In Teil 6 der Beitragsreihe »Masters of Horror« stellt uns Max Vierkotten (AlexOffice) den US-amerikanischen Filmregisseur Wes Craven vor, der den meisten Horrorfilm-Fans wohl vor allem durch seine Meisterwerke „Nightmare on Elm Street“ (mit der legendären Albtraumfigur Freddy Krueger) und „Scream“ bekannt ist.


 

»Masters of Horror« – Teil 6 – Wes Craven

 


 

Wes Craven (2010)

Wes Craven (2010)

Er gilt als einer der ganz großen Namen im filmischen Horrorgenre, einige seiner Filme sind Kult: Wes Craven. Eigentlich möchte er nur die Wahrheit zeigen – aber die ist eben nicht immer schön und glitzernd, sondern auch manchmal blutig und verstörend. Nachhaltig vom Vietnamkrieg beeinflusst, begibt sich Craven in die dunklen Abgründe der amerikanischen Gesellschaft.

Dabei fing alles ganz anders an: Wes Craven wächst bei strenggläubigen Eltern auf, für die das Kino kein Ort ist, in dem man seine Zeit vertreiben sollte – erst recht nicht mit Horrorfilmen, denn die galten gerade damals als niederer Schund. Stattdessen beschäftigte sich Wesley Earl Craven zunächst mit griechischer Mythologie und modernen Dramen, zwei Fächer, die er als Lehrer unterrichtete. Nachdem er mit dem Kollegen Sean S. Cunningham („Freitag der 13.“) erste Gehversuche im Bereich Film unternahm, ließ ihn die Welt der Leinwand nicht mehr los.

Raues Kino in den 70ern

Sein erster „großer“ Film sollte sich nach und nach zum Klassiker des Terrorkinos mausern: In The Last House on the Left geht es um sexuelle Gewalt und die Rache an den Tätern. Ein Film, der sein Thema eben so verstörend darstellt, wie es nunmal ist, landete prompt auf der Zensurliste diverser Länder, wie auch in Deutschland und wurde trotzdem zum Hit. Der Horror hatte es – sowohl auf der Leinwand als auch bei den Zuschauern – bis in die gediegenen Vororte geschafft und wie z. B. auch Carpenters „Halloween“ gewöhnliche Menschen thematisiert.

Diese verschlägt es in Form einer Familie in Cravens nächstem großen Film The Hills have Eyes – Hügel der blutigen Augen in die Wüste. Während einer Reise in einem Wohnwagen wird diese von verstrahlten Kannibalen angegriffen. Auch dieser Film entstand wie „The Last House“ nur mit einem geringen Budget, konnte aber ebenso eine größere Fangemeinde für sich gewinnen. Cravens rauer Stil gilt dabei immer noch als sehr passend für die verstörenden Geschichten.

Eins, Zwei, Freddy kommt vorbei…

Seinen Endgültigen Durchbruch schaffte Wes Craven schließlich in den 80er Jahren. Der Autor und Regisseur las einen Artikel über einen jungen Mann, der Angst hatte, in seinen Träumen zu sterben. Offenbar wurde er während des Schlafs von einer Gestalt verfolgt. Tatsächlich starb der Mann während eines Albtraums. In seinem Schlafzimmer fanden seine Eltern eine Kaffeemaschine – er hatte verzweifelt versucht, wach zu bleiben.

Die Geschichte hinterließ einen bleibenden Eindruck bei Craven, woraufhin dieser begann, ein Drehbuch zu schreiben. Er gab der unheimlichen Gestalt eine menschliche Form und benannte sie nach einem Jungen, der ihn während der Schulzeit gerne verprügelte: Fred. Geboren wurde die Slasherfilm-Legende Freddy Krueger.

