In ihrem Beitrag »Autherine Lucy – Erste afroamerikanische Studentin in den USA« stellt uns Zadora Lee (AlexOffice) eine mutige Frau vor, die in Zeiten der Rassendiskriminierung für Gleichberechtigung kämpfte. Das Titelbild zum Artikel gestaltete Güneš Ceyran (AlexOffice). 


 

Autherine Lucy – Erste afroamerikanische Studentin in den USA

 


 

Autherine Lucy war 1956 die erste afroamerikanische Studentin der vornehmlich weißen University of Alabama, USA. Das war zu dieser Zeit sehr heikel, da noch die Rassentrennung vorherrschte und es schwer bis unmöglich war, als Afroamerikaner*in an Schulen Bildung zu erlangen, geschweige denn Zutritt zu bekommen.

Leben

Autherine wurde am 5. Oktober 1929 geboren und wuchs als jüngste von zehn Brüdern und Schwestern in Shilo, Alabama auf. Ihre Eltern Minnie Maud Hosea und Milton Cornelius Lucy waren Farmer. Autherine Lucy verließ 1947 ihr Zuhause in Shilo, um in Selma an der gleichnamigen Selma University Lehramt zu studieren. Selma University ist eine von Afroamerikanern gegründete Bildungseinrichtung, genannt Historically Black Colleges and Universities (HBCUs). Sie erhielt ein Lehrerzertifikat, wollte aber weiter studieren, woraufhin sie an das Miles College wechselte, wo sie mit einem Bachelor in Englisch abschloss.

Am Miles College in Birmingham (Alabama) lernte sie Pollie Ann Myers kennen, die eine Bürgerrechtlerin der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) war. Beide beschlossen, sich bei der University of Alabama zu bewerben – trotz der Nichterlaubnis aufgrund der Rassentrennung für Afroamerikaner*innen.

Einschreibung an der Universität von Alabama

Autherine Lucy 1956 mit Roy Wilkins und Thurgood Marshall in einer Pressekonference

Autherine Lucy 1956 mit Roy Wilkins und Thurgood Marshall in einer Pressekonference

Sie schickten am 4. September 1952 ihre Bewerbungen ab und erhielten 9 Tage später eine Antwort über ihre Zulassung mit den Formularen, die sie ausfüllen mussten. In der Phase, in der die Papiere ausgefüllt werden sollten, wurde der Schulleitung bewusst, das beide afroamerikanisch waren und widerrief am 20. September 1952 die Entscheidung zur Zulassung mit der Anmerkung, dass sie nicht willkommen seien. Als bekannt wurde, was Lucy und Myers widerfahren war, war das Entsetzen groß, sodass zwei der bekanntesten Bürgerrechtsanwälte sich ihrer annahmen. Thurgood Marshall, der spätere Richter am Obersten Gerichtshof und Arthur Shores setzten einen Brief an John Gallalee auf, den Präsidenten der Universität von Alabama. Der Präsident weigerte sich jedoch, eine Ausnahmeerlaubnis zu erteilen.

Nach dieser Nachricht beschlossen Thurgood Marshall und Arthur Shores, die Universität zu verklagen.

Der Gerichtsprozess

Ein anderer Fall, an dem Marshall arbeitete, sollte den beiden Frauen doch noch helfen, eine Möglichkeit zu erhalten, die Universität zu besuchen. Ein Jahr, bevor die Pläne um die Teilnahme an der Universität Gestalt annahmen, gewann Thurgood Marshall und sein Team den Fall Brown V. Board of Education of Topeca, in dem der United States Supreme Court am 17. Mai urteilte, dass Segregation illegal sei und so auch Trennung aufgrund der Hautfarbe nicht rechtmäßig sein könne. Folglich wurde es Meyers und Lucy erlaubt, die Universität zu besuchen.

Autherine Lucy 1956, nachdem sie als Studentin an der University of Alabama zugelassen war

Autherine Lucy 1956, nachdem sie als Studentin an der University of Alabama zugelassen wurde

Desegrationsprotest an der Universität von Alabama

Die Universität reagierte mit der Anheuerung eines Privatdetektivs, um einen Beweis zu finden, der die Teilnahme endgültig verhindern würde. Der Detektiv fand heraus, dass Pollie Ann Meyers unehelich schwanger gewesen war, bevor sie sich bewarb. Dies bedeutete somit ein Regelverstoß der Moralkodizes der Universität, woraufhin sie ausgeschlossen wurde.

Autherine Lucy musste infolgedessen das Studium alleine aufnehmen. Lucy durfte zwar weder auf dem Campus wohnen, noch in der Cafeteria essen, aber die Kurse besuchen.

Der erste Tag, der 3. Februar, verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Am dritten Tag wurde den Studenten bewusst, dass sie Kurse besuchte, sodass sie auf dem Weg zu ihrer Klasse vor 300 weißen demonstrierenden Studenten fliehen musste, die sie anbrüllten und mit faulen Eiern bewarfen. Die Schulleiter beschlossen noch am selben Abend ihren Ausschluss von der Universität, da sie sie für diese Ruhestörung verantwortlich machten.

Rückkehr

32 Jahre später wurde Autherine Lucy gebeten, vor einer Geschichtsklasse eine Rede zu halten. Nach ihrem Vortrag wollten die Lehrer, dass ihre Ausweisung aufgehoben wird und dass sie an die Universität als Studentin zurückkehrt.

Im April 1988 sendete ihr die Universität einen Brief, der besagte, dass ihre Ausweisung aufgehoben wurde.

Sie begann daraufhin 1989 mit ihrem Studium und schloss gleichzeitig mit ihrer Tochter Grazia ab, die ebenfalls dort studierte.

Sie beendete 1992 erfolgreich ihr Studium mit dem Master in Pädagogik.

Ihr Vermächtnis enthielt ein nach ihr benanntes 25.000 Dollar-Stipendium an derselben Universität, die sie verwiesen hatte.

„Das was dort geschehen ist, liebe ich nicht. Aber ich liebe diejenigen, die jetzt an der Universität sind – sie haben mir nichts getan.“ – Autherine Lucy

Tod

Autherine Lucy starb am 2. März 2022.

Text: Zadora Lee
Titelbild: Güneš Ceyran

Quellen und weiterführende Links:
• Wikipedia:Autherine Lucy
• Die Presse: „Alabama: ‚Feuersturm‘ gegen die erste schwarze Studentin“ von Hellin Sapinski (2016)
• womenshistory.org: (englischer Text) „Autherine Lucy“ von Kerri Lee Alexander, NWHM Fellow (2018)

Bildquellen: 
• Autherine Lucy 1956 mit Roy Wilkins und Thurgood Marshall in einer Pressekonferenz: US Library Of Congress, 1956, Public domain, via Wikimedia Commons
• Autherine Lucy 1956, nachdem sie als Studentin an der University of Alabama zugelassen wurde: im Artikel „Autherine Lucy Foster: The Life of a Legend“ (01.03.2023) auf der Homepage von
The University of Alabama


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