In ihrem neuen Beitrag zur Reihe »Masters of Horror« (Teil 8) hat sich Pia Papadopoulos (AlexOffice) ausführlich mit dem Leben und Werk des amerikanischen Schriftstellers und „Vaters des kosmischen Horrors“ Howard Phillips Lovecraft auseinandergesetzt, beschreibt einzelne seiner Werke aus der Welt des Grauens und betrachtet darüber hinaus auch sein Vermächtnis und die kritische Resonanz auf sein Schaffen. 


 

»Masters of Horror« – Teil 8 – H. P. Lovecraft – Die Geburt des kosmischen Horrors

 


 

„Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst. Die älteste und stärkste Form der Angst ist die Angst vor dem Unbekannten.“ (H. P. Lovecraft, 1890 –1937)

Vater des kosmischen Horrors: H. P. Lovecraft

Portrait des amerikanischen Autors H. P. Lovecraft, aufgenommen im Juni 1934 von Lucius B. TruesdellHoward Phillips Lovecraft wurde 1890 in Providence, Hauptstadt des kleinsten Staates der USA Rhode Island, geboren und lebte dort bis zu seinem Tod im März 1937. Bereits als Kleinkind zeigte Lovecraft eine Begabung für Literatur, indem er Gedichte auswendig lernte und im Alter von sechs Jahren damit begann, eigene Texte zu verfassen. Sein Großvater bestärkte sein wachsendes Interesse am Mysteriösen und Fantastischen dadurch, dass er ihm Klassiker als Kinderausgaben zum Lesen gab oder ihm selbsterfundene Horrorgeschichten erzählte, sehr zum Missfallen seiner alleinerziehenden Mutter, die sehr um deren mögliche Einflüsse auf ihren Sohn besorgt war.

Er entwickelte ebenfalls eine große Begeisterung für Chemie und Astronomie, weshalb er ab 1899 kleinere Abhandlungen verfasste und bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr in regionalen Zeitungen und Magazinen veröffentlichte. Seine körperlichen und psychischen Leiden erschwerten den schulischen Werdegang Lovecrafts und verwehrten ihm den Zugang zu einer Universität, was ihn in eine Depression verfallen ließ. Die Entdeckung des Amateur-Journalismus erwies sich als gravierende Veränderung für sein Leben, es holte ihn aus seiner selbstgeschaffenen Isolation und Depression, außerdem begann er dadurch Freundschaften zu pflegen, die zum Teil sogar bis zu seinem Tod hielten.

Das amerikanische Pulp-Magazin „Weird Tales“ gewann nach seiner Gründung im Jahre 1923 den aufstrebenden Schriftsteller als langjährigen Verfasser, der Großteil seiner Werke wurde dort veröffentlicht. Ein Jahr später heiratete Lovecraft und zog zu seiner Ehefrau nach New York, jedoch hielt diese Ehe nicht lange, weshalb er bereits 1926 wieder nach Providence zog. Dort lebte er mit seinen Tanten zusammen und pflegte diese. Sein geringes Vermögen, welches er durch Auftragsarbeiten und Überarbeitungen verdiente, gab er für Ausflüge zu seinen Brieffreunden oder in die Region Neuengland aus, die ihm als Inspiration für die fiktive Stadt Arkham und somit als Schauplatz einiger seiner Werke dienten. Als großer Einfluss für Lovecraft dienten die Werke von Edgar Allan Poe, der durch seine makabren Erzählungen hervorstach.

Was ist kosmischer Horror?

Kosmischer Horror (im Englischen sogar „Lovecraftian Horror“ genannt) ist ein Subgenre des Horrors, welches sich neben den typischen Elementen aus dem Horror, wie Gewalt, Blut und Schocker, überwiegend durch die allgemeine Angst vor dem Unbekannten und Unvorstellbaren auszeichnet. Die in den Geschichten verwendeten interstellaren Wesenheiten und Grauen erschüttern die Überzeugungen und Weltvorstellungen der Protagonisten auf den Kosten ihrer geistigen Gesundheit, bis sie schließlich dem Wahn verfallen. Somit wird die immer wiederkehrende Frage nach der Realität und Wahrnehmung der eigenen Person aufgeworfen sowie dessen Verwerflichkeit. Man spielt mit der Vorstellung von Kreaturen und Wesen aus dem All, deren Aussehen und Statur und der Eigenheit, sich jeglichem menschlichen Verständnis zu entziehen, besonders zielt man hierbei auf die gewaltige Größe des Universums und der Winzigkeit des menschlichen Daseins im Vergleich an.

