Mit seinem Artikel »Play it again & again & again« feiert J. T. (AlexOffice) das Genre des Hörspiels, dem am 20. Oktober ein Tag gewidmet wurde. J. T. nennt uns hier klassische und zeitgenössische Beispiele für Autoren und Titel, welche die spannende Geschichte des Hörspiels prägen und geprägt haben. 


 

»Play it again & again & again« – Das Hörspiel

Ein nachträglicher Beitrag zum Tag des Hörspiels am 20. Oktober

Seit bald 100 Jahren gibt es sie – fesselnde, tiefgehende, herzige, aufwühlende und verstörende: Hörspiele!

Richard Hughes setzte 1924 mit „A Comedy Of Danger“ (dt.: Gefahr) den ersten Stein, die erste dramaturgische (nicht rein-musikalische) Inszenierung für Ohren und Phantasie. Es handelt sich hier um das erste Survival-Drama auf dem Hörspiel-Markt.

Vor Hughes Hörspiel-Debut gab es bereits Inszenierungen von Theaterstücken für Tonträger wie „Anke“ von F. A. Tiburtius. Hierbei handelte es sich jedoch noch nicht um das Gesamtpaket von verschiedenen SprecherInnen und komplexen Geräuschkulissen. Man fand für jene die Bezeichnung „Der akustische Film“.

Etwas später, im Jahr 1928 nämlich, kam es zu einer derart wirklichkeitsgetreuen Inszenierung – bei H. G. Wells „War Of The Worlds“ (dt.: „Krieg der Welten“) nämlich – zahlreiche Bewohner New Yorks und New Jerseys gerieten in massive Hysterie, da sie diese Hörspielbearbeitung mit der Reportage einer Alien-Invasion verwechselten.
Jüngst gab es eine Neuinszenierung des Sci-Fi-Klassikers von Wells von Oliver Döring, einem der produktivsten und renommiertesten Autoren für den deutschsprachigen Hörspielmarkt.

Im Jahr 1971 dann kam mit „Das Jahr Lazertis“ ein Hörspiel von Günther Eich, welches in seiner Fassung von 1971 mit Sprechern wie Gert Westphal und Hans-Christian Blech sowie der musikalischen Untermalung des Filmkomponisten Ennio Morricone glänzte.

Zwischen 1938 und 1968 entstanden als erste Kriminalhörspiele die „Paul Temple“-Kriminalhörspiele nach den Büchern von Francis Durbridge als Vorgänger für später so beliebte Serien wie „Die Drei ???“ (Robert Arthur) oder „TKKG“ (Rolf Kamulczak) oder „Die Fünf Freunde“ (Enid Blyton). „Jan Tenner“ (Science Fiction, Classic-Reihe: 1980-1989) und „Masters Of The Universe“ (Fantasy, 1983-1984), beide von H. G. Francis geschrieben, ebneten ebenfalls den Weg für das jeweilige Genre und wurden starke Einflüsse für spätere Produktionen. H. G. Francis war auch festes Mitglied im Autoren-Team der Perry Rhodan-Hörspiele. Francis schrieb über 600 Hörspiele, die zwischen den Siebzigern und Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts eine großartige Gesamtauflage von 120 Millionen Tonträgern erzielten.

Auch literarische Klassiker wurden und werden zu Hörspielen, darunter auch solche gewaltigen Epen wie James Joyces „Ulysses“, Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“ oder Tolkiens „Herr der Ringe“.

Der bereits erwähnte Oliver Döring („Geisterjäger John Sinclair“, „Oliver Dörings Phantastische Geschichten“) sowie Ivan Leon Menger („Darkside Park“, „Die Schwarze Stadt“) oder Ingomar von Kiseritzky („Dogs & Underdogs“, „Insel der Erzähler“) sind sowohl so virtuose wie produktive Autoren für’s Genre.

Zu den beliebtesten Hörspiel-Reihen zählt auch „Gruselkabinett“ (produziert seit 2004), in welcher literarische Klassiker wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Robert-Louis Stevenson, Shirley Jacksons „Spuk in Hill House“, „Das Phantom der Oper“ von Gaston Leroux oder auch „Der fliegende Holländer“ von Heinrich Heine bearbeitet wurden – atmosphärisch dicht und brillant besetzt.

Zwei alte AutoradiosEin weiterer erwähnenswerter Autor von deutschsprachigen Hörspielen ist Günter Merlau, dessen „Die schwarze Sonne“ ein glänzendes Hörspiel ist, episch und komplex, atmosphärisch dicht – ein virtuoses Gesamtkunstwerk, das auf mehreren Zeitebenen spielt und eine gewaltige Fülle an historischen Referenzen aufweist…

Für Freunde des guten Humors seien unbedingt Helge Schneiders „Hörspiele“ wärmstens empfohlen. Diese entstanden in den Jahren 1979 bis 1984. Hierin finden sich fiktive Alltagsszenen aus dem Ruhrgebiet, viele Dialoge sind authentisch, von Schneider selbst aufgeschnappt und gekonnt persifliert.

Das Hörspiel lebt weiter und es lohnt sich jederzeit, manch Klassikern wie zeitgenössischen Machwerken ein Ohr zu leihen…

Ein Beitrag von J. T.

Bildquellen:
• Titelfoto (bearbeiteter Ausschnitt) von Eric Nopanen auf Unsplash 

• Bild „Alte Autoradios“ von NoName_13 auf Pixabay


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