Simone Elsässer, eine Beschäftigte der Alexianer-Werkstatt in Bickendorf, entführt uns in ihrem Reisebericht „Urlaub auf den Azoren – Tief im Westen“ auf die Azoreninseln São Miguel und Pico, die sie 2017 für sich entdeckte.
Urlaub auf den Azoren – Tief im Westen.
Zu meiner Person: mein Name ist Simone Elsässer, ich arbeite seit über 10 Jahren in der Industriemontage der Alexianer Werkstätten in Bickendorf.
Im Oktober 2017 wagte ich eine Reise. 2013 sah ich eine Reportage über das Archipel der neun Inseln zwischen Amerika und Europa. Von da an begann ich, jeden Monat etwas Geld zur Seite zu legen. Das war die erste Reisevorbereitung. Die Vorfreude war groß.
In Wahrheit wollte ich ganz alleine reisen. Aber als meine Freundin Judith davon erfuhr, wollte sie wenigstens ein paar Tage mitkommen. Meine Freundin hat keine nennenswerte Beeinträchtigung im Gegensatz zu mir, ich hab Psyche, wie ich immer zu sagen pflege.
Insel São Miguel
Der Transfer zum Hotel in Ponta Delgada verlief reibungslos. Aber im Hotelcomputer konnte uns niemand finden. Da Nebensaison war, bekamen wir einen Parkplatz und ein Zimmer.
Große Kreuzfahrtschiffe kommen vorbei und schütten Menschen aus, wie die Verkäuferin im Souvenirladen sagt. Im Eiltempo werden sie über die Insel in Reisebussen gebracht, elf Sehenswürdigkeiten an einem Tag. Zum ersten Mal bin ich an so einem Ort, an den viele hinwollen. Das hat mich beeindruckt und mein Tempo verlangsamt. An diesem Tag werden wir im Botanischen Garten sein, in dem wir wenige Menschen antreffen. Der normale Kaffee ist aus Getreide, im landestypischen Hotel muss man Bohnenkaffee extra bestellen.
Bei der Wanderung nach Setes Cidades haben wir uns so verlaufen, dass wir auf einer Bundesstraße gelandet sind. Judith hat geflucht. Nach einer Stunde sind wir zurück zum Wanderparkplatz getrampt. Allein wäre ich nie auf diese Idee gekommen. Also mit dem Mietwagen nach Setes Cidades. Die Landschaft ist zuerst tiefgrün und die Farben ändern sich stetig, da der Wind die Wolken vorantreibt. Gefällt dir das Wetter nicht, dann warte eine halbe Stunde. Dieses Sprichwort aus Schottland fällt mir dazu ein. Dabei sind wir in einer autonomen Region Portugals. Hier sollte das schöne Wetter herkommen, das Azorenhoch, der sanfte Regen ist angenehm. Regen ist für mich schön.
Die heißen Quellen in Furnas sind das nächste Ziel. Gebadet habe ich darin nicht, weil ich ein Angsthase bin. Judiths Badeanzug nahm die gelbe Schwefelfarbe an. Eine Dame meinte, das Wasser sei ein Jungbrunnen, man würde 10 Jahre jünger. Dass ich sehr ängstlich bin, merkte man auch daran, dass ich an diesem Nachmittag den Mietwagen für immer abgab. Ich hatte beim Autofahren so viele Ängste, dass ich das Reisen nicht richtig genießen konnte. Von da an bin ich nicht mehr Auto gefahren.
Auf der Insel Pico
Insel Pico
Der Inlandsflug dauerte eine Stunde. Drei Tage alleine auf der grauen Insel. Judith setzte ihre Reise alleine fort auf São Miguel, weil sie nicht so viel Geld ausgeben wollte.
Auch auf Pico bestellte ich den Mietwagen ab und fuhr mit dem Taxi. Der Taxifahrer Antonio bot mir eine Rundreise über die Insel an. Wir vereinbarten einen Preis und los ging es. Pico ist bekannt für den gleichnamigen Berg, den höchsten Portugals (2351 m). Aber auf der Rundreise gab es einiges zu entdecken. Die aufgegebenen Weinberge. Das sind mit Lavasteinen umgebene, windgeschützte Flächen, die zum Unesco Weltkulturerbe zählen. Die Weinberge wurden Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgelassen, weil eine Rebenkrankheit die Bewohner zur Auswanderung zwang. In heutiger Zeit wird hier und da wieder Wein angebaut mit resistenten Sorten.
Bis in die 1980er Jahre war der Walfang erlaubt, ich hatte Zeit, eine alte Walfabrik zu besichtigen.
Im Landesinneren gab es viele Kühe (Limousine und Angus Rinder), die auf der Straße wandern und auf den Wiesen grasen. 15.000 Menschen und 30.000 Kühe wohnen auf der Insel, beide scheinen glücklich zu sein.
Die Straßen sind nicht so gut, ich habe im Hotel einige Ralleyfahrer und Ralleyfahrerinnen gesehen, einige Strecken werden für die Trainings gesperrt. Es gibt auf Pico ein weltberühmtes Rennfahrer Cafe. Das Caffe 5.
An einem anderen Tag war ich mit dem Wanderführer Norbert unterwegs. Das war wunderschön. Auf der Insel gibt es endemische Pflanzen, das heißt, diese gibt es nur auf Pico. Aber auch eingeführte Arten, wie die Hortensie und den Drachenbaum aus China. Diese verdrängen die heimischen Gewächse.
Aus der azoranischen Heide hat Norberts Oma Kissen gemacht. Es gibt auch ein Moos, das zum Transport der Milch über die Berge verwendet wurde, damit die Milch nicht so schwappte. Diese Milch hatte dadurch ein gutes Aroma.
Auch hier ändert sich das Wetter ständig. Anfangs war es neblig und kühl mit Nieselregen, dann wurde es sehr angenehm und sonnig.
Nach einem Regentag ging es wieder zurück nach São Miguel, wo ich mit Judith den Abend in der Hotelbar war. Dort haben wir lange erzählt.
Nachdem ich am darauffolgenden Tag Judith zum Flughafen brachte, verlängerte ich noch drei Tage im Hotel und sah mir die Insel mit Linienbus und Taxi an.
Resümee
Es könnte noch viel erzählt werden. Aber das Erleben ist etwas Anderes. Aus dem Urlaub habe ich viel gelernt. Ich bin ängstlich und doch nicht ängstlich. Die vielen Stunden alleine waren nicht einfach, denn mir fehlte jemand zum Reden. Dadurch schrieb ich viel. Ich würde gerne wieder dorthin, aber im Grunde genommen kann man auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und anderswo schöne Urlaube verbringen. Es kommt darauf an, wie die seelische Verfassung ist. Wenn dann noch eine angenehme Person mitkommt, ist es fast überall schön.
Typische Aussicht auf einer Azoren-Insel
Text und Fotos von Simone Elsässer
Titelfoto (Ausschnitt) von Laragheast auf Wikipedia
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