Cthulhu-Mythos

"Cthulhu", Zeichnung von H. P. Lovecraft, 1934Als Cthulhu-Mythos bekannt, bezeichnet Lovecraft einen Großteil seiner Werke und die damit verbundenen von ihm und anderen Autoren erdachten Personen, Orte, Wesenheiten und Geschichten. Diese Entitäten werden von Lovecraft die „Alten“ (engl.: Old Ones) oder die „Großen Alten“ (engl.: Great Old Ones) genannt. Ihren Ursprung haben sie aus weit entfernten Teilen der Galaxis oder sogar des Universums, damit unterliegen sie keinen von uns bekannten Naturgesetzen und verfügen nach menschlichen Maßstäben über gottgleiche Macht oder sogar Unsterblichkeit. Einer der bekanntesten Bestandteile dieses Mythos ist das sogenannte „Necronomicon“, ein fiktives Buch, in dem die interstellaren Wesenheiten im Detail beschrieben sind und nach physikalischen Regeln funktionieren, die der Mensch nicht im Stande ist zu verstehen. Als eine der wohl bekanntesten Figuren dieses Mythos steht die namensgebende Kreatur:

Cthulhu

Hierbei handelt es sich um ein vor mehreren hundert Millionen Jahren auf die Erde gekommenes Wesen von großer Macht. Über die Zeit vor Cthulhus Ankunft ist wenig bekannt, einzig und allein, dass der große Alte wie die anderen auch aus den Weiten des Alls kam. Sein Körper verfügt über entfernte humanoide Merkmale, die äußerst aufgedunsen sind. Das Gesicht besteht aus einem Gewirr von Tentakeln, das an einen Tintenfisch erinnert, und auf seinem Rücken besitzt er ein langes, schmales Paar Flügel.

Die von Cthulhu errichtete mystische Stadt R’lyehNach seiner Ankunft auf der Erde entbrannte ein Krieg zwischen Cthulhu und der alten Rasse, die bereits vor Äonen die Erde als erstes Leben besiedelte und aus deren Experimenten die meist bekannten Lebensformen entstanden, unter anderem auch die Menschen. Dieser Krieg endete ohne eindeutige Fortschritte von beiden Seiten in einer Art Friedensvertrag, der dazu diente, die Besitzverhältnisse der Erde zu klären. Daraufhin errichtete Cthulhu die mystische Stadt R’lyeh mit seinem Sternengezücht, einer mit ihm auf die Erde gekommenen kleineren und schwächeren Rasse, die ihm körperlich sehr ähnlich sieht. Wobei seine Stadt eher beschworen als gebaut wurde, da sie nicht aus irdischen Materialien gefertigt wurde.

Einige Zeit später wurde die ihm zugeschriebene Landmasse sowie R’lyeh vom Meer verschlungen und soll laut des Mythos im Pazifischen Ozean versunken sein. Dort liegt der große Alte in einem Jahrmillionen andauernden, todesähnlichen Schlaf, wo er darauf wartet, dass die Sterne richtig stehen, um zu erwachen. Sein Wiedererwachen bedeutet den Tod allen Lebens und die Rückkehr der Großen Alten, und im Necronomicon steht geschrieben, dass sein Anblick allein ausreicht, um einen Menschen in den Wahnsinn zu treiben.

Werke

Lovecraft verfasste eine überschaubare Anzahl an Prosawerken, ihn nach standardmäßigen Genre-Kriterien zu bewerten, ist schwer. Die frühesten seiner Arbeiten erinnern sehr an den makabren Stil von Edgar Allan Poe, während seine Geschichten zwischen 1919 und 1927 eher einen Hang zur Phantastik haben, die ganz klar von Lord Dunsany beeinflusst wurden. Erst eines seiner späteren Werke zeigte den typischen Stil, der Lovecraft zugeschrieben wurde. Er schaffte eine Mischung aus Weird Fiction, die darauf abzielt, die Leser zu verunsichern, Regionalliteratur und Science-Fiction, das damals noch in den Kinderschuhen steckte. Daraus kreierte er das bereits erwähnte Subgenre des kosmischen Horrors.

