»Offenen Auges« – Eine römische Betrachtung aus der Feder von L.S. (AlexOffice). Laut seinen eigenen Worten lädt er uns mit seiner neuen kleinen Erzählung „zum Nachdenken, aber auch zum Handeln“ ein.
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»Offenen Auges« – Eine römische Betrachtung

Als sich die Kuppelweite schloss und breite Bündel Lichtes niederbrachen, war mir das Pantheon  b e i n a h e  Möglichkeit, ein ausgewogen Ganzes zu betrachten, in sich geschlossen Teil von jener Welt, in der uns Widersprüche wuchern, ein separierter Eigen-Sinn, der ungebrochen Harmonien träumt − mitleidig sachte Lügen, um Wahrheit wie den Sonnenglanz im Höchsten einzulassen, aus wohlproportioniert erkennbar Werdendem den Fokus auf Vereinzeltes zu legen, da ohne Helle ebenso wie fern der Wahrheit uns kein Echtes, Schönes wird, nur Dunkel, Enge, Furcht, ein Meer von Nichts, zur Wirklichkeit erhoben.

Und als ich so Gedanken wie ein Schmetterling, sanftmütig-leicht, zur Kuppelrundung sandte, fiel dort, am Grabmal Raffaels, ein Lichtpunkt, unvermutet dichte Stäube in der Luft aufzeigend, vom Marmor auf ein and’res Bild: es stand so knorrig, wundersam faltendurchwirkt, voll Majestät die Not, sie selber da, in einer Greisin und klimperte mit plastikweißem Becher; ich gab ihr schnell, doch ließ ihr Bild mich, weit’re Kreise ziehend, kaum mehr los. Dort stand sie, vor dem Marmorglanz, der uns in Sicherheiten wiegt, und bricht Idyllen, breit vom Licht umflossen, Penia, das Elend, grausam zart entrückt. – Da hob sie ihren fast erlosch’nen Blick, ein weiterer Passant hatte gegeben, verschmitzt und lächelnd in das Sonnengold − und strebte flink dem Ausgang zu, pfiff eine Melodie, die Nahestehende in weihevoll umraunter Stille zu empören schien, ihr Mittagessen einzukaufen.

Ja, wandle, kluge Greisin, doch immer unter uns und sei bedankt, dass deine Wirklichkeit ergreift, − dass wir in tätigem Bestreben täglich uns’re Pflicht erkennen, mit großer Milde dir zu helfen.


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Ein Beitrag von L.S. (Text und Audio)

Bild (Ausschnitt) von Stefano auf Pixabay


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