In der Reihe »Berühmte Persönlichkeiten mit psychischer Erkrankung« stellt das Social Media Team des AlexOffice einige betroffene Menschen vor, die in der Öffentlichkeit stehen bzw. standen. In einzelnen Beiträgen erfahrt ihr, wie die jeweiligen Persönlichkeiten selbst und wie die Gesellschaft mit dieser Art von Erkrankung umgehen.
Lest hier den Artikel zu Britney Spears.
»Berühmte Persönlichkeiten mit psychischer Erkrankung«
Britney Spears – Ringen um ein autonomes Leben
Der Widerspruch könnte nicht größer sein: auf der einen Seite der weltbekannte Popstar, der Säle füllt, ein riesiges Vermögen gemacht hat und eine gut geölte Maschinerie mit zahlreichen Mitarbeitenden am Laufen hält – und auf der anderen Seite die unmündige, möglicherweise seelisch kranke Frau, die lange unter der Vormundschaft ihres Vaters stand.
Britney Spears Prozess, in dem sie dagegen kämpfte, dass ihr Vater weiter die Entscheidungen in ihrem Leben trifft, ging um die Welt. Rund um den Globus formierte sich eine „Free Britney“ Bewegung, die einen der besten Showstars aller Zeiten im Ringen um Selbstbestimmung unterstützt.
Die Entertainerin wirkte 2008 tatsächlich hilfebedürftig. Bilder mit kahl rasiertem Kopf und Tattoos auf den Armen schockierten, sie verlor das Sorgerecht für ihre Kinder, schließlich wurde sie in einem Rettungswagen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert – sie litte unter Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen, sei sogar „eine Gefahr für sich und andere“. Die klassische „Psychosekranke“ also – doch ist das wirklich so? Kann eine so „gestörte“ Frau musikalisch so erfolgreich sein und neben vielen anderen Erfolgen und Triumphen auf der Bühne und im Fernsehen vier Jahre lang in einer Dauershow in Las Vegas auftreten?
Fakt ist, sie wurde 2008 entmündigt und stand lange unter Betreuung durch ihren Vater, der gemeinsam mit einem Anwalt das nicht unbeträchtliche Vermögen des Stars verwaltete. Nach Angaben der Dokumentation „Controlling Britney Spears“ soll er sie sogar in ihren privaten Räumlichkeiten unter Einsatz von Sicherheitstechnik überwacht und abgehört haben.
Spears selbst führte im Prozess als Argument gegen die Vormundschaft an, sie litte unter Traumata, fühle sich ausgebeutet, und könne nicht über sich bestimmen – selbst nicht bei so weitgehenden und ganz persönlichen Entscheidungen wie Familienplanung und Verhütung. Einen Teilerfolg konnte sie schon verbuchen – sie konnte sich einen Anwalt ihrer Wahl aussuchen. Schließlich forderte Spears, die Betreuung seitens des Vaters zu beenden und statt seiner einen professionellen Treuhänder einzusetzen, der ihre finanziellen Angelegenheiten regeln sollte. Zunächst entschied das Gericht gegen sie, woraufhin sie ankündigte, nicht mehr als Sängerin arbeiten zu wollen. Am 12. November 2021 hob das Gericht die Vormundschaft des Vaters schlussendlich auf – Britney war frei und kündigte an, ihre Memoiren zu schreiben.
Aus der Ferne ist schwer zu sagen, wie es tatsächlich psychisch um den Popstar steht. Ist sie die unglaublich erfolgreiche Entertainerin, oder im Inneren noch das Kind, das von der Musikbranche verheizt wurde? Oder beides zugleich?
In ihrem Ringen um Selbstbestimmung und gegen Zwang drücken wir Britney Spears jedenfalls von Herzen die Daumen.
Eine Beitragsreihe des AlexOffice Social Media Teams
– Artikel zu Britney Spears: Cornelia Schmitz
– Headergrafik: L.S.
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