In seiner Welt hinterfragt Lovecraft nicht nur die menschlichen Vorstellungen von Moral oder Erkenntnis, den Platz der Menschen im Universum, sondern bietet auch einen Raum für gezielte Kritik an Mystizismus, Okkultismus und Religion. Zu bekannten Stücken unter seinen Werken zählen:

Cthulhus Ruf (1926)

Zum Aufbau dieser Geschichte dienen drei Dokumente, die der Hauptcharakter Francis Wayland Thurston und sein Großonkel George Gamell Angell hinterlassen haben und die jeweils ein Kapitel der Geschichte bilden. Thurston findet im Nachlass seines Onkels mehrere Berichte über einen unbekannten Kult und ein übernatürliches Wesen namens Cthulhu. Dazwischen befindet sich ein mit seltsamen Hieroglyphen besetztes Basrelief, das auf Thurston abstoßend wirkt und eine Figur mit einem mit schwammigen Tentakel besetzten Kopf, grotesk schuppigem Körper und Flügeln darstellt. Er findet heraus, dass es von einem Künstler hergestellt wurde, der laut eigenen Angaben nach einem Erdbeben über mehrere Wochen hinweg verstörende Albträume von dieser Kreatur und einer zyklopisch großen Stadt hatte.

Als der Kontakt zu dem Künstler abbricht, widmet sich Thurston dem Bericht einer Archäologie-Konferenz, wo ein Polizeiinspektor aus New Orleans anwesend war, der über einen in Louisiana ausgehobenen Voodoo-Kult spricht und ein Artefakt beschreibt, welches dem Basrelief des Künstlers ähnelt. Dabei stößt er auf die Erwähnung einer Expedition nach Grönland, bei der ebenfalls Anhänger dieses Kult entdeckt wurden.

Als drittes Dokument dient ein australischer Zeitungsartikel, die eine mysteriöse Schiffsreise in den Pazifik behandelt und Thurston zu dem Tagebuch des einzigen Überlebenden dieser Reise bringt. Es wird ein Kampf gegen Anhänger des Kults erwähnt, bei dem das Schiff sank, aber sich die Mannschaft auf das Schiff des Kultes retten konnte. Die Crew strandete auf einer unbekannten Insel und entdeckte dort ein schlafendes Wesen.

Die Farbe aus dem All (1927)

Die Farbe aus dem All (H. P. Lovecraft)In dieser Geschichte geht es um einen Landvermesser aus Boston, der für den Bau eines neuen Wasserreservoirs für die Stadt Arkham ein Heidegebiet prüft und auf ein mysteriöses Stück Land mit einem verlassenen Bauernhof trifft. Als er Informationen über die Heide anstellt, findet er heraus, dass dort in den frühen 1880er Jahren ein Meteorit auf das Land fiel, der aus einem unbekannten Element bestand. Wissenschaftler fanden im Inneren eine Kugel mit einem Farbspektrum, das ebenfalls nicht auf Erde vorkam. Unsicher, um was es sich handelt, war der Einfluss des Meteoriten unbestreitbar.

Anfangs trugen die Pflanzen extrem viele Früchte, die sich im Nachhinein aber als ungenießbar herausstellten. Nach und nach mutierten die Flora und Fauna, die den Hof umgaben sowie die Nutztiere, sie zeigten sich in der außerirdischen Farbe, bevor sie grau und spröde wurden, um später zu Staub zu zerfallen. Er ging von einer Vergiftung durch den Meteoriten aus, welcher auch das Wasser im Brunnen der ansässigen Familie Gadner verunreinigt, dennoch schien die Familie weiterhin davon zu trinken, geradezu mechanisch.

Es ereignen sich weitere mysteriöse Geschehnisse auf dem Hof der Gadner. Als die Frau und einer ihrer drei Söhne dem Wahnsinn verfallen und sich über den Flur hinweg in einer unverständlichen Sprache anschreien, sperrt ihr Ehemann beide auf dem Dachboden des Hauses ein. Währenddessen verschwinden die beiden anderen Söhne spurlos bei einem nächtlichen Gang zum Brunnen. Der Ehemann erzählt einem Mann, der nach ihnen sieht, dass etwas in dem Brunnen leben würde, dem seine Söhne zum Opfer gefallen sind. Er glaubt, es ernähre sich von dem Land und stehle dessen Energie. Nachdem der Landvermesser erfährt, dass sich das graue Gebiet jährlich um etwa einen Zoll ausbreitet, kündigt er seine Anstellung und verlässt Arkham in dem Wissen, dass das neue Wasserreservoir für die Stadt möglicherweise ebenfalls vergiftet sein könnte.

