Termin und ist sauer auf ihre Mutter, weil der Psychologe bestimmt auch nicht versteht, dass sie manchmal einfach nicht sprechen kann.
Mia ist dann einfach stark angespannt und hat Angst, dass sie Fehler macht oder ihre Stimme seltsam klingt.
Mia kann sprechen, das sieht man zum Beispiel zu Hause. Aber in manchen Situationen eben nicht.
Dies nennt man selektiven Mutismus. Von 100 Kindern ist in der Regel 1 Kind betroffen.
Aufgrund seiner Seltenheit von 0,3% ist Mutismus kaum bekannt.
In der Regel tritt Mutismus im Kindesalter auf, also mit Eintritt in den Kindergarten oder der Einschulung. Die Heilung oder das Überwinden von Mutismus ist sehr schwierig, weshalb es auch viele erwachsene Mutist*innen gibt.

Ein Beitrag von Nina Mayer

Quellen und weiterführende Links:

"Was ist Selektiver Mutismus?" (2 Screenshots YouTube KiJu-Abteilung) KiJu Abteilung | YouTube: Was ist Selektiver Mutismus?
• Mutismus Selbsthilfe Deutschland e.V. | Dein Sprachrohr zur Selbsthilfe | www.mutismus.de
• Deb Dana | G. P. Probst Verlag | 2022: „Arbeiten mit der Polyvagal-Theorie – Übungen zur Förderung von Sicherheit und Verbundenheit“

Titelbild (Ausschnitt) von Victoria auf Pixabay


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