In diesem Gedicht wählt Werner Otto von Boehlen-Schneider, unser Kollege aus dem AlexOffice, in Parabeln den Dialog zwischen einer Meise und einem Falken zur Gegenüberstellung von Materialismus und Idealismus. 


 

Materialismus und Idealismus in Parabeln

Im lenzbekrönten Zweig saß eine Meise
Noch etwas sondernd sich von jener Lese
Vorwitziger Gefährtinnen, die schnell
Den Wurm am Wegrand pickten und ihr weise
So schien es, sprachen: Komm zu uns herab
Für’s Einige, dass Hunger dir genese
Und lächle fein der ausgestreuten Saat
Was du erhaschen kannst, an kalten Tagen
Wärmt das Erinnern, wenn der Zeiger fällt
Und deine Welt in Trümmern liegen mag.

Der Falke im Geäst sprach: Nur dein Wille
Ein uns gegebener, erhebender
Weiß Rat: sind dir die Körnlein hier zu klein
Sie nähren doch mit Schauen in das Land
Ein oft Verkanntes sprießt aus milden Herzen
Und zeigt uns, welches Wesen sich erhält
Durch wessen Spott ist ein beständges Wagen
Zum Frieden lichter Höhe je gelangt
Bedenke nur, ich harre dein, so stell’
Dich her zu mir, wenn Sturm in Zweigen wankt.

Die Meise hob den Kopf und war ganz stille
Bist du, der andere, ein Gebender?
Sie flog von luftger Höhe, um zu sein
Nun in den Sumpf, mit kleiner Vögel Scherzen.

Werner Otto von Boehlen-Schneider  Werner Otto von Boehlen-Schneider


Titelfoto (Ausschnitt) von JillWellington auf Pixabay


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