Der Schatten über Innsmouth (1931)

Die Hetzjagd in „Der Schatten über Innsmouth“ (H. P. Lovecraft)Der Schauplatz dieser Geschichte ist die fiktive verfallene Hafenstadt Innsmouth in Massachusetts, in die der Erzähler durch Zufall auf seiner Reise durch Neuengland landet. Als er nach einer günstigen Möglichkeit sucht, um nach Arkham zu kommen, gibt man ihm den Tipp, einen alten Bus zu nehmen, der jedoch über Innsmouth führt. Nachdem er herausfindet, dass diese Stadt auf keiner Karte verzeichnet ist und die Gegend von Bewohnern der Nachbarstädte gemieden wird, da die Einheimischen der Hafenstadt komisch aussähen und es Gerüchte über eine Epidemie gibt, die über die Hälfte der Einwohner dahingerafft haben soll, wird die Neugier des Protagonisten geweckt.

Er beschließt, am nächsten Tag den Bus zu nehmen, und sofort fallen ihm die faltigen Hälse, schmalen Köpfe, hervortretenden Augen und ausdruckslosen Gesichter der Innsmouther auf. Um an weitere Informationen zu gelangen, macht er den Trunkenbold Zadok Allen ausfindig, der ihm die Geschichte der Stadt erzählt, die eng mit einem Kapitän namens Obed Marsh verbunden sei. Marsh hat mit seinen Schiffen Handel betrieben, vor allem mit den Eingeborenen einer kleinen Insel, von denen er sich von einem Pakt überzeugen ließ, die Tiefen Wesen anzubeten, die im Meer leben und halb Mensch, halb Fisch seien. Es kam ein Handel zwischen den Tiefen Wesen und den Bewohnern von Innsmouth zustande: Die Menschen würden Goldschmuck und Fisch bekommen, müssten die Fisch-Kreaturen in ihrer Stadt aufnehmen und sich mit ihnen fortpflanzen, damit diese Kinder ins Meer zurückkehren können.

Der Protagonist weiß nicht, ob er die Geschichte des betrunkenen Zadok Allen glauben soll und beschließt, eine Nacht im Gilman House zu verbringen, da der Bus eine Panne hat. Er ist so von der Erzählung beunruhigt, dass er keinen Schlaf findet. Als er mitbekommt, wie jemand ohne Erfolg versucht, in sein Zimmer einzudringen, flüchtet der Protagonist in ein anderes Zimmer und klettert dort aus dem Fenster. Die Flucht durch die Stadt führt ihn zu einer stillgelegten Eisenbahnlinie, der er folgt. Versteckt im dichten Gestrüpp beobachtet er seine Verfolger, die nicht menschlich sind und eher Fischen ähneln. Bei dem Anblick erkennt er, dass die Geschichte des alten, betrunkenen Zadok Allen der Wahrheit entspricht und fällt in Ohnmacht. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, flüchtet er weiter nach Arkham und informiert dort die Behörden.

Berge des Wahnsinns (1931)

Die Alten Wesen in „Berge des Wahnsinns“ (H. P. Lovecraft)William Dyer, Geologe an der fiktiven Miskatonic-Universität, redet über seine Erlebnisse auf einer von ihm geleiteten Antarktis-Expedition aus der Vergangenheit um eine erneute Expedition zu verhindern, da er der Überzeugung ist, dass die Zukunft der Menschheit bedroht sein könnte. Er und die anderen Wissenschaftler entnehmen geologische Proben und finden zahlreiche Fossilien, auf denen sich merkwürdige dreieckige Abdrücke befinden, die besonders dem Biologen Lake auffallen und ihn zu einer Sub-Expedition mit einem Teil der Mannschaft verleiten. Er berichtet mit Begeisterung über den Fund einiger nicht klassifizierbarer, halb tierischer, halb pflanzlicher Wesen aus einer scheinbaren Frühgeschichte der Erde, die teilweise stark beschädigt, aber auch intakt sind. An diesen führt der Biologe eine Sektion durch, da er sich an die Beschreibung der sagenhaften Alten Wesen erinnert fühlt, von denen er in der Lektüre des geheimnisumwobenen Necronomicon erfahren hat.

