Der „Autistic Pride Day“ – kurz auch „Autismus-Tag“ genannt – wird seit 2005 jährlich am 18. Juni zelebriert. Es geht dabei um den Wunsch vieler Menschen mit der Diagnose „Autismus“ nach gesellschaftlicher Akzeptanz ihrer autistischen Eigenheiten.

Moritz Mies aus dem AlexOffice bringt uns in seinem »Beitrag zum Autismus-Tag am 18. Juni« das weite Spektrum autistischer Eigenschaften und Merkmale ein gutes Stück näher und ermutigt Nicht-Autist*innen zum Abbau von Berührungsängsten und Barrieren, die gegebenenfalls durch Nicht-Verstehen hervorgerufen werden. Auch in Form einer Collage-Grafik (siehe unten) hat sich Moritz in seiner eigenen Bildsprache mit Autismus auseinandergesetzt. 


 

Ein Beitrag zum Autismus-Tag am 18. Juni

 


 

Autismus

Autismus – eine Charakterausprägung, von der heutzutage wohl jeder gehört hat. Davon haben viele sofort Assoziationen, seien sie negativ oder positiv. Trotz dieser Vorstellungen können die meisten nicht wirklich viel mit dem Begriff anfangen oder stülpen Menschen, die sich zu dieser Diagnose bekennen, eine Reihe von Eigenschaften bekannter Autisten über.

Wie es aber mit Stereotypen üblich ist, wird dies weder der Diagnose, noch den Menschen gerecht, welche diese haben.

Zunächst einmal muss jedoch festgestellt werden, dass wenngleich die Diagnose eine Reihe von Menschen in einzelnen Ausprägungen ihres Charakters verbindet, es sich immer noch um Individuen handelt. Des weiteren ist die Ausprägung der Eigenschaften sehr unterschiedlich und die Unterschiede zwischen dem, was wir als normal wahrnehmen und psychischen Einordnungen oft fließend.

Verbindende Eigenschaften

Autist*innen verbinden im wesentlichen Kerneigenschaften, die ihr Leben unterschiedlich stark bestimmen und manchmal beschränken. Dazu gehören oft Schwierigkeiten in der Kommunikation und vor allem beim Erkennen von Emotionen. Dabei können Autist*innen diese durchaus selber fühlen, sie bringen sie nur anders zum Ausdruck. Oftmals wird dies zum Anlass genommen zu denken, dass fehlende Empathie ein Charakterzug sei. Es ist jedoch nicht das Mitfühlen, sondern eher das Einordnen der Gefühle anderer problematisch. Viele Autist*innen lernen im Laufe der Zeit jedoch trotzdem, effektiv mit anderen zu kommunizieren, da sie Gesichtsausdrücke auswendig lernen und das Gesehene übertragen.

Es ist außerdem bezeichnend für die Anpassungsfähigkeit der Menschen, dass zwar nahezu jeder von uns einen Autisten oder eine Autistin im Umfeld hat, aber nur die wenigsten als solche wahrgenommen werden, da sie Strategien entwickelt haben, mit ihrer Diagnose umzugehen.

"Autismus" – eine Grafik von Moritz Mies

„Autismus“ – Collage von Moritz Mies

 

Ein weites Spektrum an Merkmalen

Autismus ist eine Persönlichkeitsbeeinträchtigung, welche ein Spektrum von Formen hat, welche sich mitunter deutlicher unterscheiden. Der gemeinsame Kern der drei Diagnosen des frühkindlichen Autismus, des Asperger Syndrom und des Atypischen Autismus liegt in veränderter Wahrnehmung der Umgebung und Schwierigkeiten bei der Filterung von Sinneseindrücken. Dies führt dazu, dass Autist*innen sich nicht gut auf einen Bereich ihrer Umgebung konzentrieren können. Dies kann ebenfalls zur Abstumpfung oder nahezu völligen Ausblendung der Umwelt führen, bei der sich der/die Autist*in geistig in seine/ihre eigene Welt verflüchtigt. Zu bedenken ist, dass dies nicht zwangsweise eintreten muss.

Ein weiteres Merkmal der Autist*innen ist ein verändertes Hörvermögen, welches Geräusche einer bestimmten Frequenz besser wahrnimmt. Ein Beispiel dafür ist die vermehrte Fähigkeit, Strom hören zu können.

Auf der anderen Seite treten mitunter Probleme bei der Kommunikation zwischen Autist*innen und Nicht-Autist*innen auf, da erstere sich schwertun, Emotionen intuitiv zu erkennen. Besonders fällt dies auf, wenn beispielsweise Ironie nicht an der Stimmlage, sondern an dem Inhalt einer Botschaft erkannt wird.

Ermutigende Hinweise für Nicht-Autist*innen

Dennoch sollte man sich von diesen Problemen nicht abschrecken lassen. Gerade dann, wenn der Autismus früh erkannt wird, kann ein/e Autist*in häufig lernen, damit umzugehen und diese Probleme zu umschiffen. Außerdem gilt wie immer, dass man sich nicht von Vorurteilen lenken lassen sollte. Mit Geduld und gegenseitigem Respekt kann Kommunikation gut stattfinden, und im Zweifelsfall sollte man die typischen Eigenschaften zwar berücksichtigen, um das Gegenüber besser verstehen zu lernen, sich jedoch im Klaren bleiben, dass das Gegenüber immer noch ein Individuum ist, welches nicht stigmatisiert werden sollte.

Text und Grafik: Moritz Mies
Titelbild (Ausschnitt) von Peter Burdon auf Unsplash


Auch du kannst deinen Text, deine Erfahrung, dein Gedicht oder auch deinen Podcast bei uns einreichen. Unter Kontakt findest du unsere Ansprechpartner. Schick uns dein Werk und wir veröffentlichen es.