Ein Interview mit dem Gartenexperten Janek Weber aus der Alexianer Klostergärtnerei diente für Cornelia Schmitz, unsere Kollegin aus dem AlexOffice, als Grundlage und Motivation für ihren Artikel »Ein Garten in Harmonie und Farbe«. Die Fotos dazu machte Ümit Sönmez (AlexOffice).
Ein Garten in Harmonie und Farbe
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum zu glauben, dass das Gartenjahr im Frühjahr beginnt.
Jetzt, genau jetzt, wäre die rechte Zeit, eine Grünfläche anzulegen oder einen bestehenden Garten umzustrukturieren. Denn aktuell ist nicht viel los da draußen:
Gartenbesitzer räumen nun den Schnee weg vom Immergrün, packen Kübelpflanzen wie Oleander oder Olivenbäume schön warm ein, decken die Rosen mit Kompost oder Tannengrün ab, fegen das Laub vom Rasen, (damit der nicht fault), räumen die Wege frei, und stellen last, but not least, das Igel- und das Vogelhäuschen auf.
So. Dann kann man sich zurücklehnen, einen Kräutertee mit Hanf trinken, die Füße hochlegen und sich den idealen Garten vorstellen. Die arbeitsarme Zeit lässt sich wunderbar für die Vorbereitung und/oder Planung nutzen, gleich, ob man eine Fläche ganz neu anlegen oder eine bestehende Anlage abändern will.
Wir gehen jetzt vom ersten Fall aus und denken uns Familie Mustermann, die ein Häuschen im Grünen bezieht und sich bereits auf laue Sommerabende am Grill freut. Welchen Garten soll unsere Familie im Geiste planen?
Vieles muss man bedenken.
Handelt es sich um berufstätige Menschen ohne Kinder, die nicht viel Zeit, aber viel Geld in die Grünfläche packen können? Oder um rüstige Senioren mit viel Lust an der Arbeit im Freien? Vielleicht haben recht alte Menschen noch Freude an einem Hochbeet? Brauchen Kinder einen Spielplatz? Und möchte man die Freifläche nutzen, um sich mit Kartoffeln und Gemüse zu versorgen? Der ideale Garten sieht nicht nur gut aus, sondern entspricht auch den Bedürfnissen seiner glücklichen Besitzer.
Weiter kommt es auf die Beschaffenheit des Bodens an. Lehm oder Sandboden? Ersteres wäre fein für wasserbedürftige Pflanzen, da der Lehm das Wasser hält, doch bei Sandboden pflanzt man Stauden oder Gehölze an, die nicht soviel Flüssigkeit brauchen. Dann kommt es logischerweise auf den Sonneneinfall an – danach richtet sich die Art der Pflanzen, die man auswählt. Das Ausmaß ist zu betrachten: Hat man Platz für einen Gartenschuppen? Für einen Baum? Viele Bäume? Was soll darunter wachsen? Soll eine Hecke vor Blicken neugieriger Nachbarn schützen? Wo soll der Grillplatz hin? Und so weiter.
Die Planung und Anlage eines gelungenen Gartens entspricht, wenn schon nicht einem Hausbau, so doch mindestens der Planung einer Küche oder eines rundum erfolgreichen Urlaubs.
Interview mit Janek Weber
Ümit Sönmez (Fotos) und ich haben uns mit Gartenexperte Janek Weber aus der Alexianer Klostergärtnerei getroffen, der auf viele Fragen Rat weiß und interessierte Kunden gerne berät. Ein ausführliches Beratungsgespräch böte sich jetzt im ruhigen Winter an, sagt er, nachdem die Kunden Kataloge studiert, oder im Internet recherchiert haben. Man kann eine Aufmaßzeichnung mitbringen oder eine Bodenprobe und dann geht’s los. Natürlich nicht in dem Ausmaß, als hätte man einen Gartenarchitekten für 100 bis 150 Euro die Stunde beauftragt, doch im kleineren Maßstab bringt der Experte durchaus Zeit mit. Und wer etwas Geld investieren will, sagen wir, 50 bis 60 Euro: Die Alexianer fahren sogar zum Garten der Kunden und schauen sich die Sache an.
Janek Weber aus der Alexianer Klostergärtnerei
Die meisten Menschen, weiß J. Weber, wünschen sich einen Garten, in dem es zu jeder Jahreszeit üppig grünt und blüht, in dem ein Feuerwerk aus Blumen abbrennt, in dem immer etwas los ist. Eigentlich wollen sie eine verwunschene Grünanlage, wie man sie von Bildern englischer Gartenanlagen kennt. Doch die, lacht der Pflanzenkenner, wurden von meisterhaften Landschaftsarchitekten entworfen, oder zumindest von Menschen, für die das „Gardening“ intensives Hobby und Berufung ist.
Tipps für die Gartenplanung
Eines ist bei der Gartenplanung, neben allem, was wir oben besprochen haben, von vornherein klar: Bei den zumeist kleineren Flächen unserer Familie Mustermann darf man nicht „von allem ein bisschen“ anpflanzen, sondern muss Schwerpunkte setzen, sich entscheiden. Schließlich hat man meistens auch keinen Palast mit Bibliothek und Rauchsalon im Hintergrund.
