Ein Artikel über Freundschaft, ihren Feiertag, warum sie für uns so wichtig ist und wie wir es schaffen, Freunde zu sein
Der Begriff Freundschaft
Das lateinische Wort für Freund, lautet amicus. Das kommt von amare, was so viel bedeutet wie: lieben. Aber eben auf platonische Art und Weise. Und tatsächlich ist die Freundschaft eine Art Lebensphilosophie, die auf Tugenden und Werten beruht. Freiwillig gehen wir diese an und wir beziehen uns aufeinander, in Gegenseitigkeit. Manch einer möchte nur Freunde, um selbst bedient zu werden. Doch so läuft es nicht. Man muss nicht, aber man sollte ein guter Freund sein und Unterstützung und Hilfe anbieten, Verständnis für den Freund aufbringen und das Vertrauen nähren.
Aristoteles, der alte griechische Denker und Philosoph, beschrieb bspw. 3 Motive, um Freundschaften einzugehen.
- Freundschaft um des Wesens Willen
- Freundschaft um des Nutzens Willen
- und Freundschaft um der Lust Willen.
Wahre Freundschaft
Was findest Du besser oder ethisch korrekter? – In wahrer Freundschaft ist soweit kaum Platz für Einseitigkeit und Egozentrik. Man trifft die Entscheidung, ein Freund zu sein und man weiß, dass dies eine Wahlverwandtschaft ist. Aber heutzutage, in Zeiten, in denen jeder „netzwerken“ sollte, wird der Freundschaftsbegriff oft wahllos, unbedarft und unvorsichtig benutzt. Vitamin-B-Freundschaften sollen uns voranbringen. Doch wo bleiben wir dann persönlich, mit unserem Wunsch nach echter Nähe? Und auf wen ist wirklich Verlass? Selbst in Kriegszeiten: Wer würde zu Dir halten, Dich verstecken und für Dich sogar sein eigenes Leben riskieren?
Wir haben alle große Erwartungen an die Freundschaft, und die Idealfalle lauert auch hier. Doch mit etwas Güte und Humor, können wir die kritischen Stimmen entkräften, die uns weismachen wollen, dass wir nicht genug sind oder der andere uns nicht verdient hat. Mit Empathie und Resonanz begegnen wir einander. Wir spiegeln uns in unseren Stärken und Schwächen.
Freundschaftsdefinition?
Als Freunde statten wir uns mit eigenen Regeln und Normen aus. Drum kann es auch keine genaue Freundschaftsdefinition geben. Freundschaft ist für jeden Menschen etwas anderes. Für den einen ist es eine Brieffreundin, irgendwo aus Neuseeland, für den anderen der Fußballkumpel von nebenan, und für wiederum einen anderen ist es eine Seelenverwandschaft auf intimster Basis oder eben sogar ein kleiner Vogel aus dem eigenen Garten, der Deine Sorgen hinwegträllert.
Einsamkeit und Isolation als Feind des Menschen
Der Mensch, als soziales Wesen kann nicht lange alleine sein, sonst verkümmert er alleine und einsam in der Isolation. Er sehnt sich nach Interaktion und sucht die Kommunikation. Doch seine Sehnsucht treibt ihn oft noch viel weiter – in die Beziehung zu anderen. Diese sind ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Bestandteil des Lebens.
Wer ohne Freund ist, der riskiert Einsamkeit, Depressionen und emotionale Leere. Hinzu kommt meist auch ein schlechtes Selbstwertgefühl. Und besonders, wenn seine Not am Größten ist, bräuchte er am Meisten Nähe, Trost und Unterstützung. Doch selbst in einer Außenseiterrolle, gibt es für jeden Topf da draußen auch einen passenden Deckel – davon bin ich überzeugt.
