In ihrem Artikel »Ich freue mich, wenn du dich freust« denkt Cornelia Schmitz (AlexOffice) über die schwierige Situation von Wohnungslosen nach, zum Beispiel, wenn diese medizinische Hilfe benötigen oder auch im Falle einer Bestattung. Die Frage ist: Wer kann auf welche Weise helfen? – Cornelia nennt hier konkrete Anlaufstellen bzw. Hilfsprojekte wie Gubbio, die kath. Obdachlosenseelsorge im Stadtdekanat Köln und die Pace e Bene-Stiftung oder auch das Kölner Stadtmagazin DRAUSSENSEITER. – Schließlich appelliert sie an uns ALLE, auf die uns mögliche Weise Hilfe zu leisten.
Ich freue mich, wenn du dich freust
Sehen Sie auch die vielen obdachlosen, zum Teil sehr stark verwahrlosten Menschen auf den Straßen unserer Städte?
Ich sehe sie. Und mich erschreckt – und ängstigt – das Ausmaß an Verelendung, der Verlust jeder persönlichen Struktur, die völlige Verrohung. In Deutschland, einer immer noch reichen Nation.
Viel könnte man sagen über Wohnungsnot, Inflation, kaputte Familien. Oder über eine absolut fehlgeschlagene Drogenpolitik und mangelnde Konzepte. Oder über Menschen in Amt und Würden, die sich nach etlichen Dienstjahren hinstellen und sagen: Naja, Köln ist eben so (heruntergekommen) da kann man nichts machen.
Man könnte viel sagen.
Könnte man auch etwas tun? Als einzelner Mensch, ganz konkret?
Das Kölner Straßenmagazin „DRAUSSENSEITER“ stellte in seiner Ausgabe Mai 25 ein sehr gutes Projekt vor, nämlich ein Hospiz für sterbenskranke, todgeweihte, wohnungslose Menschen, die ihre letzten Tage auf Erden in Frieden und Würde verbringen können. Geschafft hat dieses kleine Wunder die Franziskanerschwester Christina Klein, Seelsorgerin der Obdachlosenkirche „Gubbio“. Sie hat, gemeinsam mit anderen, im September 2020 die „Pace e Bene-Stiftung“ gegründet, die das Hospiz nun in Köln betreibt.
Inzwischen konnte dort z.B. Jaczek unterkommen. Er freute sich über ein eigenes Zimmer mit Fernseher, eine Terrasse, auf der er rauchen konnte, er hatte sogar eine polnische Pflegerin zum Reden. Als er starb, nahm die Familie die Urne mit nach Polen, so dass sein schweres Leben einen etwas versöhnlichen Ausklang hatte.
Wie läuft das sonst? Was passiert, wenn ein wohnungsloser Mensch schwer erkrankt? Nun, die Mitarbeiter des Mobilen Medizinischen Dienstes weisen die betreffende Person – im Auftrag des Gesundheitsamtes – in ein Krankenhaus ein. Dort wird der Patient, die Patientin versorgt und bleibt, wenn etwa eine Krebserkrankung festgestellt wird, 10 bis 14 Tage in der Klinik. Und dann – geht es wieder auf die Straße. Ohne Nachbehandlung. Und wir reden hier von deutschen Staatsangehörigen. (Oder vielleicht von Menschen aus dem EU-Raum, da bin ich nicht sicher.) Personen, die keinen Anspruch auf etwelche Leistungen haben (Migranten), erhalten keine Schmerzmittel (!), geschweige denn eine weiterführende Behandlung wie etwa Chemotherapie. Sie sitzen dann auf der Platte, leiden und behelfen sich vielleicht mit Alkohol.
Was aber kann man jetzt tun?
Nun, natürlich hilft Geld, eine Spende an das Hospiz.
