Mit diesem Auszug seines Gedichts »Eastare« erweckt unser lyrischer Kollege Werner Otto von Boehlen-Schneider (AlexOffice) laut seinen eigenen Worten „die pagane [Anm. d. Red.: heidnische] Frühlingsgöttin Eastare wieder zum Leben, reflektiert über das göttlich Weibliche“. 


 

»Eastare«

[Auszug]


Inesse quin etiam sanctum aliquid et providum putant,
nec aut consilia earum aspernantur aut responsa neglegunt.

Tacitus, Germania VIII,2


 

Die Saaten erwachsen zu ewiger Reihe
Und streben dem Guten bedächtig entgegen
Ein Mohn in den wogenden Feldern des Kornes
Zur Ernte bereitet aus gebenden Händen
Der ersten Beginne; so wandelt wie golden
Umflossen Eastare und spendet nun Weihe
Den Äckern in seidnem Gewand, wo verlegen
Nur senken erschütterten Sinnes die Männer
Ihr Haupt mit verschlungenen Fingern, das Wenden
Der Kälte des Jahres begrüßend im Holden.

Besprengt sie mit knospenden Zweigen die Fluren
Und netzt an geborstener Scholle zu Reifen
Die Samen verschließende Hülle errundnen
Entragenden Keimes in Fülle, beständgen
Umwallend erhobenen, edlen Vergehens
Und tieferen Wachsens zur Gänze, den Spuren
Geeintesten Ahnens, so flechten sich Schleifen
Einander berührenden Endens, verbundnen
Gewordenen Seins aus vergänglichem Ringen
In Stille getragenen, hohen Umwehens.

 

Werner Otto von Boehlen-Schneider
Werner Otto von Boehlen-Schneider

Titelbild (Ausschnitt) von suju-foto auf Pixabay


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