Während seiner Reise nach Verona in Italien hat L.S. (AlexOffice) drei »Veroneser Sonette« verfasst und beschreibt sie in seinen eigenen Worten als „Wortklänge zur zerbrechlichen, doch alles transzendierenden Macht der Liebe“.


 

Veroneser Sonette

 

Ein lichtender Morgen schleicht lautlos verspielt
Auf nussholz’nen Böden und Möbeln hinan
Vergoldet der Ruhenden Lager und bahnt
Sich Wege zu glänzenden Schwallen, Geflicht

Des Haares, wie’s lockend die Lippen umquillt −
Erwarmende Zartheit von Küssen berührt
Umhaucht jene tieferen Saiten, geführt
Von neckender Allmacht-Naturen Gesicht

Und findet sich schauend im Ewigen Tanz
Des werdend-vergehenden Lebens umhegt
Erflicht aus benetzenden Perlen den Kranz

Der Stirnen und Herz zueinander gelegt
Ist Weg in das wahrhaft lebendigste Sein
Und schenkt neuen Wesens erblühenden Keim.

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Von eigenen Glücken ins Dunkel der Welt
Geworfen umkleidet uns Schönheit wie Not
Sie fließt ineinander, des And’ren Gebot
Gleicht leuchtendem Öl, zwischen Wassern erhellt

In jedem ein Funke den Dämmer des Selbst
G e t r a g e n e  S c h w e b e  aus lichtem Verzicht
Wer sähe dies Wagnis von Liebenden nicht
Falls du dich als Bote ins Morgende stellst −

Umwinde mich neu an Balkonen und sei
Mein Tag, wenn ein Schrei aus dem Schatten noch quält
Umfange zur Höhe, verspreche nun frei

Geworden den Frieden in allem gesucht
Und wie’s an uns liegt vor dies Heut’ge gestellt
Zu haben: den Hassenden würde geflucht.

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Verbundene Töne aus hallender, hoch
Entrückender Schöne, seid Zeugnis und Bild
Gleichklingenden, weisenden, zart’res Gefild
Ersonnenen Ahnens, das euch zu sich zog

Zu Sternen hin schwingender Seelen – erglüht
Aus Tiefe in Eig’nem das Große gefunden
Die Schwelle betreten, dem Schweigen verbunden
Den Saum des Gewands eines Gottes gefühlt

Zu haben, um dennoch, als Kündende Fron
Der Liebe, zum Staub, in die Dunkel zu wallen
Denn Gabe wird einzig der  G e b e n d e n  Lohn

Umschmiegt in der Sanftheit von nebelnden Allen
Den sphärischen Sang; singt vom Geist, der erhält
Wenn alles Vergängliche lautlos zerfällt.

Ein Beitrag von L.S.

Bild (Ausschnitt) von max berliner auf Pixabay


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