Wieder einmal hat sich unser AlexOffice-Poet Werner Otto von Boehlen-Schneider von der Muse küssen lassen und präsentiert uns hier mit seinem »Feenzyklus« das Zusammenspiel zweier seiner Gedichte: »Radix et odor« und »Abschied«. Darin geht es laut seinen eigenen Worten um „Zuneigung, entsagende Melancholie und die Hinwendung zum pantheistisch* Fühlbaren“ (wobei „Pantheismus“ eine Weltanschauung bezeichnet, in der Gott und Natur eins sind). Auf der Schwarz-Weiß-Fotografie von Ümit Sönmez (AlexOffice) erlebt ihr Werner als Lesenden.


 

»Feenzyklus«

„Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen
Gebet Jeglichem gern, was er im Stillen begehrt!“ – Goethe

Werner Otto von Boehlen-Schneider, fotografiert von Ümit Sönmez

Werner Otto von Boehlen-Schneider, fotografiert von Ümit Sönmez

Radix et odor

Im wurzelnden Grund liegt ein Ahnen
Der Tiefe entkeimen zu können
Und nennt des verborgenen Klanges
Zerbebend enthüllende Schönen
Ein Du vor erweichenden Schatten.

Wer liebte die ruhigeste Stete
Und fände im Linden verbunden
Worin eine Welt sich gefallen
Bevor sie dem Maßvollen Wunden
Geschlagen zu Seiten sich neigte?

Erblühe dem treueren Herzen
Und finde zur tief lichten Güte –
Wer bettet dir Tage im Ew’gen
Entreißt der Vergessnen Gemüte
Den Schemen von Markt und Gemenge?

Verharre in ernstesten Schauen
Begnüge dich, edlen Erkennens
Gewürdigt mit kärglicher Höhe
Und zögere nicht des Benennens
Von Wünschen, Gefährte zu werden.

Doch bläuen die Knospen zur Leere
Wer könne euch Wunder bereiten
So weist ihr uns – achtende Neigung
Und Liebe, entwachsend bei Zeiten
Dem freudigen Anblick – entsage.

Abschied

Wenn ein Vergangnes auch gewesen scheint
So spann es doch und wirkt noch seine Fäden
Zu lichtrer Stete hebe Tat und Denken
Dass in der klarnen Luft Gespinst zerreißt
Wenn auch vor Schmerz noch oft dein Auge weint
Erfremdet sich’s von innerem Erleben
In das sich neu der Tiefen Bote senken
Und künden will, was Gottheit uns verheißt.

 

Werner Otto von Boehlen-Schneider
Werner Otto von Boehlen-Schneider

Das Schwarz-Weiß-Portrait wurde fotografiert von Ümit Sönmez (AlexOffice).
Titelbild (Ausschnitt) von Yuri auf Pixabay 


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