In seiner »Kleinen, augenzwinkernde Kulturgeschichte der Hauskappe« stellt uns L.S. (AlexOffice) eine historisch dauerhaft beliebte Kopfbedeckung für Männer vor, die er auch selbst gern trägt.
Plädoyer für ein männliches Accessoire
»Kleine, augenzwinkernde Kulturgeschichte der Hauskappe«
Die Kappe als säkularer, ergänzender Teil der Bekleidung grenzt sich von anderen Kontexten, z. B. frühneuzeitlichen Doktorhüten, studentischen „Tönnchen“, „Schiffchen“, Baretten, Biretten, der religiös verorteten Kippa, Schtreimel, Takke, Kofia ab. Sowohl praktischen Nutzens, einem warmen Kopf an kühlen Tagen, wie auch als modisches Accessoire des Mannes begann sie ihren Siegeszug während der italienischen Renaissance über ganz Europa hin und ist seither mit mehr oder auch weniger gebräuchlichen Formen als Hauskappe, wenn auch eher selten, so doch recht kontinuierlich über die Jahrhunderte anzutreffen. Die nachfolgende Galerie zeichnet Entwicklungslinien nach und möchte dazu anregen, den mentalen Schritt zur im Haus getragenen Kappe, ohne Schirm und Krempe, zu wagen.
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Sowohl auf den Straßen wie auch im Haus gern gesehen: die Kappe feiert während der Renaissance in Italien fröhliche Urstände. Scharf ist sie von akademischen und religiösen Kopfbedeckungen abzugrenzen! |
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Cosimo de Medici (1389 – 1464) als gut behüteter Padrone: üppig, samtig, gern in Rot, Farbe der potestas. |
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Jakob Fugger (1459 – 1525) trug, um sich vor dem kalten Augsburger Wind zu schützen, Hauskappen, gern in den Farben des Familienwappens, blau-golden. |
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Auch Rembrandt van Rijn (1606 – 1669) schätzte sie – dennoch schwere Zeiten für die Hauskappe: eher minimalistisch konzipiert, wird der prachtliebende, absolutistische Frühkapitalismus sie bis zur Unkenntlichkeit ausstaffieren. Die Übergänge zum Barett sind oftmals fließend geworden. |
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Der kölnische Kurfürst Clemens August (1700 – 1761) in spätbarocker Mischform zur sprichwörtlichen „Schlafmütze“ genießt eine Tasse heißer Schokolade. |
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Christoph Martin Wieland (1733 – 1813), aufklärender Rokoko-Schriftsteller, Goethe-Freund und heute viel zu wenig gelesen, wusste eine Hauskappe sehr wohl zu schätzen. |
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Sie wird wieder bei der breiten Masse „in“: das Biedermeier feiert die Hauskappe als Inbegriff der Gemütlichkeit. |
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Charles Gounod (1818 – 1893), ein Komponist von patriarchisch anmutender Erscheinung. Als Accessoire durfte die Hauskappe nicht fehlen. |
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Wilhelm Buschs (1832 – 1908) „Lehrer Lämpel“ ohne Hauskappe? Undenkbar. |
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Wild Wild West: Steam Punk wird massentaugliches Phänomen. Kevin Kline als Artemus Gordon setzte mit Will Smith 1999 modische Akzente. |
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Millionen Menschen vertraut: Michael Gambon als Albus Dumbledore in der Harry-Potter-Heptalogie trug eine bestickte Hauskappe mit goldener Quaste. |
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Mit den Worten „Don’t be a square, Wern“, beschloss der Autor im Jahr 2014, sich dem Club der Hauskappen-Träger beizugesellen. Er bevorzugt schwarze Samtkappen, weich und formbar. |
Ein Beitrag von L.S.
Titelbild: Ausschnitt eines Gemäldes von Pinturicchio: „Nr. 3 – Frederick III krönt Enea Silvio Piccolomini mit einem Lorbeerkranz“ (Wikimedia Commons)
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