Rosa Spinnen gibt es nicht? Dass das ein Irrtum ist, könnt ihr in den Geschichten um die rosa Spinne Wuschel und ihre Menschenfreundin Sarah nachlesen. Marie-Louise Buschheuer aus dem AlexOffice regt uns in ihrem kindgerechten Märchen »Wuschel, die Kuschelspinne« dazu an, noch einmal selber zum Kind zu werden – und vielleicht ein wenig die Angst vor Spinnen zu verlieren. Denn eigentlich wollen die nur eines: Schokolade!


 

»Wuschel, die Kuschelspinne« Wuschel-Sprechblase Teil 3


 

Schokolade in der Schublade . . .

Sarah und ihre Eltern wohnten schon seit einigen Wochen in dem großen Haus am Dorfrand. Wuschel und Sarah redeten jeden Tag miteinander. Die kleine Spinne wohnte noch immer in der kleinen Ecke zwischen Fenster und Rahmen, aber nachts, da schlief sie bei Sarah auf dem Kopfkissen.

Sie wurden richtig gute Freundinnen!

Heute ging Sarah mit ihrer Mutter einkaufen. Die Lebensmittel waren fast alle und Sarahs Mama wollte heute Abend noch etwas leckeres kochen. Sarah hatte ihre Mutter so lange angebettelt, bis sie ihr etwas Süßes gekauft hatte.

Mit vollem Einkaufswagen ging es zurück zum Auto. Auf dem Heimweg erzählte Sarah ihrer Mutter von dem Bild, welches sie am Morgen gemalt hatte.

Zu Hause angekommen, half das Mädchen noch schnell ihrer Mutter, die Lebensmittel einzuräumen. Dann nahm sie ihre Süßigkeiten und verschwand in ihr Zimmer.

„Aber nicht alles auf einmal essen, Sarah!“, rief ihr ihre Mutter noch hinterher. „Nein, mach ich schon nicht“, versprach Sarah.

Mit Schwung öffnete sie ihre Zimmertür und suchte erstmal nach Wuschel. „Hey, du Spinne!“, begrüßte sie ihre Freundin.

Sarah lief auf den Schreibtisch zu, der unter dem Fenster stand.

„Hallo Sarah!“, freute sich Wuschel und beobachtete wie das Mädchen die zwei Tafeln Schokolade und eine Packung Bonbons in ihre Schreibtischschublade legte. „Was ist das?“, wollte Wuschel wissen.

„Süßigkeiten!“, antwortete Sarah. „Die sind ganz lecker, aber wenn man zu viel davon isst, wird man dick.“, erklärte das Mädchen.

„Ach so“, und damit machte sich die rosa Spinne wieder an das Üben von Spinnennetzen.

Sarah setzte sich an ihren Schreibtisch und packte ihre Buntstifte aus. „Du, Wuschel …… !“ fragte sie plötzlich. „Hmm, was ist, Sarah?“ „Darf ich dich malen?“ Wuschel ließ sich an einem Spinnenfaden aus ihrer Ecke runter und setzte sich zu Sarah auf den Schreibtisch.

„Muss ich dafür still halten?“, fragte sie neugierig. „Nee, du kannst ja auch was malen.“

Wuschel fand die Idee klasse. Sie suchte sich den kleinsten Stift aus, den Sarah besaß, denn die normalen Buntstifte waren ja viel zu groß für die kleine Spinne.

Sarah gab ihrer rosa Freundin ein weißes Blatt und beide vertieften sich in ihre Malarbeit.

Wuschel malte ein schönes Bild von Sarah, so wie Spinnen halt malen. Sarah fand es klasse.

„Hui, das bin ja ich“, freute sie sich.

Sie zeigte Wuschel das fertige Bild, welches sie von der kleinen Spinne gemalt hatte. Sie hatte sich unheimlich viel Mühe gegeben. Beide Bilder legte Sarah dann in ihre Bildermappe. Sie wollte sie schließlich verwahren.

Es dauerte noch bis zum Abendbrot. Schließlich war es noch früh. Sarah überlegte, was sie bis dahin noch machen könnte. „Du Wuschel, hast du Lust, noch eine Geschichte zu hören?“ Sarah konnte zwar noch nicht lesen, aber sie hatte eine große Sammlung mit Geschichten-CDs.

