»Bürgerliche Merkwürdigkeiten. Eine surreale Episode« – so nennt L.S. (AlexOffice) diesen Dialog über Gott und die Welt an einem Grillabend in Deutschland …


 

Bürgerliche Merkwürdigkeiten. Eine surreale Episode

Nach dem abendlichen Grillen setzte man sich noch am Gartenteich zusammen, köpfte einige Flaschen Kölsch und sprach über das gänzlich missglückte Soziale Jahr der Enkelin in Kalkutta. „Es konnte doch nicht gut gehen“, meinte Hans-Günther in breit rheinischem Idiom. „Wir hatten ja mal die Mutter Teresa getroffen, nicht wahr, Gisela, in den Achtzigern, doch die hatte keine Zeit für die Bilder von unseren Kindern, obwohl die so schön auf Teneriffa im Sand spielten. Und zum Schluss hatten wir ihr noch ein Fünfmarkstück in die Hand gedrückt, für das die Mutter Teresa sich ruhig angemessener hätte bedanken können. Da sieht man wieder, wie das mit den Heiligen ist: die wollen immer mehr.“ „Und geben gleich alles aus, anstatt mal auf einen schönen Mercedes oder eine Kreuzfahrt zu sparen“, ergänzte seine Gattin. Und ihre Enkelin sei auch von dieser Sorte – so unerhört extrem. Erst immer in den Club, nach der Abtreibung Rosenkranz, Gesinge und dann das mit Kalkutta. Und nun wüsste man auch nicht mehr weiter – die spräche jetzt mit Engeln, und wenn es schlimmer würde, ab nach Merheim.

Da lobe er sich das Rheinisch-Katholische, erwiderte Heribert, samstags in den Puff und sonntags in die Kirche, da herrsche Ausgeglichenheit. Und der ehemalige Papst Benedikt mit seinem jungen Sekretär und den barocken Fummeln zeige auch, wie schön das sei: gemütlich in den Himmel zu kommen. Als sich kurz darauf die Erde breitschlündig öffnete und jene illustre Runde verschlang, sprach die maßvoll betroffene Nachbarschaft von „Bodenverflüssigender Karst-Sackung“ – und grillte weiter.

Ein Beitrag von L.S.


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