Und dann geht’s weiter: Der berufstätige Mensch mit schmalerem Portemonnaie, für den die Arbeit im Garten eine schweißtreibende Angelegenheit und nicht nur Freude ist, wird sich für eine pflegeleichte Angelegenheit entscheiden, also eine einheitliche Hecke, die man nicht oft schneiden muss, beispielsweise Kirschlorbeer/Liguster/Lebensbaum. Dazu ein Rasen, sowie ein klares Beet mit einfachen Bodendeckern und wenig Pflanzenvielfalt. Dann noch eine Terrasse mit dem Grill darauf – fertig. Mit einer solchen Freifläche kommt man auf etwa 10 Stunden Arbeit im Jahr.
Hecken – Stauden – Blumen – Kräuter
Im Gegensatz dazu die „English border“ die gemischte Staudenrabatte, der schon erwähnte verwunschene Garten – hier wird man bereits eine andere Art von Hecke pflanzen, die viel Pflege benötigt und zu unterschiedlichen Zeiten geschnitten werden muss; Forsythien/ Zierjohannisbeere/ Weigelein/ Schmetterlingsflieder. Pflanzt man Gehölze an – also Bäume und Sträucher – muss man sich auch vorstellen können, wie sie wachsen werden – sonst ist man nachher von seiner umfangreichen Kastanie höchst überrascht.
Dazu kommt dann das Staudenbeet, mit Pflanzen wie etwa Rittersporn, Marguerite oder Akelei. Stauden sind übrigens mehrjährig und ziehen sich im Unterschied zu Gehölzen im Winter in den Boden zurück. (Übrigens: Eine Staude, die in keinem Garten fehlen darf, ist die Christrose – sie sieht gut aus, passt zur Weihnachtsdekoration im Haus und man hat draußen auch im Winter eine blühende Pflanze.)
So. Jetzt noch einige einjährige Pflanzen wie vielleicht Studentenblume/ Eisbegonie/ Vanilleblumen/ Dahlien, die die Lücken im Staudenbeet füllen, und man kommt dem englischen Ideal immer näher. Diese Art von Garten ist gut geeignet, wenn man etwas Zeit und Mühe aufwenden will, denn, wie Janek Weber es ausdrückt: Alles, was schön ist, braucht auch Pflege. Das Feuerwerk im Garten benötigt etwa zwei Stunden – am Tag. Es liegt auf der Hand, sagt J. Weber: Wer das Maximum möchte, kann nicht nur das Minimum investieren.
Die Dahlie im Pflanzenkübel neben dem Grill auf der Terrasse ist aber auch für eilige Mitmenschen geeignet, denn sie blüht unkompliziert den ganzen Sommer durch und verzeiht schon mal einen Pflegefehler.
Die eigentliche Pflanzzeit beginnt dann im Februar und endet mit dem ersten Frost etwa im November.
Und warum macht man sich die ganze Mühe?
Was gibt einem gerade die nicht unbeträchtliche Arbeit im Garten zurück?
Auch darauf weiß der Fachmann eine Antwort:
Die Freude beim „Gardening“ entsteht in erster Linie dadurch, die Dinge sich entwickeln zu sehen: Man beobachtet den jahreszeitlichen Wechsel, also den Rhythmus der Natur und weiß: Ich, der Mensch, habe durch mein körperliches Tun dazu beigetragen, bin ein Teil davon.
Es ist eine sinnstiftende Tätigkeit, bei der man den Erfolg oder Ertrag sieht – das wussten bereits die ersten Mönche und das ist unter anderem der Grund, warum zu jedem Kloster ein Klostergarten gehört.
Ein Garten kann ein kontemplativer Raum sein, in dem man sich selbst wiederfindet, den Wert der Schöpfung erfährt und einen wertigen Umgang mit der Natur pflegt. Der Garten speist nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Tue, was der Seele gut tut – im Sinne des heiligen Alexius, dem Ordensstifter der Alexianerbrüder, könnte das ein Motto für Gartenliebhaber sein. Natürlich könne man sich die Grundlagen erkaufen, sagt J. Weber, oder Architekten und Helfer beauftragen, aber um eine echte Verbindung aufzubauen, steckt man am besten selbst die Hände in die Erde.
Kosten
Um zur profanen Wirklichkeit zurückzukommen: Was kostet eigentlich der ganze Spaß?
Nun, eine pflegeleichte Freifläche liegt bei etwa 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter, doch ein aufwändigerer Garten ist gar nicht mal so viel teurer; man rechnet um die 30 bis 50 Euro, wobei die einjährigen Pflanzen den größten Kostenfaktor darstellen.
Mensch und Pflanze
Einen Tipp hat Janek Weber noch und lacht abermals: Die Gartenarbeit ist schön. Doch das Reden mit Pflanzen bringt nur den Menschen etwas, die das tun und die sich um ihre Stauden, Gehölze, Blumen, ihre Kartoffeln oder Kräuter sorgen. Die Pflanze selbst jedoch kommuniziert jedoch nicht mit Worten, sondern – indem sie schlicht die Blätter hängen lässt.
Text von Cornelia Schmitz
Fotos von Ümit Sönmez
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Ein ziemlich guter Artikel. Umfangreich und verständlich geschrieben.Weiter so 😀
Und tolle Bilder von dir! 🙂