„Au ja“, rief Wuschel. Geschichten mochte Wuschel doch sehr. Seit sie die erste Geschichte mit der Mäusefamilie gehört hatte, wollte sie immer wieder welche hören.

Abends, wenn Sarah von ihrer Mutter eine Geschichte vorgelesen bekam, hörte Wuschel immer ganz aufmerksam von ihrem Platz am Fenster aus zu.

Sarah stand auf und legte eine CD in den CD-Spieler. Die ersten Laute der Anfangsmelodie erklangen und Wuschel rief erfreut: „Dornröschen! Die mag ich am liebsten!“

Sarah und Wuschel hörten der Geschichte zu. Irgendwann rief Sarahs Mutter von unten: „Sarah, komm essen!“ Sarah sprang auf und rannte zur Tür.

„Ich komme sofort.“

Dann wandte sie sich zu Wuschel um. „Du kannst weiter hören, wenn du magst. Ich bring dir gleich was zu essen mit.“ Wuschel nickte.

So machten die Beiden das immer. Wenn es Essen gab, brachte Sarah Wuschel nachher immer was mit hoch. Wuschels Lieblingsspeise war Salat. Obwohl Spinnen ja eigentlich lieber Fleisch mögen, aber Salat war Wuschel viel lieber. Und das wusste Sarah.

Sarah verließ ihr Zimmer und Wuschel hörte weiter der Geschichte zu. Irgendwann wurde Wuschel dann ganz neugierig. Sie erinnerte sich an die Schokolade, die Sarah mitgebracht hatte und die kleine Spinne wollte unbedingt wissen, wie denn Schokolade so schmeckt.

An einem Spinnenfaden ließ sich Wuschel langsam am Schreibtisch herunter, bis sie auf der Höhe der Schublade war.

Ganz vorsichtig kletterte Wuschel durch einen Schlitz zwischen Schreibtisch und Schublade. Und schon war sie drin.

Und da lagen sie: die zwei Tafeln Schokolade, die Sarah mitgebracht hatte. „Wie die wohl schmecken?“, fragte sich Wuschel.

Sarah saß mit ihren Eltern in der Küche beim Abendessen. Es gab Lasagne und Salat. Sie nahm sich fest vor, von beidem etwas für Wuschel mit hoch zu nehmen.

Im Gegensatz zu einem Menschen aß ihre Spinnenfreundin doch sehr wenig. Etwa ein Fingerhut voll pro Mahlzeit.

Sarah nahm nach dem Essen ein Taschentuch und legte etwas Lasagne und Salat hinein. Dann verschwand sie damit nach oben in ihr Zimmer.

Sie war auf der Treppe, als ihre Mutter ihr zurief: „In einer Stunde geht es aber ab ins Bett.“

„Ja, Mama“, antwortete Sarah. Das war ja noch lange, da konnte sie ja noch mit Wuschel spielen, wenn die gegessen hatte.

Als sie oben in ihrem Zimmer ankam rief sie laut nach Wuschel, aber die kleine Spinne war nirgendwo zu sehen. ‚Na ja, vielleicht ist sie auf Erkundigung‘, dachte Sarah.

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und wollte noch ein Bild malen. Auf einmal fiel ihr wieder die Schokolade ein. Sie beschloss vor dem Zu-Bett-gehen noch ein Stück davon zu essen.

Sie machte die Schublade auf . . . und da saß Wuschel!

Sarah fing laut an zu lachen: Wuschels Mund war mit Schokolade verschmiert und die kleine Spinne konnte sich kaum noch rühren.

„Was machst du denn da?“, lachte Sarah. „Schokolade essen“, gestand Wuschel. „Die schmeckt viel besser als Salat!“

„Na, das sieht man dir an! Jetzt gibt es aber keine mehr. Jetzt geht es ins Bett!“

Von heute an, so nahm sich Sarah vor, musste immer eine Tafel Schokolade in der Schublade liegen, denn das schien Wuschels allerliebstes Essen zu sein.

 


Hier geht’s zu den anderen Kapiteln der Geschichte:

»Am Anfang« . . . Wuschel-Sprechblase Teil 1

»Der Einzug« . . . Wuschel-Sprechblase Teil 2

»Fabi« . . . Wuschel-Sprechblase Teil 4

»Eine Spinne« . . . Wuschel-Sprechblase Teil 5

»Hausaufgaben« . . . Wuschel-Sprechblase Teil 6

 

Marie-Louise Buschheuer (Geschichte und Illlustration)


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