In seiner neuen Ballade »Empfangene Gaben in rechter Verwendung« setzt sich unser lyrischer Kollege Werner Otto von Boehlen-Schneider (AlexOffice) auf symbolische Weise mit der Thematik von Krieg und Frieden auseinander und ruft dazu auf, Uneinigkeit und Zwietracht durch ein liebendes Sich-Besinnen auf „höhere Güter“ zu überwinden.


 

»Empfangene Gaben in rechter Verwendung«

oder »chrýseon génos«

Eine Symbolische Ballade

Der Zeit eine Prägung zu geben / Erhebt ihr die Hände, den Kriegen
Entgegen, Gerechtes, so sagt man / In fordernder Tat zu erlangen
Und bangendem Zaudern, Pandorens / Geschenk mit der lässigsten Geste
Eröffnend, voll Lächelns erwidernd: / Die Nöte des Tages geböten
Ein handelndes Streben durch Härte / Und sprechend verbleibnem Gedulden
Zum Besten tarierender Kräfte – / Der Mensch sei befangen von Träumen
In Wirklichkeitsferne Realem / Das ist, so wie er, abgewandt und
Bei allem erstrebnen Bemühen / Nicht fähig zu dauerndem Frieden.
So lasst mich die Mär eines Vaters / In Tagen des Zornes erzählen
Der allen vom Seinen gegeben / Dass herzliche Liebe erblühe
Dem Ersten, als Schmied und bei Kräften / Gab Feuer und Hammer der Gute
Die tönerne Scheibe dem Andren / Geschicklichen Händen von Nutzen
Dem Dritten für Saaten und Felder / Ein Nötiges, jeden zu nähren
Dem Letzten die Gabe zur Rede / Um Brüder im Streit zu  v e r s ö h n e n  –
So lagen in Pflicht wie Genügen / Des Einzelnen wertvolle Dinge
Um, Frieden und Wohlstand erringend / Das glücklichste Leben zu führen.
Der Starke erfertigt die Scharen / Dass andere Äcker bestellen
Ein Milder erhebt uns Gemüter / In kunstreich erformten Geräten
Bei deren Gelingen der Bruder / Mit weisender Rede geholfen
Dass jeder des andern bedürfe / Und niemand nur sich leben könne –
So waren die Tage voll Eintracht / Einander befruchtende Enden
Des menschlichen Geistes zusammen / Den Räten des Vaters gehorsam
Das Niedere, Schwache und Starke / Im Hohen bedürftig zur Gänze
Erfüllenden Lebens in Stete / Dem ewig verheißenen Frieden
Bis einer dem andren misstraute: / Wir plagen an Feuern und Furchen
Uns, eigenen Nutzens gewärtig / Ihr formt in der Stube euch Krüge
Und Worte aus Sternen – nicht länger / Soll dieses Verhältnis bestehen
Der Schmied werde Töpfer und weise / Ein Sämann in Schriften, es gleiche
Sich an unsre Menge, die Rede / Sei jedem gestattet – und  K r i e g  d e m
Der unsere Einsicht nicht teilte. / So nahmen die tönernen Waren
Gerissene Formen nun an, wie / Zerbrechliche Leichte Geschmeide
Des täglichen Nutzens enthoben / Und Hunger verzehrte in Klage das Land.
Doch waren es Narren, die sprachen / Zugrunde den Frieden des Vaters
Gerichtet durch Willkür, Verzichte / Auf wahr’nes Genügen, das Allen
Geholfen, so sind wir nicht besser / Wer speiste uns hungernde Arme
Und lehrte, die Weite im Innern / Zu finden, besitzendem Wollen
Für kürzeste Zeit jene Deute / Der Ferne erschließend und Nahes
Erformend den Teil des Gegebnen / Zu wählen, wie dankbaren Herzens
Die Streite, uns allen von Schaden / Als Brüder sich wieder erfindend
In Not wendner Märe mit Lächeln / Der Wiss’nen auf immer zu lassen.

 

Werner Otto von Boehlen-Schneider
Werner Otto von Boehlen-Schneider

Titelbild (Ausschnitt) von cocoparisienne auf Pixabay 


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