In Teil 4 der Beitragsreihe »Masters of Horror« erinnert uns J. T. (AlexOffice) an den 10fach Oscar-nominierten Horror-Kultfilm „Der Exorzist“, der 1971 von den US-Amerikanern William Peter Blatty (Drehbuch) und William Friedkin (Regie) geschaffen wurde und mit seiner Thematik der Teufelsaustreibung weltweit kontroverse Reaktionen hervorrief. 


 

»Masters of Horror« – Teil 4 – William Peter Blatty & William Friedkin: „Der Exorzist“

 


 

 „Der Exorzist“

Zum 50jährigen Jubiläum des Horrorfilm-Klassikers

  • William Peter Blatty (* 7. Januar 1928, † 12. Januar 2017) war ein US-amerikanischer Autor, Drehbuchautor und Regisseur.
  • William Friedkin (* 29. August 1935, † 7. August 2023) war ein US-amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Produzent.
William Friedkin und William Peter Blatty | Der Exorzist | 1973

William Friedkin und William Peter Blatty | Der Exorzist | 1973

Der New Yorker Drehbuchautor William Peter Blatty schrieb 1971 die literarische Vorlage für „Der Exorzist“ und verfasste dann auch das Drehbuch für den Film von William Friedkin aus dem Jahr 1973.

Die Verfilmung gewann einen Oscar für den besten Ton, und auch das Drehbuch wurde ausgezeichnet.

Der Film von ’73 wurde sowohl verdammt wie auch als kulturelle Sensation gefeiert und zu einem der kommerziell erfolgreichsten Filme der 1970er. Vor allen Dingen machte dieser Film Schlagzeilen: Ob etwa Linda Blair beim Dreh einen Nervenzusammenbruch erlitten haben soll oder es zu tödlichen Unfällen am Set gekommen sei oder zahlreich Zuschauer in Ohnmacht gefallen sein sollen…

Einige Jahre zuvor kam es zu einer entscheidenden Zäsur im Horror-Genre, 1968 nämlich mit George A. Romeros „Night Of The Living Dead“ und „Rosemary’s Baby“ von Roman Polanski. Zuvor hatten Klassiker der Schauerliteratur den Vorzug, nun verlagerte sich das Grauen in unsere urbane Alltagswirklichkeit. Polanskis Klassiker führte, ähnlich wie Friedkins Genre-Perle, zu massiver Kritik seitens der Kirchen, was die Filme umso begehrter werden ließ. Ein wesentlicher Aspekt des Erfolgs: Das ultimative Grauen drang nun in den innersten Kreis: die Familie…

Daher sind uns die Protagonist*innen weit näher als irgendwelche Figuren aus fernerer Vergangenheit, des Mittelalters oder der viktorianischen Ära…

Linda Blair auf dem DVD-Cover "The Exorcist" (Director's Cut)Die damals 13jährige Linda Blair spielt das von einem Dämon besessene Mädchen Regan. Zunächst erleidet sie nicht sichtbare / paranormale Veränderungen, dann bilden sich eiterige Wunden auf ihrer Haut und sie beginnt beängstigende Flüche auszuspeien. Eine organische Ursache scheint ausgeschlossen. Ein Arzt legt der verzweifelten Mutter einen Exorzismus nahe. Nach einigem Hin und Her (hier wird der Film etwas zäh), also Absprachen zwischen Geistlichen, Jesuiten und Bischöfen, soll es dann tatsächlich zur Austreibung kommen. Man muss Friedkins Verfilmung zu Gute halten, dass sie sich sehr dicht an Blattys Vorlage hielt – war Blatty doch auch Verfasser des Drehbuchs!

Der Film enthält manche Bezüge zum Vietnam-Krieg und zur Watergate-Affäre, und ganz nebenbei wird hier die Diskrepanz zwischen Religion und Wissenschaft überwunden – hier ist jemand Priester und Archäologe oder Priester und Psychologe zugleich. Um es gleich vorweg zu nehmen: Besagter Exorzismus gelingt, scheinbar! Der Priester opfert sein Leben für das Seelenheil des Mädchens. Doch eine Fortsetzung sollte folgen. Diese bezeichnete der im August diesen Jahres verstorbene Friedkin selbst als „a huge pile of shit“ (die Übersetzung sei euch überlassen*!*). Ursprünglich sollte sich Blatty für die Fortsetzung verantwortlich zeichnen, was er auch tat, doch wurde sein Skript auf Grund „fehlender Exorzismen“ abgelehnt. Rasch kamen andere Autoren zum Zug, deren Versionen Blatty so sehr verabscheute, dass er sich ganz aus dem Projekt zurück zog. Ergebnis: Grusel und Suspense wichen plumper Effekthascherei. Scheinbar der Wunsch des Regisseurs John Boorman…

Der Exorzist III erwies sich dann – nun wieder aus Blattys Feder – als würdiges Sequel und galt sowohl bei Kritikern wie Publikum als Qualitätsfilm. Die neueren Interpretationen („Dominion Exorzist“ von 2004 und „Der Exorzist – Anfang des Bösen“ von 2005) hingegen wurden bestenfalls als unabhängige Prequels gewürdigt, stießen beide insgesamt auf so wenig Interesse wie Gegenliebe.

Rückblickend kann man heute mit Fug und Recht behaupten, dass kein Horrorfilm vor Der Exorzist derart fesseln und nachhaltig verstören konnte…

Der Exorzist gilt heute wohl zu Recht als Kult-Film, und er ist gut gealtert. Darum lohnt ein erster oder erneuter Blick definitiv…

Ein Beitrag von J. T.

Titelbild (Ausschnitt) von Céline Martin auf Pixabay
Fotos im Text: William Friedkin & William Peter Blatty 1973; Linda Blair auf DVD-Cover „The Exorcist“ (Director’s Cut)


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