Im Musik-Monat Juni wird die »Afroamerikanische Musik« gefeiert. Mit Infos, Bildern und weiterführenden Links lässt unser Kollege Doc Köllewood aus dem AlexOffice Interessierte unter euch wieder an seinen umfangreichen Recherchen teilhaben. Die Titelgrafik hat Joseph Chebli aus dem AlexOffice gestaltet. 


 

»Afroamerikanische Musik« im Musik-Monat Juni

 



»Die afroamerikanische Musik […] veranschaulicht den kreativen Geist im Herzen der amerikanischen Identität und gehört zu den innovativsten und kraftvollsten Künsten, die die Welt je gesehen hat. Sie begleitet uns in unserem täglichen Leben, hat an Wendepunkten unserer Geschichte geläutet und gezeigt, wie unsere Errungenschaften als Kultur Hand in Hand mit unserem Fortschritt als Nation gehen.«

Barack Obama – Proklamation zur Würdigung der Afroamerikanischen Musik


 

Juni – dieser Monat ist der Monat der afroamerikanischen Musik, welche mich als jemand, der in den letzten 25 Jahren durch Hiphop geprägt wurde, sehr beeinflusst hat. Es brauchte seine Zeit, bis ich mich in diverse Genres reinfinden konnte, aber inzwischen weiß ich fast alle für das zu schätzen, was sie mir vermitteln wollen. Diesen Monat möchte ich euch also in ein paar Facetten dieses Genres einweihen – natürlich geht dies in diesem Rahmen nur sehr oberflächlich – weitere Artikel sind aber durchaus auch außerhalb des Monats willkommen!

Da wir bereits den Hiphop History Month, den Reggae-Monat und den Jazz-Musik-Monat hatten und Monate für Blues, House & Rock (& Roll) geplant sind, will ich dieses Mal auf die anderen Genres eingehen, die mit diesem Monat einher gehen:

 

Bild zum Xblog-Beitrag "Afroamerikanische Musik"

Was ich noch erwähnen möchte:
Man muss immer bedenken, dass afroamerikanische Musik sich nicht nur auf die USA bezieht (wegen der Proklamation von Obama, aus der ich in an verschiedenen Stellen dieses Artikels zitiere), sondern auch auf alle Musikkulturen in Süd-, Nord- und Mittelamerika einschließlich der Karibik, welche stark von traditioneller afrikanischer Musik beeinflusst wurde und deren Geschichte eng mit der Sklaverei und dem atlantischen Dreieckshandel im Kolonialismus des 16. Jahrhunderts verbunden ist. Das ganze Thema kann ich aber hiermit nur anschneiden, da dies den Rahmen sprengen würde!



»Während des „African-American Music Appreciation Month“ ehren wir die Künstler, die uns durch diese Musik zusammenbringen, uns ein wahres Spiegelbild unserer selbst zeigen und uns dazu inspirieren, nach der Harmonie zu streben, die über unsere härtesten Kämpfe hinausgeht.«

Barack Obama – Proklamation zur Würdigung der Afroamerikanischen Musik


 

Was ist „Rhythm and Blues“? – Was ist der (contemporary) R&B?

The Alabama Music Hall of FameIn den 40er Jahren war diese Art Musik (auch „Rhythm & Blues“ oder „Rhythm ‘n‘ Blues“ – oder abgekürzt „R n B“) das vorherrschende Genre der amerikanischen Popmusik. Der Rock & Roll (welcher im Juli in unserem Fokus stehen wird), der daraus entstand, kann als die primär von Weißen gespielte Form des Rock n Roll gesehen werden. Anders als die Wurzeln im Blues (für den wir den August als Monat angepeilt haben) ist R&B mehr rhythmisch akzentuiert. 1941 kam der Begriff selber das erste Mal in einem Rechtsstreit auf – heute ist der Begriff im Grunde ein Sammelbegriff für afroamerikanische Mainstreammusik und dadurch stark verwässert worden…

Der zweite Hype kam in den 80ern & 90ern durch populäre Musiker wie Michael Jackson, Prince, Whitney Houston, Mariah Carey, Lionel Richie & andere auf. Diese Art Neudeutung wird im Allgemeinen als „Contemporary R&B“ bezeichnet – auch Begriffe wie „Rap n Beat“ oder „Rhythm n Beat“ zeigen auf, dass die Einflüsse von Hiphop auf das Genre nicht zu leugnen sind. Wenn man heute das Kürzel R&B benutzt, bezieht man sich meist auf diese moderne Spielart…

Was ist Gospel & (Negro) Spiritual?