Wer wenig übrig hat, der könnte aber auch das Folgende versuchen:
Es gibt auf der Straße zahlreiche ältere Menschen, die nicht sterbenskrank, aber doch sehr schwach sind. Wenn es sich um deutsche Staatsangehörige handelt, die versichert sind, haben sie in vielen Fällen Anspruch auf einen Platz im Altenheim. Jedoch – und das weiß ich aus eigener Erfahrung – sind die Pflegeheime sehr anspruchsvoll in der Auswahl ihrer Bewohner. Es kostet Kraft, jemanden unterzubringen; Nerven, Papierkram, all das. Es muss also jemand geben, der sich Mühe macht. Der ggfs. zunächst mal einen Pflegegrad beantragt oder höherstufen lässt, der die Angelegenheiten des alten Menschen in Ordnung bringt, sich dann auf die Suche macht, die Heime abtelefoniert, Termine ausmacht, die Plätze anschaut, und generell für den etwaigen Bewohner wirbt. Der im Weiteren dann vielleicht (gebrauchte) Kleidung oder Dinge des täglichen Bedarfs organisiert und einfach eine Art „Pate, Patin“ für den alten Menschen ist.
Man könnte auch an eine Art Besuchsdienst denken, gleich, ob es um einen Menschen im Hospiz, oder an einen Bewohner im Altenheim geht. Wenn nämlich ein Bewohner aus dem Heim vorübergehend ins Krankenhaus muss, wäre es schön, jemand bringt ihm seine persönlichen Dinge (Pyjama, Necessaire, Waschutensilien) vorbei. Das macht keiner, wenn keine Angehörigen/ Freunde da sind.
(Notiz am Rande: In Berlin gibt es ein Pilotprojekt, nämlich ein Altenheim für Obdachlose mit 110 Plätzen. Das wäre doch sicher auch was für Köln? Ich spreche jetzt in Richtung der Alexianer Brüdergemeinschaft…).
Zurück zum Text: Es werden also Ehrenamtler gesucht. Die vielleicht Karmapunkte sammeln wollen.
Belohnung? Die Freude im Gesicht des älteren Menschen, der sich endlich etwas ausruhen kann. Die Freude, wenn er oder sie gar nicht mit Besuch gerechnet hat und doch jemand kommt. Die rührende Freude über ein kleines Geschenk.
Oder auch: Sich selbst als Mitmensch begreifen, der jederzeit in eine ähnliche Lage rutschen könnte. Denn, und das wissen wir seit Corona, wie schnell sind alle Gewissheiten dahin? Wie schnell kann etwas kippen? Praktisch niemand ist gefeit.
Interessiert es jemand, wie verstorbene obdachlose Menschen bestattet werden?
Auch hierauf gab der Text im „DRAUSSENSEITER“ eine Antwort:
Zunächst einmal werden seitens der Stadt Köln Angehörige gesucht. Das kann dauern. Wenn keine zu finden sind, kümmert sich das Bestattungshaus Kuckelkorn, welches in Köln die Sozialbestattungen vornimmt, um die Beerdigung. Die letzte Reise geht dann auf ein Gräberfeld auf dem Südfriedhof. Zeitgleich feiert die Obdachlosenkirche „Gubbio“ eine Messe für alle Interessierten.
Schwester Klein sagt, manchmal kämen sehr viele Menschen zu einer solchen Beerdigung. Manchmal seien sie aber auch nur zu dritt am Grab. Jedenfalls, es gibt eine gewisse Ordnung, das finde ich tröstlich.
So. Bevor ich es vergesse, hier die Daten:
Spenden
Pace e Bene-Stiftung
IBAN: DE62 3706 0193 0021 0210 40
BIC: GENODED1PAX
PAX-Bank Köln
Kontakt
Gubbio – Kath. Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln
Ulrichgasse 27-29
50678 Köln
Mail: info@gubbio.de
Schwester Christina Klein OSF
Tel.: 0173 5709617
Vielleicht sieht man sich ja mal dort, würde mich freuen.
Ein Beitrag von Cornelia Schmitz
Quellen und weiterführende Links:
• Gubbio-Obdachlosen-Seelsorge
• Die Pace e Bene-Stiftung
• DRAUSSENSEITER Köln – Die Stimme der Straße
• »30 Jahre Straßen-(Magazin)« – Xblog-Beitrag von Cornelia Schmitz vom 19.12.2022
Bilder:
• Titelfoto von: Obdachlosenhilfe in Deutschland | Franziskaner Helfen
• Schild am Außeneingang: Gubbio – Kirche für Menschen auf dem Weg
• Abbildung von drei Ausgaben des Kölner Stadtmagazins DRAUSSENSEITER
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