Freddy Krueger (AI-generierte Illustration von H. Fabregas)

Freddy Krueger (AI-generierte Illustration von H. Fabregas)

Krueger jagt in A Nightmare on Elm Street Teenager in ihren Träumen, um sie nach sarkastischen Kommentaren spektakulär ableben zu lassen. Aber auch hier durften der gesellschaftskritische Aspekt sowie die Daseinsberechtigung Kruegers nicht fehlen. Der klingenbewehrte Killer ist nicht unheimlich weil er still ist – ganz im Gegenteil: Krueger fällt immer wieder durch pointierte Kommentare („DAS ist Gott!“) und vorherrschenden Sadismus auf. Denn auch er will Rache. Als Kindermörder gejagt, wurde er von wütenden Eltern einst verbrannt und will nun deren Kinder. Dazu zählt auch die Protagonistin des Films Nancy Thompson. Erst die Klugheit Kruegers und der voll ausgelebte Sadismus machen Krueger so unheimlich. Er ist nicht still wie Jason Voorhees, er hat Spaß an den schrecklichen Dingen, die er tut.

Nebenbei verhalf Craven auch einem Megastar zu seiner Hollywood-Karriere. Zum ersten Mal in einem großen Film zu sehen war Johnny Depp – damals noch extrem nervös, aber nicht weniger talentiert als heute.

Revolution des Genres?

In den folgenden Jahren arbeitete Wes Craven unermüdlich an weiteren Filmen, wobei nicht jeder als Volltreffer bezeichnet werden konnte. So verkam unter Anderem „Shocker“ eher zu einer Randnotiz, nicht aber zu einem Horrormeisterwerk. Nach einer Begegnung mit einem Jungen, der ihm sagte, seine Filme seien nicht mehr gut genug, sollte sich das jedoch ändern. Craven hatte zuvor ein Drehbuch des Autors Kevin Williamson zugesandt bekommen, es jedoch zunächst abgelehnt, da ihm die Introsequenz zu intensiv vorkam. Jedoch änderte sich sein Zweifel nach der Kritik des Jungen und Craven sagte für den Film zu. In der Einleitung bekommt Drew Barrymore einen nächtlichen Anruf von einem Unbekannten. Die einfache Frage, die er ihr stellt: „Was ist dein Lieblingshorrorfilm?“. Der Titel des besagten Filmes lautet Scream.

Wie „Nightmare on Elm Street“ wurde auch „Scream“ bald zum absoluten Kult und bekam mittlerweile fünf Fortsetzungen. Das Erfolgsrezept? Der Slasherfilm versucht das Genre etwas zu revolutionieren. Neben der spannenden Inszenierung wissen die Protagonisten, dass sie sich in einem klischeehaften Slasherfilm befinden – der Killer ist nämlich selbst Fan von Horrorfilmen. Und so müssen die Figuren und die Filmemacher selbst Wege finden, die Klischees zu umgehen. Diese selbstreferenziellen Momente heben die „Scream“-Reihe deutlich von anderen Vertretern des Genres ab. Ein zusätzlicher Kniff: Die Reihe versteht sich als Version der „Whodunit“-Geschichten, also Geschichten, in denen die Zuschauenden mitraten sollen, wer der Täter ist. Anders als bei Freddy, Jason oder Michael Myers meuchelt also kein Außenstehender die armen Teenager – der Täter findet sich unter den Protagonisten selbst.

Schlusswort

Regisseur Wes Craven konnte sich so ein ewiges Denkmal in der Welt des Films, vor allem des Horrorfilms setzen. Bis heute werden seine Figuren zitiert und in diversen Fortsetzungen, Serien und als Inspiration in weiteren Filmen verarbeitet. Auch wenn Craven 2015 leider verstarb, lebt seine Arbeit durch den großen Einfluss auf ein Genre weiter.

Ein Beitrag von Maximilian Vierkotten

Weiterführende Links: 
„Wes Craven“ auf Wikipedia
„Das letzte Haus links“ auf Wikipedia
„Hügel der blutigen Augen (1977)“ auf Wikipedia
„Nightmare – Mörderische Träume“ auf Wikipedia
„Freddy Krueger“ auf Wikipedia
„Scream – Schrei!“ auf Wikipedia

Bilder:
• Titelbild „Schrei“ (Ausschnitt) von Engin Akyurt auf Pixabay
• Foto „Wes Craven (2010)“ von Bob Bekian from Thousand Oaks Ca., USA auf Wikipedia
• AI-generierte Illustration (Albtraum-Figur Freddy Krueger) von HANSUAN FABREGAS auf Pixabay


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