Als der Funkkontakt zu Lakes Team durch einen schweren Sturm abbricht, beschließen Dryer und der verbleibende Rest der Mannschaft eine Rettungsmission. Dort angekommen, bietet sich ein Bild der Verwüstung dar: das Team wurde getötet und die intakten Exemplare sind verschwunden. Der Geologe und ein Student beschließen die Gegend mit einem Flugzeug zu überfliegen, um weitere Hinweise zu finden. Sie erspähen ein seltsames Plateau auf einer Hochebene, worauf sich Ruinen einer riesigen, Millionen Jahre alten Stadt abzeichnen. Durch Basreliefs an den Wänden lernen sie, dass die Alten Wesen ursprünglich aus dem Weltall kommen und das Leben auf der Erde erschufen, mit Hilfe der von ihnen geschaffenen, protoplasmatischen und durch Hypnose kontrollierten Wesen, den Schoggothen, erbauten sie ihre Städte. Die Schoggothen entwickelten über die Zeit einen eigenen Willen und Intelligenz, während die Alten Wesen allmählich ihre Fähigkeit verlieren, in den Weltraum zu fliegen und neue Kreaturen zu erschaffen. Durch eine Rebellion ihrer eigenen Schöpfung und anderer außerirdischer Kreaturen sahen sich die Alten Wesen gezwungen, sich in das antarktische Siedlungsgebiet vollständig zurückzuziehen.

Dyer und der Student stoßen auf riesige, jedoch friedliche und durch etwas Schreckliches geängstigte blinde Albinopinguine. Sie folgen einer Schleifspur auf dem Boden, die der eines ihrer Schlitten ähnelt und gelangen somit in den Untergrund der riesigen Stadt, wo sie schließlich auf mehrere Große Alte, die durch das Auftauen von Lake wieder zum Leben erweckt wurden, enthauptet und von einer seltsamen schleimigen Masse bedeckt. Plötzlich vernehmen beide einen grausamen Laut aus dem Abgrund, der in ihnen eine entsetzliche Furcht auslöst, sodass sie aus dem Tunnelsystem der Stadt fliehen. Während sie zurück zu ihrem Flugzeug fliehen, identifizieren sie ihren Verfolger als einen Schoggothen, der aus protoplasmatischen Blasen besteht und mit unzähligen sich formenden, auflösenden grünlichen Augen bestückt ist und der dabei ist, sie einzuholen. Mit Glück entkommen sie und fliegen zurück zu ihrem Lager. Sie brechen die Expedition ab und kehren mit der verbliebenen Mannschaft zurück. Die beiden Männer einigen sich darauf über das Geschehene Stillschweigen zu bewahren.

Rassismus-Kontroverse

Trotz alledem, was Lovecraft zur Horrorliteratur beigetragen hat, scheint es in der heutigen Gesellschaft unmöglich, eine neutrale Meinung weder zu seinen Werken noch zu seiner Person selbst haben zu können. Wenn man zwischen den Zeilen liest, erkennt man die unschönen Seiten Lovecrafts und erkennt den tiefen Rassismus, der in seinen Geschichten mitschwingt und seinen Höhepunkt in „Der Schatten über Innsmouth“ (1931) findet. Seine Ansichten waren von elterlichen und gesellschaftlichen Einflüssen zu seinen Lebzeiten geprägt, dennoch führt dies zu einem Zwiespalt zwischen Bewunderung auf literarischer Ebene und der rassismuskritischen Reflexion, die unter seinen Fans stark diskutiert wird.

Generell gilt dabei, Lovecrafts Werke mit Vorsicht zu genießen, es ist ein kritisches aber auch reflektiertes Lesen, wobei man weder die Literatur verdammt noch die Person und seine Ansicht überhöht. Aussagen wie „Das war damals halt so!“ sind hier unangebracht, denn wenn derartige Xenophobie damals tatsächlich „normal“ war, was stark zu bezweifeln ist, hätte sich im Laufe der Jahrzehnte bis heute nichts geändert. Rassismus marginalisiert, verletzt und tötet, damals wie auch heute.

Wer sich dennoch ohne Gewissensbisse in die Werke Lovecrafts einlesen möchte, könnte hierbei auf einige Ausgaben zurückgreifen, die von anderen Autoren kritisch beleuchtet und ausführlich kommentiert wurden, unter anderem erhältlich bei Herausgebern wie Leslie Klinger oder dem Festa Verlag, die kommentierte Sammelbände anbieten.

