In seinem stimmungsvoll poetischen Text »Ein Dichter-Flaneur. Streiflichter in Chiaroscuro« gibt uns L.S. (AlexOffice) „persönliche Einblicke in den kreativen Prozess“.

Laut seinen eigenen Worten weiß er sich hierbei – als Schriftsteller, Komponist und Privatgelehrter – verbunden mit dem Sprachbild Rilkes: „Was hast du nicht gewartet, dass die Schwere ganz unerträglich wird, da schlägt sie um und ist so schwer, weil sie so echt ist.“ und der Aussage Carlyles: „Es ist mein tiefster Glaube, dass eine jegliche Arbeit, die das Recht auf diesen Namen hat, eine Berufung vom Sichtbaren auf das Unsichtbare ist, eine Anrufung höherer Mächte“.


 

Ein Dichter-Flaneur. Streiflichter in Chiaroscuro

Wie finde ich ins Wort? Es ist ein langsames Beginnen und Reifen, hin zur Sprache, die mich bindet. Mein Fingerzeig ins Wesentliche erwächst aus Geste und Detail, der Jakobsmuschel ähnlich schöpfenden Madeleine im Tee, von eigen-fremder Tiefe. Wohin sie gehen mag, bleibt offen; es gleicht dem Schatten mancher Wolke, die in sich Lichter bergen mag und nur gelegentlich bricht solch ein Strahl von warmem Schein aus ihrem Inneren hervor, erhellt, ornatus mundi, meine Welt. So ist es Sammeln und Beharren, bis sich der kairos selbst entbirgt und seine Fäden an das Unsagbare knüpft, den Rocken schlägt, mit muntrem Schall ein Sphärenklang ins Ohr des Alltags findet, zu Wort und Schwall, fortreißende Beginne, aus denen Bilder zueinander drängen, verdichtend eine Melodie ersuchter Wahrheit in die Feder fließt. Mit diesem Strom von unbekannter Weite auf einer Reise ins noch nicht umrissne Sein trägt mich, zu Innerlichstem hingeführt, die Sprache, ja, als Stammeln nur, den neuen Ufern zu. Und so entsteht dem glücklich fiebernden, phaidrisch göttlichen Wahn das Abbild kleiner Lese, aus Augenblicken der Entrückung und auch den Fallen in die Seichte, welche bindet, wenn wir nicht, uns verloren, jenen Weg vergessen, der doch so heilend gleichsam Gegensätze fächernd den Boden aller Lebenswelt bereitet.

Ein Beitrag von L.S.

Begriffserklärungen (Anm. d. Red.):
* Chiaroscuro (italienisch: „hell-dunkel“), Hell-Dunkel-Malerei
* Der Flaneur (aus französisch flâner ‚umherstreifen, umherschlendern‘) ist ein Mensch, der im Spazierengehen schaut, genießt und planlos umherschweift – er flaniert.

Titelfoto (Ausschnitt) von ReinhardThrainer auf Pixabay


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