Traces Gospel Choir during a concert in Oslo Concert hall December 2017Gospel ist bei uns als eine christlich-afroamerikanische Stilrichtung bekannt, welche Einflüsse von Blues & Jazz mit (Negro-) Spirituals verbindet, welche man als frühe Form des Gospels sehen kann. Spiritual wird oft in der Mehrstimmigkeit folkloristisch improvisiert, während Gospel komponiert wird. Während Spiritual sich oft vom Alten Testament inspiriert fühlt, beinhaltet Gospel vermehrt Inhalte von Jesus und dem Neuen Testament. Auch bezeichnen viele jegliche englischsprachige christliche Musik oder christliche Popmusik als „Gospel“. Gospel war im engeren Sinne jedoch die Kirchenmusik in afroamerikanischen Gemeinden. Ich selber hab hier kein so tiefes Wissen, weshalb ich diese Musik hiermit auch nur erwähnen und einordnen möchte, aber vielleicht hat jemand von den Lesern Lust, ein wenig mehr über dieses Genre zu schreiben? 😉

Erwähnen möchte ich dennoch, dass die Besonderheit auch darin liegt, dass Gospel & Spiritual am besten in einem Chor funktioniert – das hebt diese Musik nochmals von den anderen afroamerikanischen Richtungen ab!

Was ist Soul-Musik?

Bild eines Saxophons zum Xblog-Beitrag "Afroamerikanische Musik"Man bezeichnet Soul als eine der wichtigsten Musikgenres der afroamerikanischen Unterhaltungsmusik – daher darf sie für uns in diesem Artikel natürlich nicht fehlen. Sie entwickelte sich aus Rhythm and Blues und Gospel in den 50ern. In den 60ern war sie so omnipräsent, dass sie ähnlich wie zuvor der Rhythm and Blues quasi zum Synonym für die Popmusik von BIPoC (aktuell korrekteste Bezeichnung für Schwarze, Indigene & andere People of Color) wurde. Die Musik ist dabei politisch eng mit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung gegen Rassentrennung und für Gleichberechtigung verknüpft!

Der Unterschied zwischen Soul und R&B ist unter anderem die Motivation der Künstler hinter der Musik: R&B dient primär der Unterhaltung, während Soulmusik auf Gefühle ausgelegt ist – daher der Name!

Erwähnenswert sind hier Künstler wie Marvin Gaye, Ray Charles oder Stevie Wonder. Leider ist auch hier die Parität der erfolgreichsten 20 Musiker nicht ganz gegeben, denn nur Aretha Franklin wird in den Top 10 gelistet!

Was ist der Funk?

Bild eines Musikers zum Xblog-Beitrag "Afroamerikanische Musik"Unter Funk versteht man eine Art afroamerikanische Musik, die in den 60ern populär wurde und spätere Genres wie Disco, Hiphop oder House stark geprägt und beeinflusst hat. Die genaueren Merkmale wie repetitive Rhythmik oder Offbeat gehen vielleicht ein wenig tief in die Musiktheorie, aber akzentuierte Bläsereinsätze und der Einsatz von Rhythmusgitarren ist neben dem Soulgesang hier etwas, was deutlich heraussticht. Zu erwähnen ist außerdem die prägnante Basslinie, die den Funk innovativ geprägt und von anderen Genres abgehoben hat. Die Idee des Funks ist unter anderem, dass jedes Instrument und jede Stimme als rhythmischer Teil des Ganzen gesehen wird – das Schlagzeug ist beim klassischen Funk daher eher minimalistisch im Hintergrund.

Viele Funk-Musiker treten als Band auf, während Solokünstler wie James Brown auch in anderen oben erwähnten Genres vertreten sind – jedoch den Funk als solchen geprägt haben. Als Beispiele für diese Bands kann man Parliament / Funkadelic von George Clinton, „Sly & the Family Stone“ oder „Earth Wind and Fire“ nennen…



»Lieder von afroamerikanischen Musikern umspannen die Bandbreite der menschlichen Erfahrung und schwingen in jedem Winkel unserer Nation mit – sie beleben unseren Körper, regen unsere Vorstellungskraft an und nähren unsere Seelen. In der Art und Weise, wie sie echte Geschichten über echte Menschen in Kunst verwandeln, sprechen diese Künstler universelle menschliche Emotionen und die Unruhe an, die sich in uns allen bewegt. Afroamerikanische Musik hilft uns, uns eine bessere Welt vorzustellen, und sie gibt Hoffnung, dass wir es gemeinsam schaffen.«

