„Kein Roman ey“ ist die Zeitung der Alexianer Werkstatt in Köln-Mülheim. Warum „Kein Roman ey“? Die Betriebsstätte befindet sich auf der Romaneystraße. Gemeinsam mit der Redaktion veröffentlicht der Xblog die Texte der Zeitung.

Köln ist voller Legenden und Merkwürdigkeiten. Einer davon, dem Kallendresser, hat sich Diana Hamacher gewidmet. Und damit auch die Frage geklärt, warum wir auf etwas scheißen, wenn es uns nicht passt.


 

Der Kallendresser

Wer am Alter Markt spazieren geht und an der Hausnummer 24 nichtsahnend nach oben schaut, schnappt zunächst vielleicht erschrocken nach Luft. Da hängt doch tatsächlich einer mit entblößtem Hintern vom Dach und verrichtet seine Notdurft auf die Straße unter ihm. So manch einer springt sogar zur Seite. Dabei besteht für niemanden die Gefahr besudelt zu werden. Der sogenannte Kallendresser ist nämlich eine Statue.

Darstellungen davon sind auch an anderen Orten in Köln zu sehen, zum Beispiel am Kölner Rathausturm. Doch wer ist der Kallendresser und warum wird er durch so viele Nachbildungen geehrt?

Wer ist der Kallendresser?

Der Name „Kallendresser“ leitet sich von den kölschen Begriffen Kall (Regenrinne) und Dress (Scheiße) ab und bedeutet somit Regenrinnenscheißer.

Es ranken sich mehrere Legenden um diese Figur.

In einer dieser Legenden hatte ein Abt von Groß St. Martin einen Übeltäter, der im Kloster Asyl suchte, den städtischen Bütteln ausgeliefert. Ein Unding, da Klöster in der Regel in solchen Fällen Immunität versprachen. Die empörten Bürger ließen daraufhin das Relief des Kallendressers am Rathaus anbringen, um den Ratsherren ihre Meinung in Form von Spott und Hohn auszudrücken.

In einer anderen Geschichte war der Kallendresser ein Dachdecker, der zu faul war, um während der Arbeitszeit das stille Örtchen im Hinterhof aufzusuchen. Also erledigte er sein Geschäft einfach von oben in die Regenrinne. Der „Berg“ wurde bald so groß, dass er die gesamte Nachbarschaft störte und schließlich beseitigt werden musste.

In einer weiteren Geschichte war der Kallendresser ebenfalls eine Person, die in Köln lebte. Er wohnte als armer Schneider in einer Dachgeschosswohnung. In dem Haus wohnte auch eine junge Dame, in die der Schneider verliebt war. Die wollte jedoch nichts von ihm wissen und interessierte sich viel mehr für einen jungen Musiker aus der Nachbarschaft. Der machte ihr ständig den Hof, indem er sich vor das Haus stellte und für seine Liebste Trompete spielte. Das passte dem Schneider natürlich überhaupt nicht. Einerseits wegen dem Lärm und weil der Musiker der Frau, die er selbst liebte, den Hof machte. Also hing er sich vom Dach und schiss auf den Rivalen. Schlussendlich hat die Dame den Musiker geheiratet. Doch das Verhalten des Schneiders amüsierte die Kölner derart, dass sie es sich in Form eines Mottos zum Vorbild nahmen:

»Wenn uns etwas gegen den Strich geht, dann scheißen wir halt drauf!«

Ein Beitrag von Diana Hamacher

Titelbild (Ausschnitt): Elke Wetzig via Wikipedia 


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