H.P.s Vermächtnis

Zweifelsohne hat der von Lovecraft geschaffene Mythos bis heute Spuren hinterlassen und für Inspiration in verschiedenen Medien und Kunstgattungen gesorgt. Schriftsteller wie Stephen King, Wolfgang Hohlbein, Neil Gaiman und Clive Barker ließen sich von ihm beeinflussen oder trugen mit eigenen Geschichten zu seinem Universum bei.

Einige bildende Künstler und Filmregisseure wurden ebenfalls von ihm angeregt. Man findet in dem einflussreichen Film „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ von 1979 besonders in den entworfenen Entwicklungsstadien des Monstrums und den Kulissen sehr deutliche Spuren von Lovecraft. 2019 erschien sogar eine Verfilmung seines Werkes „Die Farbe aus dem All“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle. Seit Jahren plant der mexikanische Regisseur Guillermo Del Toro (Shape of Water, 2017) eine Verfilmung von „Berge des Wahnsinns“, welche aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten auf Eis liegt. Sogar in Mike Mignolas’ Comic-Reihe „Hellboy“ gibt es subtile Anspielungen auf seinen Mythos.

In der Musikbranche und vor allem im Metal- und Gothic-Rock-Bereich lassen sich einige Bands von seinen Texten inspirieren, dazu gehören unter anderem Metallica, Samael, Fields of Nephilim und Cradle of Filth.

Auch im Bereich der Brettspiele und Videospiele lässt man sich sehr häufig von den Elementen des Cthulhu-Mythos inspirieren oder nimmt ihn als Grundlage. Sei es das kooperative Brettspiel „Arkham Horror“, das seit 30 Jahren existierende Pen-and-Paper Rollenspiel „Call of Cthulhu“ oder Videospiele wie „Alone In The Dark“ (1992), „Call of Cthulhu“ (2018), „Darkest Dungeon“ (2015), „Secret World“ (2012) oder das berühmte Multiplayer-Online-Rollenspiel „World of Warcraft“.

2014 wurde in Flensburg die Deutsche Lovecraft Gesellschaft gegründet und ist für Personen, die sich, egal in welcher Form, für das Werk von H. P. Lovecraft interessieren. Der Verein richtet Rollenspiel-Conventions aus und fördert Projekte, die sich mit der Welt von Lovecraft befassen.

Ein Beitrag von Pia Papadopoulos

Quellen:
• de.wikipedia.org: H. P. Lovecraft
• www.deutschelovecraftgesellschaft.de: Howard Phillips Lovecraft
• en.wikipedia.org: Lovecraftian horror (engl.)
• lovecraft.fandom.com: Lovecraft Horror (Lovecraftian Horror)
• de.wikipedia.org: Cthulhu-Mythos
• lovecraft.fandom.com: Die Alte Rasse
• de.wikipedia.org: Die Farbe aus dem All
• de.wikipedia.org: Schatten über Innsmouth
• de.wikipedia.org: Berge des Wahnsinns
• www.deutschelovecraftgesellschaft.de: Verbotene Texte – Eine Stellungnahme zu Lovecrafts problematischer Weltanschauung und ihres Einflusses auf das Werk

Bildquellen:
• Titelbild: H. P. Lovecraft Illustration aus „The Art of Sean Phillips“ (Buch von Sean Phillips u. Eddie Robson, 2013)
• de.wikipedia.org: Portrait des Autors H. P. Lovecraft von Lucius B. Truesdell (Juni 1934)
• en.wikipedia.org: Cthulhu (Zeichnung von H. P. Lovecraft, 1934) 
• static.wikia.nocookie.net: R’lyeh, die von Cthulhu errichtete mystische Stadt
• phantanews.de: Die Farbe aus dem All
• static.wikia.nocookie.net: Die Hetzjagd in „Der Schatten über Innsmouth“
• static.wikia.nocookie.net: Die Alten Wesen in „Berge des Wahnsinns“


Der Fall LovecraftFür alle, die noch mehr über H. P. Lovecraft wissen möchten:
Lest den Xblog-Beitrag »Der „Fall” Howard Phillips Lovecraft« von J. T. (AlexOffice) über den Schriftsteller und „Meister des Grauens“ (27. August 2021 | Literarisches | Wissenswertes). 

 


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