Freunde sind der beste Spiegel
Die Wurzel der Freundschaft liegt, laut dem Autor Tenbruck, in der Ich-Findung des Menschen. Der schreibt nämlich auch: „Jeder Mensch braucht ein Selbstbild von sich, das er nur über einen anderen gespiegelt bekommt.“
Vielleicht ist Dein Spiegel, Deine soziale Aufgehobenheit durch Einbindung, Sicherheit und Bestätigung nur eine Ansprache weit entfernt. Vielleicht weißt Du gar nicht, wie sehr Dein Gegenüber auch am Alleinesein leidet. Und vielleicht entgeht Dir, dass dieser eine schrullige Typ da drüben, einen fantastischen und exquisiten Humor hat, den Du jederzeit teilen würdest – also enormes Freundschaftspotenzial hat.
Die Peergroup
In der Peergroup findet man für gewöhnlich Gleichgesinnte desselben Alters, mit ähnlichem Entwicklungsstand und vergleichbarem sozialen Rang. Doch es gibt auch ungewöhnliche Freundschaften, die beweisen, worauf es bei Freundschaften am Meisten ankommt: nämlich auf gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.
Für das Teeniemädchen ist z. B. eine Freundin „jemand, mit der man um drei Uhr morgens mit Clearasil im Gesicht Geheimnisse austauschen kann.“ (Rubin, 1981) Darüber kann man spöttisch schmunzeln, aber was es wirklich heißt , ist dies: Diese eine Freundin will so sein, wie sie ist und sich nicht verstellen müssen. Sie will Vertrauen und ist bereit, dafür Vertrauen zu geben.
Wie geht Freundschaft?
Wie stellst Du Dir einen guten, oder gar einen besten Freund/ beste Freundin vor? Hast Du neben Vertrauen so etwas wie Auswahlkriterien?
Weißt Du auch schon, dass Freundschaft, als eine Form der Liebe, immer auch Beziehungsarbeit erfordert? Dafür muss man bereit sein, dafür wird man bereit, wenn es soweit ist. Außerdem erfordert es viel Mut, Mut zu Fehlern, Mut zur Nähe, Offenheit und eben..: Vertrauen.
Freundschaft ist in der Praxis noch viel spannender als in der Theorie und doch kann man sagen: das beste Fundament für Freundschaft ist, sich selbst ein guter Freund zu sein. Was Du vom anderen erwartest, gib es Dir auch selbst. Gib Dir selbst Geduld und Verständnis, und andere werden es merken. Als Dank erhältst Du dann womöglich Halt und Loyalität. Das wiederum gibt Dir Vertrauen. Vertrauen in Dich selbst und in Deine Mitmenschen. Vielleicht erfasst Dich auch eine positive Welle der Geborgenheit.
Vertrau dem Prozess
Vertrauen — das wäre doch schön… Doch wir lassen uns leicht von uns selbst und unseren negativen Glaubenssätzen entkräftigen. Wir haben Angst vor sozialer Unbeliebtheit, aber auch genauso vor dem Alleinsein und vor der Monotonie. Darum verkriechen wir uns in Schneckenhäuser und bauen meterweite Wände und Schutzpanzer um uns herum.
Ein jeder Mensch kann ein Freund sein. Und jede*r kann Freund*innen haben. Geschlecht, Herkunft oder Zugehörigkeit spielen keine Rolle. Das, was in der Freundschaft zählt, ist das gegenseitige Verständnis und die Sympathie füreinander. Das, was die Freundschaft über Jahre trägt, ist geteilte geistige und emotionale Tiefe und Nähe.
Man hat Teil am Leben des anderen. Und dies ist vor allem ein wichtiges Thema für Menschen mit Beeinträchtigung. Viele Menschen fühlen sich benachteiligt und ausgegrenzt, sodass sie irgendwann kapitulieren und sich weitestgehend isolieren können. So aber, kann es passieren, dass die Menschen sich selbst die Chance nehmen, Freund*innen zu finden und selbst Freund*in für jemanden zu sein – und werden damit um eine der erfüllendsten Bereicherungen des Lebens gebracht.
Abschließen möchte ich daher diesen Text mit dem Spruch Mahatma Gandhis: „Sei DU selbst die Veränderung, die Du Dir in dieser Welt wünschst.“ Und: Jemand da draussen wartet sehnsüchtig auf jemanden wie Dich.
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Eine sehr wahre und eindrucksvolle Beschreibung von Freundschaft!