Der 12-teilige Artikel »Mein TRAVEL LIFE KIT« besteht aus einer Sammlung an Erfahrungen, Erkenntnissen und Strategien, Impulsen und Anregungen, die Barbara Minnich aus dem AlexOffice als Reiseausrüstung für ihr Leben in einen symbolischen Koffer gepackt hat. Mit diesem Beitrag lässt sie alle Leser*innen, die auch von depressiven Störungen betroffen sind, eigene Blicke in diesen Koffer werfen – in der Hoffnung, dass er auch für Andere eine Inspiration und Unterstützung sein kann bzw. zumindest einige Gedankenanstöße bietet. – Lest hier Teil 2: „Spiegelbild“.
Mein »TRAVEL LIFE KIT« – 2 – Spiegelbild
Barbara Minnich | »Mission Spiegelbild« | Acryl auf Karton | März 2019
Auf eine „Mission Spiegelbild“ begab ich mich nach ungefähr der Hälfte meiner dreimonatigen Therapiezeit in der Tagesklinik Alteburger Straße in Köln. Impuls dafür war die Anregung meiner hoch geschätzten Therapeut*innen, mit mir selbst in Kontakt zu treten und eine möglichst freundliche, wohlwollende Beziehung zu mir selbst einzugehen.
Diesbezüglich hat sich im Laufe der Therapiewochen einiges in mir bewegt, eröffnet und entwickelt. Und während der fünf letzten Kunsttherapie-Einheiten visualisierte sich dieser Prozess in diesem Abschlussbild. Was zwischen dem Anfangsbild »Verbrettert« (1) und dem Abschlussbild »Spiegelbild« geschehen ist, wird hier mit den gesammelten Inhalten des Reisekoffers illustriert.
Meine Selbstwahrnehmung und das Bewusstsein meiner eigenen Persönlichkeit waren im Anfangsstadium ja sehr düster und negativ; ich vermied es, mich selbst anzusehen, weil ich das, was ich dort sah, als grässlich und minderwertig empfand. Diesen Zustand zu verändern, war nun also meine Mission. Ich wollte – so unangenehm, schmerzhaft oder anstrengend dieser Prozess auch werden mochte – endlich wieder hinschauen.
Dementsprechend war auch die Gestaltung des Bildes ein längerer Prozess des Hinschauens und der visuellen Umsetzung dessen, was ich sah und was ich entdeckte.
Als „Leinwand“ hatte ich einen großen, flach auseinander gefalteten Karton gewählt (ca. 90x60cm), der vorher bereits von anderen Patienten als Malunterlage verwendet und durch deren Farbkleckse „beseelt“ worden war. Außerdem entschied ich mich dafür, aus einem weiteren Karton Teile auszuschneiden, die ich als Augen und stilisierte Haarsträhnen reliefartig aufkleben wollte. Die „Haarsträhnen“ waren groß und dominant; sie würden einen größeren Teil des Bildes inklusive des einen Auges verdecken. (Beim Blick in den Spiegel sah ich schließlich auch so aus: Hinter meinen Haaren konnte ich mich immer vortrefflich verstecken, wenn ich nicht gesehen werden wollte – weder von anderen noch von mir selbst.)
Wie das Endergebnis zeigt: die „Verstecksträhnen“ kamen schließlich nicht mit ins Bild. – Und zusammenfassend kann ich feststellen, dass ich im Laufe meiner »Mission Spiegelbild« zum einen das Mich-Erinnern und Wieder-Neu-Entdecken alter eigener Schätze – meiner sogenannten Ressourcen – erlebte, die im Laufe der Zeit im Verborgenen gelandet waren, zum anderen aber auch das verblüffte Herausfinden völlig neuer Perspektiven, Sicht- und Herangehensweisen.
Im »TRAVEL LIFE KIT« habe ich sie gesammelt und schaue jetzt nochmal hinein. Seid doch mit dabei!
Übersicht der Gepäckstücke im »TRAVEL LIFE KIT«
Durch Klick auf ein Bild gelangt ihr zum jeweiligen Gepäckstück meines Reisekoffers »TRAVEL LIFE KIT«.
Durch Klick auf den Koffer am Ende der Übersicht gelangt ihr zurück zum Einleitungsartikel.
Ein Beitrag von Barbara Minnich
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