In seiner neuen Ballade »Empfangene Gaben in rechter Verwendung« setzt sich unser lyrischer Kollege L.S. (AlexOffice) auf symbolische Weise mit der Thematik von Krieg und Frieden auseinander und ruft dazu auf, Uneinigkeit und Zwietracht durch ein liebendes Sich-Besinnen auf „höhere Güter“ zu überwinden.


 

»Empfangene Gaben in rechter Verwendung«

oder »chrýseon génos«

Eine Symbolische Ballade

Der Zeit eine Prägung zu geben / Erhebt ihr die Hände, den Kriegen
Entgegen, Gerechtes, so sagt man / In fordernder Tat zu erlangen
Und bangendem Zaudern, Pandorens / Geschenk mit der lässigsten Geste
Eröffnend, voll Lächelns erwidernd: / Die Nöte des Tages geböten
Ein handelndes Streben durch Härte / Und sprechend verbleibnem Gedulden
Zum Besten tarierender Kräfte – / Der Mensch sei befangen von Träumen
In Wirklichkeitsferne Realem / Das ist, so wie er, abgewandt und
Bei allem erstrebnen Bemühen / Nicht fähig zu dauerndem Frieden.
So lasst mich die Mär eines Vaters / In Tagen des Zornes erzählen
Der allen vom Seinen gegeben / Dass herzliche Liebe erblühe
Dem Ersten, als Schmied und bei Kräften / Gab Feuer und Hammer der Gute
Die tönerne Scheibe dem Andren / Geschicklichen Händen von Nutzen
Dem Dritten für Saaten und Felder / Ein Nötiges, jeden zu nähren
Dem Letzten die Gabe zur Rede / Um Brüder im Streit zu  v e r s ö h n e n  –
So lagen in Pflicht wie Genügen / Des Einzelnen wertvolle Dinge
Um, Frieden und Wohlstand erringend / Das glücklichste Leben zu führen.
Der Starke erfertigt die Scharen / Dass andere Äcker bestellen
Ein Milder erhebt uns Gemüter / In kunstreich erformten Geräten
Bei deren Gelingen der Bruder / Mit weisender Rede geholfen
Dass jeder des andern bedürfe / Und niemand nur sich leben könne –
So waren die Tage voll Eintracht / Einander befruchtende Enden
Des menschlichen Geistes zusammen / Den Räten des Vaters gehorsam
Das Niedere, Schwache und Starke / Im Hohen bedürftig zur Gänze
Erfüllenden Lebens in Stete / Dem ewig verheißenen Frieden
Bis einer dem andren misstraute: / Wir plagen an Feuern und Furchen
Uns, eigenen Nutzens gewärtig / Ihr formt in der Stube euch Krüge
Und Worte aus Sternen – nicht länger / Soll dieses Verhältnis bestehen
Der Schmied werde Töpfer und weise / Ein Sämann in Schriften, es gleiche
Sich an unsre Menge, die Rede / Sei jedem gestattet – und  K r i e g  d e m
Der unsere Einsicht nicht teilte. / So nahmen die tönernen Waren
Gerissene Formen nun an, wie / Zerbrechliche Leichte Geschmeide
Des täglichen Nutzens enthoben / Und Hunger verzehrte in Klage das Land.
Doch waren es Narren, die sprachen / Zugrunde den Frieden des Vaters
Gerichtet durch Willkür, Verzichte / Auf wahr’nes Genügen, das Allen
Geholfen, so sind wir nicht besser / Wer speiste uns hungernde Arme
Und lehrte, die Weite im Innern / Zu finden, besitzendem Wollen
Für kürzeste Zeit jene Deute / Der Ferne erschließend und Nahes
Erformend den Teil des Gegebnen / Zu wählen, wie dankbaren Herzens
Die Streite, uns allen von Schaden / Als Brüder sich wieder erfindend
In Not wendner Märe mit Lächeln / Der Wiss’nen auf immer zu lassen.

Ein Beitrag von L.S.

Titelbild (Ausschnitt) von cocoparisienne auf Pixabay 


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