Lest hier, was unser Kollege J. T. aus dem AlexOffice in seinem wissenswerten Artikel »JAZZ JAZZ JAZZ – durch alle Zeiten & Ortschaften« für Jazz-Interessierte recherchiert und zusammengestellt hat.  


 

»JAZZ JAZZ JAZZ – durch alle Zeiten & Ortschaften«

Jazz – Gestern & Heute

Nach Entstehen des Bebop in New Orleans ist Louis Armstrong wohl die erste namhafte Größe des Jazz, die im Jahr 1922 zur „King Olivers Creole Jazz Band“ stieß und zeitlose Perlen wie „I Ain’t Gonna Tell Nobody“, „Riverside Blues“ oder „Sweet Lovin’Man” schuf. Zunächst unter der Bezeichnung Bebop und Ragtime entwickelte sich diese neue Stilrichtung laufend fort, mal träge, mal rasant, doch stets offen für Veränderungen ihrer Zeit. Heute kennen wir mitunter Jazzmatazz, worin wir Einflüsse des Hip Hop wiederfinden. In der Tradition des alten New Yorker Jazz spielt auch Woody Allen (neben dem Schauspielgeschäft verdingt er sich in der Eddy Davis New Orleans Jazz Band an der Klarinette) – hier hören wir den launigen, tanzbaren Barjazz der Zwanziger und Dreißiger des 20. Jahrhunderts.

Zum Wesen dieser Musik

Für manche unerträglich, für andere dagegen gerade darum brilliant, macht den Jazz durch all die Jahrzehnte hindurch das Ungestüme, Verquirlte, Dreckige, Disharmonische, auch alles Stakkatohafte aus – hier finden wir alles in einem einzigen Musikstil, der nicht selten klingt wie eine schier endlose Suche nach Auflösung aus einem Wirrwarr von konträren, dann und wann sich streifenden Klangläufen.

Jazz findet fortwährend viele Freunde

Der Jazz hat wohl immer schon soziale Barrieren mit einiger Eleganz überwunden und findet gerade darum so viele Liebhaber und Freunde, die es meist bleiben.

Woody Allen, großer Jazzliebhaber seit Jugendtagen, sagte einmal, er liebe den Jazz, seit er fünfzehn war, Jazz stehe für eine farbenprächtige Ära New Yorks, voller großartiger Theater, Nachtclubs und herausragender Jazzmusiker. Auch für ein Lebensgefühl – eine Musik, in der das Verruchte der Gangster auf das Aufrechte der Soldaten trifft. Im Jazz begegnet sich alles, jede(r) ist hier willkommen!

Die Spielarten des Jazz

Thelonious Monk (1917 – 1982) fasste es einmal so: „Ich sage: Spiel’ auf Deine Art. Spiel’ nicht was das Publikum will. Du spielst, was Du willst und lässt deine Zuhörer begreifen, was Du da tust, auch wenn sie das fünfzehn oder zwanzig Jahre kostet.“

Der Jazz fließt, ist mal ein seichter, mal ein wilder Fluss – niemals ein stehendes Gewässer.

Monks Spielart steht für das Improvisatorische – er verkürzte und dehnte, variierte konventionelle Vorlagen. Kein Wunder, dass Helge Schneider sich schwerpunktmäßig auf Monk als Einfluss auf sein ebenfalls durch und durch improvisiertes Spiel beruft.

Wem der Swing im Jazz nicht fehlen darf und Big Bands liebt, kommt nicht an Duke Ellington (1899 – 1974) vorbei. Legendär ist sein einladendes „Take The A Train“, das wenn auch beschwingende, vergleichsweise getragene „It Don’t Mean A Thing“.

Weitaus melancholischer ging es bei Miles Davis (1926 – 1991) zu. Sein „Stella By Starlight“ klingt zu Beginn fast wie ein vertonter Abschiedsbrief – doch es wallt auch hier wieder Hoffnung auf, wie in unzähligen Werken großer Jazzer.

In John Coltranes (1926 – 1967) Erfolgsalbum „Blue Train” entdeckt man das neben Piano und Kontrabass markanteste Instrument, das Saxophon. Coltranes leidenschaftliches und quicklebendiges Spiel war und ist stilprägend für zahlreiche Jazz-Saxophonisten folgender Generationen.

Das weniger wilde, getragenere, gleichsam elegante Saxophon-Spiel von Stan Getz (1927 – 1991) in „The Cool Sound“ gilt ebenfalls als wegweisend und gewann den jungen Phil Collins für den Jazz.

Ein großer Pionier des Modern Jazz und herausragender Jazz-Pianist war Bill Evans (1929 – 1980). Zum Ausklang eines stressigen Tages und/oder zur Besinnung empfiehlt sich sein „Peace Piece“. Doch sein gesamtes Werk darf als Balsam für die (geplagte) Seele bezeichnet werden. Das Album „Portrait In Jazz“ des Bill Evans Trio ist ein sanftes und doch bewegtes Standardwerk des Modern Jazz, das absoluten Beginnern besonders ans Herz gelegt sei, da dieses Album alle Wesensmerkmale des Modern Jazz in sich vereint…

Jazz-Events (hierzulande)

Ob altbacken oder zeitgenössisch – das Sprichwort: „Das einzig Beständige ist der stete Wandel“ trifft auf wohl kaum eine Musikrichtung so sehr zu wie auf dieses Chamäleon Jazz.

Alljährlich im Herbst finden die Leverkusener Jazztage statt, wo alle zeitgenössischen Größen, alle (artverwandten) Spielarten des Jazz vertreten sind – ob Al Jarreau, ZAZ, Pat Matheny Group, Dominic Miller (Gitarrist in Stings Band), Candy Dulfer, Klaus Doldinger, Branford Marsalis Quartet (die Band des Saxaphonisten aus Stings „Englishman In New York“), Gregory Porter oder Jamie Collum – sie alle waren hier. Natürlich gibt es zahlreiche weitere Jazzfestivals die sich unbedingt lohnen (JazztageDresden – jedes Jahr im Sommer), doch dieses liegt am Rhein und findet daher für den Xblog besondere Erwähnung.

Und aus dem schier endlosen Spektrum des (modernen) Jazz begegnen wir dem Acid Jazz (zu diesem findet ihr einen wertvollen Beitrag des Kollegen „Doc Köllewood“ in der Rubrik Musik unter dem Titel „Jazz-Monat April – Acid Jazz & Jazz-Rap“).

Viel Freude beim Erweitern und/oder Vertiefen des musikalischen Horizonts*!*

Ein Beitrag von J. T. ;*

 

Literaturtipp:
Ken Burns, Geoffrey C. Ward: „Jazz – eine Musik und ihre Geschichte“. Econ, München 2001, ISBN 3-430-11609-0. (Nach einer Dokumentarfilm-Reihe von Ken Burns mit Beiträgen von Wynton Marsalis)

Titelbild: arivleone auf Pixabay


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