Barack Obama – Proklamation zur Würdigung der Afroamerikanischen Musik


 

Mein Fazit und meine Meinung

Ein Musiker spielt GitarreFür mich als eine Nicht-BIPoC-Person war diese Musik sehr einprägsam – genauso wie Hiphop bietet diese Musik einen Einblick in den Alltag und die Lebensrealität dieser Bevölkerungsgruppen – Musik kann ein Medium sein, um Gefühle und Erfahrungen zu vermitteln – Soul und andere Musikrichtungen beziehen sich dabei nicht ohne Grund auf die Seele. Inzwischen hab ich einen Musikgeschmack, der global openminded ist. Die Afroamerikanische Musik war da auch nur ein Einstieg. Inzwischen kann man aus allen Regionen der Welt Musik hören, und immer wieder hört man die Einflüsse dieser Genres raus. Ich bin dankbar, dass ich einen „Draht“ zu dieser Musik gefunden habe, und dies ist ein Grund mehr, dass ich diese Erfahrungen mit euch in Form der Musikmonate & des Xblogs teilen möchte, um möglichst viele Genres abzubilden. Natürlich freue ich mich über jedes Input zu den Monaten, um eure Einblicke zu diesen Musikgenres zu hören – der Xblog steht musikalisch für euch offen!

Ein Aspekt, den ich auf jeden Fall noch erwähnen möchte, ist der der kulturellen Aneignung: Darunter versteht man die Übernahme eines Bestandteils einer Kultur durch andere Kulturen, ohne dass der ursprünglichen Kultur entsprechender Respekt gezollt wird. Das ist ein kontroverses Thema was sicherlich einen separaten Artikel verdient hätte – ich wollte es dennoch nicht unerwähnt lassen, dass sich viele an afroamerikanischer Musik bedienen und diese nur „ausbeuten“ – quasi dem „Soul“ die Seele der Musik rauben…

Zudem fände ich es gut, wenn es neben dem afroamerikanischen Musikmonat auch ein Bekenntnis zur Afroeuropäischen Musikkultur von Seiten der EU in diesem Monat gäbe. Das ist vielleicht ein Ziel, was man hier in Europa in den kommenden Monaten verfolgen könnte…

Beenden wir es mit dem letzten Absatz der Proklamation von Obama, der seinen Text natürlich auf Amerika ausgerichtet hat. Er lässt sich dennoch gut auf unseren Alltag und unser Leben übertragen…



»Diesen Monat feiern wir die Musik, die uns daran erinnert, dass sich unser Wachstum als Nation und als Menschen in unserer Fähigkeit widerspiegelt, großartige Kunstwerke zu schaffen. Lassen Sie uns die Künstler hinter dieser unglaublichen Musik anerkennen, die uns gezwungen hat, aufzustehen – zu tanzen, unseren Glauben durch Lieder auszudrücken, gegen Ungerechtigkeit zu marschieren und das dauerhafte Versprechen unseres Landes von Freiheit und Chancen für alle zu verteidigen.«

Barack Obama – Proklamation zur Würdigung der Afroamerikanischen Musik


 

Euer Doc Köllewood

P.S.: Dank geht an Alessa, die mir (als einer Nicht-BIPoC-Person) mit Einblicken und Rückmeldungen zum Text sehr geholfen hat!


Das Titelbild wurde gestaltet von JK Chebli aus dem AlexOffice



Weiterführende Links


Quellen & Inspirationen

Als weitere Quellen wurde sich diesmal primär bei Wikipedia bedient:

 


Dieser Artikel ist der 5. Teil einer Musik-Monats-Serie:

Titelbild zum Beitrag „Lets get together…“ – Wer Bob Marley war & was er für uns bedeutet Februar – Monat des Reggae
Titelbild zum Beitrag „Alte Musik“ (Grafik: AlexOffice) März – Monat der Alten Musik
Titelbild zum Jazz-Monat April (Grafik: JK Chebli) April – Monat des Jazz
Titelbild zu "Homesessions als moderne Kammermusik" Mai – Monat der Kammermusik
Titelbild zum Afroamerikanischen Musikmonat Juni (Grafik: JK Chebli) Juni – Monat der Afroamerikanischen Musik
Titelgrafik zum Rockmusik-Monat Juli Juli – Monat der Rockmusik
Titelgrafik zum Artikel »Blues« im Alex-Musikmonat August August – Monat des Blues
Titelbild zum Artikel »Klassik meets Rap« im Musikmonat September September – Monat der Klassik-Rap-Musik

 


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