Freude im Alltag – worüber freut ihr euch so? Was sind die kleinen Momente, die euch glücklich machen? Denn gerade mit einer psychischen Erkrankung sind diese Momente besonders wertvoll. Marie-Louise Buschheuer, Sternenruferin aus dem AlexOffice, hat sich einmal damit beschäftigt und erzählt uns hier, worüber sie sich im Alltag so freut.


 

Mein Leben hat in den letzten Monaten ziemlich viele Probleme, die eigene Psyche kommt aufgrund der Erkrankung meiner Mutter oftmals viel zu kurz und so stapeln sich die Dinge in meinem Kopf.

Als ich vor ein paar Tagen mit meinem Mann zusammen auf dem Weg zur Arbeit war, habe ich mich über eine kleine Begebenheit sehr gefreut. Das war einer dieser Momente, an denen ich gemerkt habe, dass es die kleinen Dinge sind, die unser Leben so wundervoll machen.

Und darum habe ich mir überlegt, ich lasse euch einfach mal an den Dingen teilhaben, die mich so im Alltag erfreuen. Vielleicht teilt ihr ja eure Momente auch mit mir.

Das Mädchen auf dem Fahrrad

Wenn nicht gerade Ferien sind, sehe ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit ein kleines Mädchen. Sie sitzt auf einem Kinderfahrrad und strampelt vor sich hin. Ich bin schlecht im Schätzen von Alter, daher weiß ich nicht, ob sie zum Kindergarten oder schon in die Grundschule geht.

Was mir jedoch auffällt, ist ihr Rucksack: Es ist ein bunt schillernder Rucksack, der den Schwanz einer Meerjungfrau darstellt und auch so designt ist.

Was mir noch aufgefallen ist: In den ganzen letzten Monaten hatte sie ein Stützrad am Fahrrad. Ihr kennt die Dinger, zuerst auf beiden Seiten, dann nur noch auf einer. Seit ein paar Tagen ist das Stützrad ab. Und ich habe mich gefreut, als hätte ich einen Preis gewonnen. Darüber, dass das Mädchen kein Stützrad mehr braucht.

Relativ simpel, aber es hat dem Tag etwas Besonderes gegeben.

Guten Morgen, Hundi

Ebenfalls etwas, was auf dem Weg zur oder von der Arbeit geschieht: ich treffe oftmals dieselben Hunde. Ja, okey, eigentlich die Menschen, aber die sind für mich zweitrangig. Natürlich unterhalte ich mich auch gerne kurz mit ihnen, aber ich bin vielmehr daran interessiert, mit den Hunden zu schmusen, sie zu kraulen.

Die Hunde kennen mich schon und viele freuen sich, wenn sie mich sehen. Denn dann gibt es mitten in der Hunderunde noch einmal Schmuseeinheiten. Ich gehe mittlerweile bewusst etwas früher aus dem Haus, um Zeit für genau das zu haben.

Und ich freue mich jedes Mal, wenn ein Hund mich schwanzwedelnd begrüßt.

Leider muss ich sagen, da sind zwei Hunde, die mich bisher immer sehr mochten. Nun ist die Hundedame schwanger und beide, Papa und Mama, lassen mich nicht mehr an sich ran, sondern bellen mich an. Schade, aber ich freue mich sehr für die Hundemama und ihren Nachwuchs.

Ich trage Fell

Oha, jupp, ich trage Fell. Allerdings nur lebend. Meine beiden Katzen sind hiermit gemeint. Auch wenn ich mich gerne über die beiden Fellnasen aufrege, so zaubern sie doch immer wieder etwas besonderes in den Tag. Komm ich nach Hause, dann schmeißen sie sich regelrecht vor mich hin und verlangen, gekrault zu werden. Flöckchen und Arthas sind meine Babys und leben am liebsten auf meinem Arm. Das geht natürlich nicht immer, aber verschiedene Situationen haben sich im Laufe der Jahre so angepasst, dass die Katzen ein Teil des Ganzen sind.

Sitze ich zum Beispiel an meinem Schreibtisch, liebt es Flöckchen in meinem Nacken zu liegen, wie so eine warme, atmende Nackenrolle. Und wenn sie dann noch schnurrt und ihren Schwanz dekorativ um meinem Hals legt, bin ich glücklich. Auch wenn ich irgendwann Sitzprobleme bekomme…

Auch das abendliche Zubettgehen hat so seinen Reiz für die Beiden: Kaum wandern mein Mann und ich ins Bett und machen den Fernseher an (ja, wir schauen im Bett fernsehen), dann kommen beide Katzen angetrabt und kuscheln sich zu uns, holen sich ihre Streicheleinheiten ab und schnurren uns an. Kekse backen, inklusive.

Menschen… sind nicht immer doof

Ich bin kein Freund von vielen Menschen um mich herum, aber es gibt da ein paar Exemplare, ohne die ich mir den Alltag um einiges doofer vorstellen würde.

Allen voran natürlich mein Mann, Louis. Immer an meiner Seite, freut sich immer, wenn wir was zusammen unternehmen und wenn er nach mir nach Hause kommt, freue ich mich, dass er da ist. Louis gibt mir ein Gefühl von zuhause und angekommen zu sein. Er verurteilt mich nicht für irgendwas, bringt mich zur Ruhe, wenn ich aufgebracht oder ähnliches bin und ist ein verdammt guter Gesprächspartner.

Verständlich, dass ich den Typen geheiratet habe, ich will ihn schließlich nicht hergeben.

Aber es gibt noch einige mehr in meinem Alltag: Da ist die Kollegin Barbara, die mir durch ihre pure Anwesenheit ein Lächeln ins Gesicht zaubert, einfach weil sie so ein herzlicher Mensch ist und wir zusammen den Xblog leiten. Wir denken ähnlich, wir ticken ähnlich und können verdammt gut miteinander reden und lachen. Oder uns einfach mal in den Arm nehmen, wenn es uns nicht so gut geht. Ohne Urteil und ohne Erklärung.

Und dann sind da noch meine Freunde. Ich habe nicht viele, aber die, die ich habe, würden Wände einreißen, um mir zu helfen. Und einige kenne ich schon über einem Jahrzehnt, als Borderliner nicht immer ganz so einfach. Vielleicht klappt es so gut, weil wir uns zu nichts verpflichten. Es gab Zeiten, da haben wir Wochen- oder Monatelang nicht miteinander gesprochen, aber taten wir es, so war es, als hätte es diese Pause nicht gegeben. Wir motivieren uns gegenseitig und lachen gemeinsam.

Und wir zocken zusammen! Mal mehr, mal weniger. Da haben wir uns schließlich auch kennengelernt. Asera und Aya, wenn ihr das hier lest, ich hab euch unglaublich lieb!

Die kleinen Freuden im Alltag

Es gibt so viel mehr Dinge, die meinen Alltag mit Freude erfüllen: die gute Tasse Tee (aufgebrüht von meinem Mann meistens), ein Computerspiel, was mir gefällt (wenn nicht gerade der Rockstar Server zickt), ein leckeres Eis, ein guter Film oder ein gutes Buch, die Routine, die mir hilft alles im Gleichgewicht zu halten, ein Tag am See, ein Regenbogen, eine Blume, die sich allem zum Trotz aussät…

Ich nehme mir immer wieder vor, in schlechten Situationen an genau das zu denken. Aber es fällt mir schwer.

Wie sieht es bei euch aus? Was sorgt bei euch für große oder kleine Momente der Freude?

Marie-Louise Buschheuer (Sternenruferin)

Bildausschnitt freestocks auf Unsplash


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