Der Februar wird international als der »Black History Month« zelebriert. Einen Monat lang wird in Veranstaltungen weltweit die Geschichte Schwarzer Menschen beleuchtet und in Erinnerung gebracht.

Alessa Kouadio aus dem AlexOffice hat Wissenswertes zu afrodeutschen Persönlichkeiten zusammengetragen, die sie besonders beeindruckt haben. Lest hier ihren Beitrag zu Theodor Wonja Michael.   


 

»Black History Month«

Im Rahmen des Black History Month möchte ich euch einige afrodeutsche Personen vorstellen, die wichtig für die Schwarze Community in Deutschland sind.


 

Theodor Wonja Michael – Afrodeutscher Zeitzeuge

 

Theodor Wonja Michael kämpfte sein Leben lang um Anerkennung. (Foto: © Theodor Barth/la if auf amnesty.de)
Theodor Wonja Michael (Foto: © Theodor Barth/la if auf amnesty.de)
Theodor Wonja Michael

* 15. Januar 1925 in Berlin
† 19. Oktober 2019 in Köln

 

Theodor Wonja Michael wurde 1925 in Berlin als Sohn eines kameruner Kolonialmigranten und einer preußischen Frau geboren und wuchs nach dem Tod seiner Mutter in einer Pflegefamilie auf. Diese war Betreiber einer Völkerschau*, in der auch er ausgestellt und begafft wurde.

Aufgrund der Nürnberger Rassengesetze durfte er nach seinem Volksschulabschluss 1939 keine Ausbildung beginnen. Auch wurde er aufgrund seiner Hautfarbe nicht zur Wehrmacht eingezogen und ihm wurd die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, sodass er staatenlos war.

Einzig als Zirkusdarsteller und Komparse in Kolonialfilmen wurde ihm das Arbeiten gewährt. Diese Propagandafilme zielten darauf ab, die deutsche Kolonialzeit zu glorifizieren und rassistische Ansichten zu verbreiten.

1943 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet und in einem Arbeitslager in der Nähe von Berlin interniert, wo er bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 verblieb.

Nach der NS-Zeit holte Theodor Wonja Michael sein Abitur nach und hielt sich zunächst durch Schauspielrollen bei den amerikanischen Besatzertruppen auf den Beinen. Danach erhielt er durch ein Stipendium die Chance, in Paris Volkswirtschaft und Soziologie zu studieren.

Anschließend arbeitete er bei der deutschen Welle, wurde Chefredakteur des Afrika-Bulletins und bei der Bundesnachrichtenagentur BND.

Nach seinem Tod im Oktober 2019 wurde 2022 im Rahmen des Black History Month eine Bibliothek in Köln eröffnet, die seinen Namen trägt. **


Anm. d. Autorin:
* Völkerschau, oft auch Kolonialschau oder „Menschenzoo“ genannt, bezeichnet die rassistische Zurschaustellung von Menschen aus fremden Ländern.
** Die Theodor Wonja Michael Bibliothek ist eine Bibliothek, die sich speziell der Erfahrung der Afrodeutschen und der Schwarzen Kultur widmet. Wer einmal hineinschauen möchte, findet hier weitere Informationen: twm-bibliothek.de.

Ein Beitrag von Alessa Kouadio

Quellen und weiterführende Links:

Wikipedia: „Theodor Wonja Michael“
Amnesty International: „Theodor Wonja Michael: überlebt als Unsichtbarer“
Theodor Wonja Michael Bibliothek
stimmen afrikas
isd (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)

Bilder:
– Foto „Theodor Wonja Michael kämpfte sein Leben lang um Anerkennung.“: © Theodor Barth/la if  auf www.amnesty.de
– Fotos „Theodor Wonja Michael – NRWs erste Schwarze Bibliothek eröffnet in Köln“: © Carolin Franz auf koeln.mitvergnuegen.com
– Titelbild: Grafik von © isd Köln e. V., bearbeitet von Barbara Minnich/Xblog


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